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Das ist dein wahres Sternzeichen

Steinbock

25. Dezember 25

Das ist dein wahres Sternzeichen

Die Tierkreiszeichen sind vor mehr als 2000 Jahren festgelegt worden. Seither hat sich am Himmel so einiges verschoben. Hier findest du heraus, vor welchem Sternbild die Sonne bei deiner Geburt wirklich stand.
29.12.2025, 19:3129.12.2025, 19:31

Ein Freund von mir pflegt mit «Automechaniker» zu antworten, wenn er nach seinem Sternzeichen gefragt wird, und fügt dann jeweils an: «Aszendent Schraubschlüssel.» Selbstredend kennt aber auch er sein Sternzeichen (Steinbock) – genau wie du deines ebenfalls, ganz egal, ob du an Astrologie glaubst oder nicht. Jedes Geburtsdatum ist einem dieser zwölf Zeichen des Tierkreises (Zodiak) zugeordnet. Und diese Zuordnung, so scheint es, ist in Stein gemeisselt – die Sterne sind ja ewig, zumindest erscheinen sie so, gemessen am Massstab eines Menschenlebens.

Doch wenn du zum Beispiel zwischen dem 21. Mai und 21. Juni geboren bist und daher glaubst, dein Sternzeichen sei Zwillinge, dann täuschst du dich – in Wahrheit bist du ein Stier. Du hast gedacht, du seist vielseitig, neugierig und geistig beweglich, wie man es dem Zwilling nachsagt, doch du bist geduldig, zuverlässig, bodenständig und sinnlich wie ein Stier. Auch wenn du ein anderes Sternzeichen hast, ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass die Sonne bei deiner Geburt gar nicht dort stand – die BBC hat mal berechnet, dass etwa 86 Prozent aller Menschen mit dem falschen Sternzeichen lebt.

Diese Tatsache ist nicht neu, aber wenig bekannt. Und die traditionelle westliche Astrologie lässt sich davon nicht beirren. Aber warum sind denn die Sternzeichen überhaupt verschoben? Und warum nehmen Astrologen keine Rücksicht darauf? Dazu müssen wir kurz ausholen.

Sternzeichen und Sternbilder

Zuerst sollte man Sternzeichen und Sternbilder unterscheiden. Sternzeichen beziehen sich zwar ursprünglich auf Sternbilder, doch es handelt sich um zwei unterschiedliche Systeme. Sternbilder sind astronomische Bezeichnungen für auffällige Gruppierungen von Sternen (Konstellationen) am Himmel. Die Bilder drücken jedoch in der Regel keine physikalische Zusammengehörigkeit der Himmelskörper aus, die in ihnen zusammengefasst sind – die Sterne eines Sternbilds können in Wahrheit weit voneinander entfernt sein. So ist der Stern Tabit im Sternbild Orion nur 26 Lichtjahre von der Erde entfernt, Chi2 Orionis im selben Sternbild aber um die 4000 Lichtjahre.

Einige der Sternbilder wurden schon in der Antike festgelegt; der berühmte Astronom Claudius Ptolemäus erstellte im 2. Jahrhundert eine Liste von 48 klassischen Sternbildern. Heute sind es 88, die 1922 von der Internationalen Astronomischen Union (IAU) verbindlich festgelegt wurden. Sie dienen vornehmlich der Beschreibung und Verortung von Himmelskörpern. Sternbilder sind unterschiedlich gross – sie nehmen also nicht gleich viel Raum am Himmel ein. Manche von ihnen sind nur am Nord- oder am Südhimmel sichtbar.

Sternzeichen oder Tierkreiszeichen hingegen sind astrologische Begriffe und dienen als festes, symbolisches System der Strukturierung des Jahresablaufs. Der Tierkreis oder Zodiak umfasst zwölf bestimmte Sternbilder, eben die bekannten Sternzeichen. Ihre Besonderheit liegt darin, dass sie weder dem Süd- noch dem Nordhimmel zugeordnet werden können, da sie in einer etwa 20 Grad breiten Zone um die Ekliptik liegen. Die Ekliptik ist die scheinbare Bahn der Sonne am Himmel, die durch die Ebene der Erdumlaufbahn definiert wird.

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Die Ekliptik ist die scheinbare Bahn der Sonne am Fixsternhimmel, wie sie von der Erde aus im Laufe eines Jahres gesehen wird. In Wahrheit bewegt sich die Erde um die Sonne.GIF: Wikimedia/Tfr000 (talk)

Streng genommen befinden sich allerdings nicht nur zwölf Sternbilder in dieser Zone um die Ekliptik, sondern dreizehn. Die antiken Astrologen zogen es aber offenbar vor, wohl aus praktischen Gründen, den Himmelskreis von 360 Grad in zwölf gleich grosse Stücke zu je 30 Grad zu unterteilen. Das dreizehnte Sternbild, der Schlangenträger oder Ophiuchus, fiel unter den Tisch. Dazu später mehr.

