Ob auf Social Media oder am Stammtisch – das Thema Strassenkleider im Bett sorgt seit Jahren für Diskussionen. Einig wird man sich irgendwie nicht. Manche finden es total eklig, andere sehen darin kein Problem.
Für Ekel sorgt vor allem der Umstand, dass die Kleider im Alltag getragen werden. Man sitzt im Tram, läuft durch dreckige Strassen oder setzt sich auf den Boden. Dabei gerät auch Dreck an die Kleidung, die schliesslich im Bett landet. Eine Gefahr für die Gesundheit?
Nein, sagen Experten. «Gesundheitliche Folgen einer solchen Aktion kann man mehrheitlich ausschliessen», sagt etwa Walter Zingg, leitender Arzt in der Klinik für Infektionskrankheiten und Spitalhygiene am Unispital Zürich, zu 20 Minuten. Die Gefahr hänge allerdings auch vom Alltagsverhalten ab. Dabei gilt: Je dreckiger, desto gefährlicher. Regelmässiges Kleiderwechseln und Händewaschen ist deshalb sehr empfohlen, um zu verhindern, dass Darmbakterien auf die Matratze und in Augen und Mund geraten.
Auch Johannes Knobloch, Facharzt für Mikrobiologie, Virologie und Infektionsepidemiologie, gibt gegenüber t-online Entwarnung: Es brauche verschiedene Faktoren, damit Keime gefährlich werden können. Da Viren oft nur kurz auf Kleidern überleben, können beispielsweise Influenza- oder Coronaviren meist keine Infektion mehr auslösen, sobald man zu Hause ist. Und auch Noroviren können nicht über die Kleidung übertragen werden.
Dennoch gibt es auch Menschen, die vorsichtig sein müssen. Das gilt für jene, die an einer Vorerkrankung leiden oder offene Wunden haben. Dazu sagt Peter Walger, Vorstandsmitglied der Deutschen Gesellschaft für Spitalhygiene, zu Focus: «Deren Haut kann massiv von Keimen besiedelt sein, die sich unter bestimmten Umständen zum Infektionsrisiko entwickeln können, zum Beispiel bei einer Operation oder Verletzung.» Solchen Risikopatienten empfiehlt er, nicht nur Kleider, sondern auch Bettwäsche häufiger zu waschen.
Auch Allergikerinnen und Allergiker sollten es vermeiden, Strassenkleider im Bett zu tragen, da Pollen und Pilzsporen von draussen im Bett landen können. Atmet man sie die ganze Nacht ein, kann das unangenehm werden. Walger fasst zusammen: «Man kann nicht behaupten, es gibt gar keine Gefahr durch Keime an der Kleidung – aber die ist sehr überschaubar.»
Die Frage, ob jemand Strassenkleider im Bett duldet oder nicht, hängt eher vom Hygieneempfinden ab. Und das ist von Mensch zu Mensch unterschiedlich. So waschen manche ihre Bettwäsche mindestens einmal pro Woche, andere wechseln sie nur alle paar Wochen. Ein Null-Risiko für Infektionen gibt es – solange man die Wohnung verlässt – jedoch nie.