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Flüssignahrungs-Experte Oliver Sturman hat jetzt eine Slushy-Maschine

Oliver Sturman, Daisy Ploppins und die Slushy-Maschine
Oliver Sturman, Daisy Ploppins und die Slushy-Maschinebild: Oliver Sturman
Interview

Flüssignahrungs-Experte Sturman ist zurück – mit einer überraschenden Anschaffung

18.12.2022, 18:0518.12.2022, 18:05
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Ende 2019 interviewte ich Oliver Sturman. Der Stressforscher von der ETH ernährte sich damals nur mit Flüssignahrung – mit Wasser angerührtem Pulver, das einen perfekten Inhaltsstoffe-Mix verspricht.

Sturman stiess bei unseren Lesern auf wenig Verständnis, mit seiner selbstironischen Art erhielt er aber viel Sympathie. So viel Sympathie (aka Klicks), dass wir ihn zwei Jahre später noch einmal interviewten.

Und obwohl das Interview (wie auch Sturmans Shakes) absolut kein Fleisch am Knochen hatten, erzielte auch dieses Traumquoten.

«Ihr könnt euch auch einmal im Monat zum Interview treffen, ist unterhaltsam - danke.»
watson-User «So oder so»

Gerade monatlich schafften wir es nicht. Aber Anfang Dezember wurde Herr Sturman, jetzt Dr. Sturman, unser Gedränge zu bunt – und der Brite nahm sich noch einmal Zeit für uns.

Das Interview wurde auf Englisch geführt und später übersetzt.

Herr Dr. Sturman, Sie kennen den Drill ja mittlerweile.
Dr. Oliver Sturman:
Was für ein Sequel-Jahr! «Top Gun II», «Avatar II» und jetzt auch noch «Sturman III»! Darauf hat die Welt gewartet.

Haha, bevor wir zum gemütlichen Teil übergehen, müssen wir schnell die Pflicht erledigen: Wie haben Sie's mit dem Flüssignahrungskonsum?
Ich konsumiere täglich immer noch ein, zwei Shakes.​

Immer noch?
Ich habe kurz pausiert und dann wieder damit begonnen. Aber ich esse heute sicher mehr normale Mahlzeiten als während der intensiven Testphase, die ungefähr ein Jahr dauerte. Ein-, zwei Shakes sind es immer noch. Aber wissen Sie was – etwas anderes hat sich grundlegend geändert.

Ich bin gespannt wie ein Flitzebogen.
Die verkaufen jetzt Flüssignahrung hier in der UZH-Mensa!

Nein!
Der Fortschritt ist unaufhaltsam.

Vielleicht liegt das am Küchenchef. Damit meine ich selbstverständlich nur, dass der Küchenchef eventuell ja auch watson liest und sich von Ihnen inspirieren liess.
Sie verkaufen aber ein anderes Produkt als das, was ich trinke.

Und? Haben sie fremdgekostet?
Ich will nicht lügen. Ja. Und es war zugegebenermassen recht gut. Das Produkt ist nicht zum Anrühren, sondern kommt «ready to drink». Ich denke, deshalb ist es sowohl besser als auch deutlich teurer.

Zurück zu Ihnen. Sie konsumieren noch immer Flüssignahrung. Und noch immer sind Ihnen keine Zähne ausgefallen? Der Kiefer ist auch noch dran, wie ich sehe …
Ja, es ist enttäuschend. Aber umgekehrt habe ich auch keine Superkräfte erhalten. Mein Haarwuchs wurde zum Beispiel nicht besser.

Aber – ich habe so meinen Quellen – in Ihrem Leben hat sich doch einiges verändert.
Oh ja. Das letzte Jahr war wild.

Sie haben sich einen Welpen zugetan.
Genau. Sie ist heute bei mir im Büro im anderen Raum. Jetzt schläft sie gerade. Aber junge Hunde sind wirklich eine Menge Arbeit. Wenigstens das Frühstück ist easy: Ich nehme einen Löffel Flüssignahrung und dann bekommt sie ihren Löffel.