Beginn der Sterndeutung
Die scheinbare Bewegung der Sterne und die jahreszeitliche Veränderung der Sonnenposition (in Wahrheit bewegt sich aber die Erde) wurden schon im alten Ägypten und in Mesopotamien spätestens ab dem 3. Jahrtausend v. Chr. für kalendarische Zwecke genutzt. Für die mesopotamischen Astrologen bildeten manche Sternbilder Gottheiten ab, andere waren einer Gottheit zugeordnet. Einige davon kennen wir heute noch, etwa Skorpion, Zwillinge oder Stier. Andere Sternbilder wurden umbenannt, weil die alten Gottheiten ihre Bedeutung verloren. So wurde aus dem Weisheitsgott der Wassermann, aus der Liebesgöttin wurden die Fische.

Die Festlegung des Tierkreises mit zwölf Sternbildern auf der Ekliptik fand im 5. Jahrhundert v. Chr. im persischen Achämenidenreich statt. Die hellenistischen Astrologen, allen voran Claudius Ptolemäus, wiesen den einzelnen Zeichen bestimmte Deutungen zu und verbanden sie mit den vier Elementen. Sie schufen damit das im Wesentlichen bis heute gültige System der westlichen Astrologie.

Wichtig ist: Als die Sternzeichen in der Antike ihre Namen erhielten, stimmten sie noch mit ihren zugehörigen Sternbildern überein – das heisst, die Sonne wanderte damals vom 21. Mai bis zum 21. Juni tatsächlich durch das Sternbild Zwillinge. Mittlerweile ist das aber, wie eingangs erwähnt, nicht mehr der Fall – die Sternbilder haben sich inzwischen deutlich verschoben. Der Grund dafür liegt in der Präzession der Erdachse. Was ist das?

Taumelnde Erdachse

Die Erdachse, also die Achse, um die die Erde rotiert, ist nicht nur um etwa 23,5 Grad zur Ebene der Erdumlaufbahn geneigt, was die Jahreszeiten verursacht. Sie ist auch einer Taumelbewegung unterworfen, die auf die Anziehungskraft von Mond und Sonne in Zusammenwirkung mit der Abweichung der Erde von der Kugelform zurückzuführen ist. Es handelt sich um eine sehr langsame Kreisbewegung der Erdachse relativ zum Fixsternhimmel. Ein vollständiger Kreisumlauf dauert etwa 25'800 Jahre – ein sogenanntes Platonisches Jahr.

Schematische Darstellung der Präzession des Frühlingspunktes: die kurzen Pfeile am Äquator zeigen die Rotation der Erde um ihre Achse (1 Zyklus = 1 Tag), der lange kreisförmige Pfeil an der Achse zeig ...
Schematische Darstellung der Präzession der Erdachse. Grafik: Wikimedia

Aufgrund dieser Präzession bleibt die Erde pro Jahr um 0,0139 Grad auf ihrer Bahn um die Sonne zurück; in 72 Jahren summiert sich dies auf ungefähr 1 Grad und in mehr als 2100 Jahren auf 30 Grad des Himmelskreises, also ungefähr ein Sternbild. Auch der sogenannte Widderpunkt oder Frühlingspunkt – dann überschreitet die Sonne den Himmelsäquator, was den Beginn des Frühlings markiert – wandert; er liegt heute nicht mehr im Sternbild Widder, sondern wanderte etwa 130 Jahre vor Christi Geburt ins Sternbild Fische. In rund 600 Jahren wird er sich dann im Sternbild Wassermann befinden. Manche Astrologen oder New-Age-Anhänger sprechen deshalb von einem sogenannten Wassermann-Zeitalter, dessen Beginn sie jedoch meist ins 21. oder gar 20. Jahrhundert verlegen.

In der untenstehenden Animation sehen wir die Verschiebung des Widderpunkts: Beim Frühlingsanfang am 20. März stand die Sonne im Jahr 976 v. Chr. vor dem Sternbild Widder, im Jahr 130 v. Chr. aber bereits vor dem Sternbild Fische. Aktuell steht sie bei Frühlingsbeginn immer noch vor diesem Sternbild, wird aber im Jahr 2600 vor dem Sternbild Wassermann und im Jahr 5025 vor dem Sternbild Steinbock stehen:

Krebs

19. Januar

Ophiuchus, das 13. Sternbild

Im Gegensatz zu den Sternzeichen des Tierkreises sind die ihnen entsprechenden zwölf Sternbilder nicht gleich gross. Es lässt sich zwar nicht exakt angeben, wie viel Prozent etwa das Sternbild Jungfrau vom Himmelskreis einnimmt, denn die Sternbilder bilden unregelmässige Formen und die Grenzen zwischen ihnen sind fliessend. Doch sicher ist, dass die Sonne mehr als doppelt so viel Zeit vor der Jungfrau wie vor dem Sternbild Krebs verbringt.

