Wer schon mal abends ein Glas zu viel hinter die Binde gekippt hat, kennt die Folgen am nächsten Morgen: Der Kopf schmerzt, der Mund ist trocken, der allgemeine Zustand mehr oder weniger jämmerlich. Ein klassischer Kater also. Moralisten sehen darin womöglich eine gerechte Strafe für eine unziemliche Ausschweifung, aber für Kater-Opfer, die nicht masochistisch veranlagt sind, steht eindeutig eine praktische Frage im Vordergrund: Wie werde ich den Kater am schnellsten wieder los?
Die Antwort «einfach keinen Alkohol trinken oder nur in bekömmlicher Menge» mag ja richtig sein, aber bringt post festum genau nichts. Für jene, die eben doch mal in die Alkohol-Falle tappen, hat die Ärztin Sandy Wang von der Universität Rochester dargelegt, welche Mittel wirklich gegen einen «Moudi» helfen – und welche ins Reich der Märchen gehören.
Will man ein Problem lösen, sollte man dessen Ursache kennen. Was führt also dazu, dass uns nach übermässigem Alkoholgenuss ein Kater plagt? Daran sind verschiedene Faktoren beteiligt, wie Wang erläutert:
Wenn diese vier apokalyptischen Reiter des Alkoholkonsums ihr Werk getan haben und man mit einem geharnischten Kater aufwacht, ist es Zeit, ein Gegenmittel anzuwenden. Welche wirken, welche nicht?
Manche Kater-Opfer schwören auf eine heisse Tasse Kaffee. Leider handelt es sich um einen Mythos. «Kaffee ist ein Stimulans, das dir einen schnellen Energieschub geben kann, aber er kann auch zu einer weiteren Dehydrierung führen und deine Symptome verschlimmern», erklärt Wang. «Koffein ist ein starkes Stimulans für das Nervensystem. Ausserdem kann Koffein Angstzustände verschlimmern. Es kann auch zu unregelmässigem Herzschlag und hohem Blutdruck führen.»
Koffein soll auch, nach einer durchzechten Nacht vor dem Schlafengehen getrunken, einen Kater vermeiden, wie manche glauben. Aber auch das ist nicht wahr. «Koffein kann deinen Schlaf stören, was deinen Kater am nächsten Tag noch verschlimmern kann», schreibt Wang. «Ausserdem tragen sowohl Alkohol als auch Koffein zur Dehydrierung bei, was die Situation noch verschlimmert.»
«Paracetamol in Kombination mit Alkohol kann für die Leber schädlich sein», warnt Wang. Wenn schon Medikamente, dann eher Aspirin und NSARs (Nichtsteroidale Antirheumatika; eine Gruppe von schmerzlindernden, fiebersenkenden und entzündungshemmenden Medikamenten) wie Ibuprofen. Du solltest jedoch nicht damit übertreiben, da sie Magenprobleme verursachen können. Du kannst auch die Einnahme von Antazida (Medikamente, die die Magensäure binden) in Betracht ziehen, um die Übelkeit zu verringern.
Elektrolyte-Präparate wie Liquid IV fördern die Flüssigkeitszufuhr. «Wie eine Vitamininfusion kann es gegen Dehydrierung helfen, die eine der Hauptursachen für Kater ist», so Wang. «Es ist kein Allheilmittel, aber es kann dazu beitragen, dass man sich schneller besser fühlt.»
«Auch wenn man sich dadurch vorübergehend besser fühlt, ist das Trinken von mehr Alkohol keine Lösung für einen Kater», betont Wang. «Mehr Alkohol zu trinken erhöht nur die Dehydrierung und die Toxine, wodurch man sich später noch schlechter fühlt.»
Dies ist kein Mittel gegen den Kater, wenn man ihn schon hat, sondern eine Präventionsmassnahme: Wenn man schon viel trinkt, dann besser hellere Getränke wie Wodka, Gin, helles Bier oder Weisswein. Dies führt laut Wang im Allgemeinen zu weniger schweren Katern. «Im Gegensatz dazu verursachen dunklere Getränke mit vielen Begleitstoffen, wie Bourbon, Scotch, Tequila, Brandy, dunkles Bier und Rotwein, eher schwerere Symptome.»
«Das beste Mittel ist Vorbeugung», betont Wang. «Wenn du dich am nächsten Morgen besser fühlen willst, halte dich an einen Drink pro Stunde, trink viel Wasser, trink nicht auf leeren Magen, entscheide dich für klaren Alkohol und schlafe viel. Und denke daran: Trinke nicht beim Autofahren.»
Kurz gesagt: Es gibt (leider) kein Wundermittel gegen einen Kater. Die beste Vorbeugung besteht darin, den Alkoholkonsum einzuschränken und gut auf sich selbst aufzupassen. Auf diese Weise verringerst du die Wahrscheinlichkeit, am nächsten Morgen mit einem Brummschädel aufzuwachen. (dhr)