Aber hoffentlich nicht von derselben Brühe, die Sie trinken?
Nein, nein. Mein Hund bekommt spezielle Beagle-Nahrung. Aber wissen Sie, im Grundsatz ernähren wir uns ähnlich. Nur dass sich mein Hund denkt: ‘Oh! Derselbe Frass wie gestern! Heute ist mein Glückstag!’ Aber natürlich kriegt sie aber auch jede Menge unterschiedliche Leckerli.

Was ist denn das Anstrengende an einem jungen Hund?
So viel Spaziergänge. Jeden Tag, jeden Morgen. Ich dachte, es würde mit der Zeit einfacher, so früh aufzustehen und rauszugehen. Und dann jedes Mal Fotos schiessen müssen für Instagram.

Für Instagram?
Selbstverständlich. Daisy Ploppins hat schon 84 Follower.

Nach diesem Interview wird sie ein Star sein. 90 Follower schaffen wir sicher.
90! Ich dachte eher an 85. Aber glauben Sie mir, ich weiss, was die Leute wollen. Deshalb gibt es auch keine Fotos von mir. Die Top-Hunde im Business verdienen mit Sponsoren übrigens bis zu 50’000 Dollar pro Post. Da dachte ich: wieso nicht. Aber ich realisierte schnell: Es ist harte Arbeit, viermal am Tag etwas zu posten. Vor allem, wenn man noch berufstätig ist. Deshalb gehe ich es ruhiger an.

Gibt es sonst noch etwas von Ihrem Hund zu berichten?
Das Beste an einem Hund ist, dass man endlich sämtliche Nachbarn kennenlernt. Ich lebe zwar schon seit über zwei Jahren mit ihnen unter einem Dach, aber so richtig kennengelernt habe ich noch niemanden. Mein einziger Kontakt mit meinen Nachbarn war bisher das klassische Schweizer-Ding: Dass man sich abends im Dunkeln im Waschraum in die Arme läuft und sich so erschreckt, dass man kein Wort mehr wechselt. Ich bin sicher, das passiert jedem in der Schweiz mindestens einmal pro Woche. Und auf das initiale Erschrecken kann keine Konversation mehr folgen.

Da kann unsere Emily nur zustimmen!

Video: watson/Emily Engkent

Wir müssen aber noch über etwas anderes reden. Bei meinen akribischen Recherchen für dieses Interview habe ich herausgefunden, dass Sie sich eine Slushy-Maschine gekauft haben.
Das ist wahr. Es lässt mich aussehen, als stünde ich kurz vor einem Zusammenbruch … ein erwachsener Mann, der sich einen Welpen und eine Slushy-Maschine kauft. Aber als Wissenschaftler muss ich mich um die bedeutsamen Fragen in der Gesellschaft kümmern. Und eine davon ist: Kann man Glühwein einfrieren?

Sie scheinen ein Flair für eklige Dinge aus Bechern zu haben.
Hören Sie mir zu. Sie kennen es ja: Glühwein ist in der Weihnachtszeit das Beste …

Nein.
Sie mögen keinen Glühwein?

Nein.
Aber können wir uns darauf einigen, dass ihn viele Leute mögen?

Ja.
Gut. Und ich habe mir gedacht: Es ist fruchtig, es ist süss. Was wäre, wenn man ihn auch im Sommer verkaufen könnte! Niemand aber will heissen Glühwein im Sommer. Und bei Raumtemperatur ist er ebenfalls ungeniessbar. Vielleicht aber, nur vielleicht, wenn man Glühwein zu einem Slushy verarbeitet, ist er auch im Sommer geniessbar.

Und? Ist er?
Nein. Er ist grauenhaft.

Was ist mit Bier? Haben Sie schon Bier zu einem Slushy verarbeitet?
Nein. Bisher nicht. Es ist eine delikate Kunstform, einen perfekten Slushy herzustellen. Das Zucker-Alkohol-Verhältnis muss perfekt sein. Mit zu wenig Zucker gefriert das Zeug zu schnell und es produziert einen einzigen, massiven Eisklotz, der die Maschine blockiert.

Was waren denn die besten Slushys, die Sie bisher produzierten?
Das waren ganz verschiedene Dinge – mit Vodka. Also zum Beispiel verschiedene Fruchtsäfte gemischt und dann Vodka rein. Das ergab eine wirklich schöne Textur. Und je mehr man davon zu sich nimmt, desto besser wird sie … offensichtlich.

