Man kann sterben, wenn man versucht, eine Taschenbibel zu schlucken. Oder wenn man sich das Pinkeln vor lauter Etikette verkneift. Auch nicht unbedingt empfehlenswert ist es, dem Tango zuliebe das Kinn stolz zu erheben und den Blick zur Decke zu richten, denn es kann sein, dass man sich im fünften Stock befindet und geradewegs aus dem offen stehenden, bodentiefen Fenster heraustänzelt.
Auf ganz vielen Ebenen ist Analsex mit einem Pferd verkehrt. Sei gewarnt, die Gartenschnecke, die man für eine Mutprobe heruntergewürgt hat, kann sich auch acht Jahre später noch rächen. Und selbst wenn deine Scheiben bruchsicher sind, solltest du es im 24. Stock eines Hochhauses nicht unbedingt darauf ankommen lassen. Denn sie mag zwar tatsächlich nicht zerbrechen, wenn du dich dagegen wirfst, stattdessen aber vollkommen unversehrt aus dem Rahmen springen.
Willkommen zur Artikel-Reihe RIP LOL – Tode, die nicht ganz so würdig, dafür umso sinnloser sind. Die Frauenquote, das sei schon mal vorausgeschickt, wird gleich null sein, was in diesem Fall doch ziemlich schmeichelhaft ist.
Den Anfang machen selbstredend die alten Römer, da wurde noch weitaus dramatischer gestorben. Besonders, wenn man Christ war im Jahr 258 unter Kaiser Valerian, der ob ihrer Ausbreitung so sehr zitterte, dass er sie unter Androhung der Todesstrafe zwang, den Göttern einen Treueeid zu schwören.
Doch die frühen Christen waren fest in ihrem Glauben, so fest, dass sie auch den Tod nicht fürchteten. Und so knickten sie auch nicht ein, als Valerian dazu überging, ihre Führungsspitze auszudünnen.
Cyprian, den Bischof von Karthago, enthauptete man, nachdem er dem römischen Statthalter gesagt hatte, dass er nur den einen und wahren Gott kenne, denjenigen nämlich, der Himmel und Erde, das Meer und alle Lebewesen darin geschaffen habe.
Daraufhin folgte Sixtus II.. Die Häscher zerrten den Bischof von Rom und die vier anwesenden Diakone aus ihrem Gottesdienst und richteten sie allesamt sofort hin.
Nicht so sehr die Tatsache, dass Sixtus II., geköpft wurde, sondern dass er selbst diesen Märtyrertod nicht ebenso sterben durfte, liess nun Laurentius von Rom arg verzweifeln. Als Archidiakon war er doch die rechte Hand des Bischofs, der Verwalter des Kirchenschatzes, warum bloss verschonte man ihn?
«Gräme dich nicht!», tröstete ihn daraufhin der selige Bischof des Nachts im Traume, «in vier Tagen schon wirst du mir nachfolgen.»
Und tatsächlich, bereits am nächsten Morgen standen Valerians Männer vor seinem Tor und verlangten die Herausgabe der kirchlichen Reichtümer. Doch dieser gab sie auch unter den Peitschenhieben der Folterknechte nicht preis. Er erbat sich stattdessen drei Tage Bedenkzeit, die ihm der Kaiser gewährte. Zu bedenken hatte er allerdings wenig, denn er wusste ganz genau, was zu tun war.
So machte sich Laurentius eilends daran, alles Gold und Silber, die Juwelen und Smaragde der Kirche an die Armen der Stadt zu verteilen, die darin einen überzeugenden Beweis für die Existenz und Richtigkeit des Christengottes sahen. Und als die Frist schliesslich abgelaufen war, präsentierte er dem Kaiser jene reichlich beschenkte Schar von Verkrüppelten, Blinden, Leprösen, Witwen und Waisen als den «wahren Schatz der Kirche».
Diese unverhohlene Dreistigkeit erboste den Kaiser so sehr, dass er den Archidiakon mit Bleiklötzen schlagen und zwischen glühende Platten legen liess. Doch die grausamen Qualen befeuerten einzig Laurentius' Glaubenseifer, mitnichten würde er den Göttern der Heiden opfern, viel süsser schien ihm die Pein zu sein, die er im Namen seines Herrn nicht nur empfing, sondern in die er sich regelrecht hineinschmiegte, als wäre sie ein Mantel aus feinstem Samt.
Valerian ertrug diese für ihn so schmähliche Darbietung nicht länger. Und weil ihm und seinem ganzen Wesen die genüssliche Schmerz-Suhlerei seines Widersachers fremder nicht sein mochte, glaubte er noch immer daran, den Mann brechen zu können.
Am spektakulärsten würde ihm das mit einem riesigen Eisenrost gelingen, auf dem er Laurentius zu braten gedachte.
Der Henker schürte das Feuer und als es zur Zufriedenheit des Kaisers gierig zu züngeln begann, kettete man den Unerschütterlichen an die Eisenstäbe.
Dieser nun legte sich lächelnd nieder auf sein glühendes Sterbebett und meinte nach einer geraumen Weile:
Und mit diesem Witz verliess der Märtyrer die Welt, sein Name aber verbleibt ewig darin und wird nicht nur von gläubigen Christen verehrt, sondern ebenso von Köchen und Komödianten, zu deren Schutzpatron er durch sein bemerkenswertes Sterben auf offenem Feuer erhoben wurde.
Ich bin ein ums andere Mal immer wieder beeindruckt von deinen Artikeln.
Es ist ein grandioses Vergnügen, diese zu lesen. Und auch die Wahrheitsboxen lese ich immer wieder mit grosser Faszination.
Ein herzliches Dankeschön, für deine tolle Arbeit.