Auf Island brodelt es unter der Erde. Nach monatelangen Erdbeben kam es am Montagabend auf der Reykjanes-Halbinsel in der Nähe der Siedlung Grindavik zu einem Vulkanausbruch. Experten befürchten, dass es noch wochenlang zu Erdbeben und Ausbrüchen kommen könnte.
Die Ereignisse in Island werden im Internet nun erneut zum Anlass genommen, Falschinformationen über Vulkane und den Klimawandel zu verbreiten:
Vulkanausbruch auf Island.
— APO MÄN (Abbildung ähnlich) (@APO_MAEN) December 19, 2023
Erdbeben in China.
Wann wird endlich das Autofahren verboten?!
Unsere Erde verträgt diese Vibrationen einfach nicht.
By the way:
Hat schon jemand von die #LetzteGeneration oder #FFF ausgerechnet,
was der Vulkanausbruch für den #Klimawandel bedeutet?!
In solchen Posts wird jeweils angedeutet, dass Vulkane erheblich zum Klimawandel beitrügen – sehr viel mehr als der Mensch. Teilweise wird sogar verbreitet, dass Menschen in ihrer gesamten bisherigen Geschichte weniger CO₂-Emissionen verursacht hätten, als auch nur der kleinste Vulkanausbruch. Wir erklären, warum diese Behauptungen völliger Quatsch sind:
Vulkane sind auf der Erde ausgebrochen, weit bevor der Mensch sich aus der Evolution erhob. Und in der Vergangenheit hatten solche Ausbrüche auch massiven Einfluss auf das Klima des Planeten. Was Wissenschaftler aber in den letzten 150 Jahren beobachten, ist ein extremer Anstieg der Kohlendioxid-Konzentration in der Atmosphäre.
So schreibt beispielsweise die NASA, die diese Konzentrationen mit Satelliten misst, dass sich der CO₂-Anteil in den letzten 800'000 Jahren nie so drastisch erhöht hat wie heute. Und das, obwohl die Erde in diesem Zeitraum acht Eiszeit-Zyklen durchlebt hat.
Was sich in diesem Zeitraum nicht verändert hat? Die Anzahl und Heftigkeit von Vulkanausbrüchen. Was sich wirklich geändert hat? Die Menschen haben die Industrialisierung durchlebt und in 150 Jahren mehr Kohlendioxid produziert, als Vulkane in den letzten 800'000 Jahren.
Studien von 2011 und 2013 gehen davon aus, dass Vulkane im Schnitt jährlich etwa 300 bis 600 Millionen Tonnen CO₂ verursachen. Diese Werte berücksichtigen auch schwer vorherzusehende, grosse Ausbrüche, wie wir sie nicht jährlich erleben. Vulkanologe und Ätna-Experte Salvatore Giammanco meint gegenüber dem Bayrischen Rundfunk sogar, dass die Werte eher grosszügig berechnet seien. Er geht eher von 400 Millionen Tonnen aus.
Und der Mensch? Das Global Carbon Project hat in seinem diesjährigen Bericht zum CO₂-Ausstoss der Menschen einen Wert von 36,8 Milliarden Tonnen für 2023 ermittelt. Darin eingeschlossen ist nur der Ausstoss durch die Verbrennung fossiler Brennstoffe, die Folgen der Abholzung (und der damit sinkenden Umwandlung von Kohlendioxid zurück in Sauerstoff) bleiben unbeachtet.
Vergleicht man diese Zahlen, verursachen die Vulkane also etwa ein Prozent der Emissionen. Oder umgekehrt: Der Mensch verursacht fast 100-Mal mehr CO₂ wie alle Vulkane zusammen.
Es stimmt, dass Vulkane für massive CO₂-Emissionen verantwortlich sind. Falsch ist hingegen die Behauptung, Vulkane trügen hauptsächlich zur momentanen Veränderung des Klimas bei. Der Mensch übertrifft in seiner Menge sogar die Gesamtheit dieser gigantischen Naturkatastrophen, wie sie gerade auch auf Island beobachtet werden kann. (leo)