Ophiuchus

30. November bis 18. Dezember

Vor dem Sternbild Skorpion verbringt unser Zentralgestirn sogar nur eine Woche. Das liegt allerdings daran, dass zwischen Skorpion und dem Sternbild Schütze noch das Sternbild Ophiuchus (Schlangenträger) liegt, das 13. Sternbild in der Ekliptik. Die Sonne wandert etwa vom 26. November bis zum 18. Dezember durch den Ophiuchus; länger also als durch den Skorpion. Die meisten Schütze-Geborenen erblickten daher das Licht der Welt, als die Sonne sich tatsächlich vor dem Ophiuchus befand. Und bei jenen, die als Skorpion durchs Leben gehen, stand sie vor der Waage oder vor der Jungfrau.

Schon die Babylonier schlossen Ophiuchus aber aus dem Zodiak aus. Vermutlich hat es damit zu tun, dass sie den Tierkreis mit den zwölf Monaten synchronisierten und daher eines der 13 Sternbilder verbannten. Berücksichtigt man jedoch den Ophiuchus, vergrössert sich die Diskrepanz zwischen Sternbild und Sternzeichen noch mehr.

Wie sieht es bei dir aus? Hier in unserem Tool findest du heraus, vor welchem Sternbild die Sonne wirklich stand, als du geboren wurdest.

Welches Sternzeichen war wirklich hinter der Sonne?

Gib dein Geburtsdatum ein und finde es heraus.
01-01-2025

Du bist tatsächlich Jungfrau denn Jungfrau stand wirklich hinter der Sonne an deinem Geburtstag

Was sagt die Astrologie dazu?

Schon vor mehr als 2000 Jahren entdeckte der griechische Astronom Hipparchos, dass die Sternbilder sich im Vergleich zu alten Aufzeichnungen verschoben hatten. Die Verschiebung, die mittlerweile fast ein ganzes Sternbild beträgt, ist den Astrologen bestens bekannt – kümmert sie jedoch nicht. Das hat damit zu tun, dass die westliche Astrologie, die stark auf Ptolemäus fusst, das sogenannte tropische Tierkreissystem verwendet.

Dieses richtet sich nach den Jahreszeiten und ist an den vier Wendepunkten des Jahreskreises, den Äquinoktien und Solstitien, ausgerichtet. Es beginnt mit dem Frühlingspunkt, also der Frühjahrs-Tagundnachtgleiche. Der Widder, das erste Sternzeichen, beginnt daher am ersten Tag des Frühlings, obwohl die Sonne zu diesem Zeitpunkt mittlerweile vor den Fischen steht. Die zwölf Tierkreiszeichen, die wir kennen, sind nicht mit den Sternen synchron, sondern fix an den Jahreszeiten verankert. Sie nehmen zudem gleich grosse 30-Grad-Abschnitte der Ekliptik ein und dauern ungefähr gleich lang, während die tatsächlichen astronomischen Sternbilder unterschiedlich gross sind.

Die Entkopplung zwischen Sternbildern und Tierkreiszeichen wurde schon von babylonischen Sternkundigen vorgenommen, die vermutlich noch vor Hipparchos die durch die Präzession verursachte Verschiebung der Sternbilder bemerkt hatten und auch – wie erwähnt – den Ophiuchus aus dem Zodiak entfernten. Die indischen (vedischen) Astrologen machten diesen Schritt nicht mit, sondern orientierten sich am siderischen Tierkreis, der den sich verschiebenden Sternbildern folgt. Beide Systeme beruhen auf astrologischen Traditionen und haben keine naturwissenschaftliche Grundlage.

Hier findest du alle 13 Sternbilder der Ekliptik:

Krebs

19. Januar

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61 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Pierre Michel (0.69 HQ)
29.12.2025 20:10registriert Juli 2021
Ich glaube nich an solchen Quatsch. Liegt wohl daran dass ich ein Skorpion bin, wir sind von Natur aus skeptisch.
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Macrönli
29.12.2025 19:55registriert April 2018
🤯 waaaaas? Ich bin gar nicht das Sternzeichen das ich all die Jahre glaubte zu sein? All die zugeschriebenen Eigenschaften stimmen gar nicht? Muss mich neu erfinden...
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rundumeli
29.12.2025 20:02registriert April 2014
Für profundere Charakter-Analysen emfehl ich eh das gummibaerchen-orakel.ch, wo tagesaktuell fünf Bärli aus der Tüte gezogen werden... allerliebst ;-)
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