«Sie ersticken unseren Planeten», sagte António Guterres vergangene Woche über Regierungen und Firmen, die für hohe Treibhausgas-Emissionen verantwortlich sind. Der Uno-Generalsekretär reagierte damit auf den Bericht des Weltklimarats (IPCC), der am Montag veröffentlicht wurde. Es sei ein «Dokument der Schande, ein Katalog der leeren Versprechen», so Guterres.
Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler kamen zum Schluss, dass der Ausstoss der Treibhausgase vor 2025 den Höhepunkt erreicht haben muss, um die Erderwärmung auf 1,5 Grad zu beschränken. Mit fossilen Brennstoffen muss so schnell wie möglich Schluss sein.
Dennoch haben Regierungen rund um den Globus seit Erscheinen des Berichts, mindestens sieben neue Öl- und Gas-Projekte genehmigt, wie euronews.com auflistet. Etwa Grossbritannien, welches Bohrungen in der Nordsee durchführen will.
Klimaaktivistinnen und Klimaaktivisten reagierten entsetzt auf die angekündigten Bohrungen. Rund um London führten sie zahlreiche Proteste durch. Dies bekamen auch die Bewohner-innen und Bewohner der Stadt zu spüren, da unter anderem Strassen blockiert wurden.
Der zivile Ungehorsam wird weitergehen. Die Aktivistinnen und Aktivisten kündeten an, dass sie in den kommenden Tagen «so viele Strassensperren wie noch nie» errichten würden.
Die Aktionen wurden auch im britischen Fernsehen diskutiert. Das Interview mit der Aktivistin Miranda Whelehan erinnerte dabei stark an den Streaming-Hit «Don't Look Up» mit dem Star-Cast um Leonardo DiCaprio, Jennifer Lawrence und Jonah Hill.
Im 2021 erschienenen Netflix-Film finden Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler heraus, dass ein Komet auf die Erde treffen und das Leben auslöschen wird. Sie werden zwar in TV-Shows eingeladen und treffen sich mit wichtigen politischen Entscheidungsträgern, doch niemand nimmt die Astronomin und den Astronomen ernst.
Und so endet der Film, wie er enden muss: Der Komet zerstört die Erde, weil niemand gehandelt hat und alle getreu nach dem Motto «Don't Look Up – Einfach nicht nach oben schauen» weitergelebt haben.
Ähnlich verzweifelt wie die Astronomin Kate Dibiasky (Jennifer Lawrence) muss sich nun auch Whelehan gefühlt haben. In der Sendung «Good Morning Britain» verteidigte sie ihren Standpunkt, sofort aus dem Öl auszusteigen.
Der Moderator meinte, dass der Slogan «Stop Oil» kindisch sei. Zudem hätten seine Zuschauerinnen und Zuschauer «wütend» auf die Protestaktionen reagiert. Die Strassenblockaden würden dem Anliegen des Öl-Ausstieges nicht nützen. «Wir haben einige positive Reaktionen von unseren Zuschauerinnen und Zuschauern erwartet für Sie. Aber wir haben keine einzige erhalten.»
Whelehan seuftze zunächst etwas ratlos und entgegnete dann: «Ich frage mich, ob irgendjemand von euch den letzten IPCC-Bericht gelesen hat. Wir sind auf dem Weg zur Klima-Katastrophe. Wir sind auf dem Weg zu einer Erderwärmung von drei Grad Celsius.» Ein Twitter-User hielt dazu fest: «Don't Look Up live im Fernsehen.»
Nicht auf der Linie der Aktivistin war Journalistin Lowri Turner, welche die Protestform stark kritisierte. Die Aktivistinnen und Aktivisten hätten das Gefühl, weil sie ihre Hand auf den Teer klebten, seien sie Märtyrerinnen und Märtyrer. In Tat und Wahrheit würden sie sich aber auf Social Media selbst inszenieren, wenn sie Strassen blockieren. «Die normalen Menschen, die zur Arbeit müssen, können dann aber nicht zur Arbeit», nervte sich Turner.
Zivilen Widerstand gab es am Montag übrigens auch in der Schweiz. Klimaaktivistinnen und Klimaaktivisten blockierten in Lausanne eine Autobahnausfahrt. Sie forderten vom Bundesrat einen Aktionsplan, um energetische Gebäudesanierungen voranzutreiben.
Die Polizei löste die Blockade auf, indem sie die Aktivistinnen und Aktivisten von der Autobahn trugen. Die kürzlich gegründete Bewegung «Renovate Switzerland» kündigte aber an, dass sie ihre Aktionen fortsetzen werde. (cma)
Und einmal mehr weiss ich wieder, das es eine kluge Entscheidung ist und war, keine Kinder in die Welt zu setzen. Schon die nächste Generation wird der Klimawandel furchtbar hart in die Weichteile treten.