Schön opfern Sie sich im Namen der Wissenschaft für diese Experimente.
Ich muss zugeben, dass ich mich vorher nicht schlau gemacht habe, ob nicht schon jemand vor mir das Glühwein-Experiment durchgeführt hat. Aber vielleicht sollte ich eine Versuchsreihe «Will it slush?» starten und dabei diverse Dinge zu Slushys verarbeiten.

Ich sehe einen YouTube-Kanal
Ich glaube nicht, dass ich neben meinem Hunde-Instagram-Kanal noch Kapazität habe für einen YouTube-Kanal.

Aber irgendwie müssen Sie ihre Ausgaben ja amortisieren.
Das ist korrekt. Die Slushy-Maschine kostete ungefähr 500 Franken.

Entschuldigung, wie viel?
Ja, ich weiss. Nicht meine weiseste Anschaffung. Aber sie ist gut für Partys. Nicht, dass ich Partys schmeissen würde. Aber im Fall der Fälle wäre ich gut vorbereitet.

Haben Sie die Maschine wenigstens im Sommer gekauft?
Nein! Natürlich nicht. Erst im Spätherbst! Den ganzen Sommer lang, als es wirklich heiss war, habe ich mich nach einem Slushy gesehnt. Slushys sind in der Schweiz ja nicht an jeder Ecke erhältlich.

Weil sie schrecklich sind!
Wieso sind Slushys schrecklich?

Sie sorgen für einen Brainfreeze, für das Gefühl, als würde das Hirn einfrieren. Sie machen Kopfschmerzen.
Aber der Brainfreeze ist doch das Beste daran.

Sagt der Stressforscher am Institut für Hirnforschung.
Der Trick ist, dass man seine Zunge an den Gaumen drückt. Dann geht das Gefühl weg.

Ich wittere eine tatsächlich nützliche Information in diesem Interview für unsere Leser. Können Sie das weiter erläutern?
Im Gaumen sind kleine Blutgefässe, die sich bei Kälte verschliessen und Ihnen das Gefühl geben, dass Ihr Hirn schmerzt. Wenn Sie den Bereich nun aufwärmen, verschwindet das Gefühl. Die Zunge eignet sich deshalb gut dafür, weil sie sich in der Regel bereits in ihrem Mund befindet und sie gut durchblutet ist.

Eine interessante Erkenntnis – und damit ein Novum für diese Interviewreihe! Gab es in Ihrem Leben sonst noch signifikante Änderungen, über die unsere Leser informiert sein sollten?
Der Hund war ein Rieseneingriff. Die Slushy-Maschine natürlich auch – fast gleich gross. Sonst hat sich aber nicht viel getan.

Was macht eigentlich Ihre Forschung?
Ha! Jetzt versuchen Sie noch schnell einen Scoop zu erhaschen. Aber von meinen fliegenden Mäusen mit Laser-Augen erzähle ich Ihnen nicht. Nein. Im Ernst. Ich glaube, ich darf mich in diesem Rahmen nicht zu meiner Forschung äussern. Dafür müssten Sie eine offizielle Anfrage stellen.

Vielleicht mach ich das sogar einmal. Mich hat es auf jeden Fall gefreut, Sie erneut zu interviewen. Ich fürchte aber, unser dritter Teil fällt zu dünn aus für eine weitere Folge im nächsten Jahr.
Aber immerhin haben wir vermutlich das erste Interview in der Schweiz zu Slushy-Maschinen geführt. Das muss ja auch was gelten.

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Sorry Schweiz, ich muss mit dir über das Gipfeli reden...
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20 Kommentare
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SKYEyes
18.12.2022 18:23registriert November 2022
"Die Zunge eignet sich deshalb gut dafür, weil sie sich in der Regel bereits in Ihrem Mund befindet."
Hahaaa, genau mein Humor! 😂
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DerRabe
18.12.2022 18:32registriert Juli 2014
Interview Nummer 4 ist gebucht! Sehr amüsant zu lesen, danke dafür.
743
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Struntz
18.12.2022 20:40registriert Januar 2014
Grossartig. Bitte regelmässig interviewen!
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