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Asteroid 2024 YR4: Einschlagsrisiko verdoppelt – neue NASA-Prognose

This image provided by NASA shows the asteroid Dimorphos, captured by NASA?s DART mission just two seconds before the spacecraft struck its surface, on Sept. 26, 2022. (NASA/Johns Hopkins APL via AP)
Eine Nahaufnahme des Asteroiden Dimorphos, kurz bevor er von der Raumsonde der DART-Mission getroffen wurde.Bild: keystone

Asteroid auf Kollisionskurs mit der Erde – NASA verdoppelt Einschlagsrisiko von «2024 YR4»

07.02.2025, 10:3907.02.2025, 17:12
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Letzte Woche vermeldeten diverse Medien, dass der im Dezember 2024 entdeckte Asteroid «2024 YR4» der Erde gefährlich nahe kommen könnte. Die NASA hatte berechnet, dass eine Wahrscheinlichkeit von 1,2 Prozent bestand, dass der Asteroid im Dezember 2032 auf der Erde einschlägt.

Diese Wahrscheinlichkeit wurde inzwischen von der NASA angehoben. Am 22. Dezember 2032 besteht laut aktuellen Berechnungen eine Einschlagswahrscheinlichkeit von rund 2,3 Prozent – das entspricht einer Chance von 1 zu 43, dass der Asteroid auf der Erde einschlägt.

Stufe 3 auf der Turiner Skala

Mit einem geschätzten Durchmesser von etwa 90 Metern ist «2024 YR4» ungefähr so gross wie der Asteroid, der 1908 beim Tunguska-Ereignis rund 2150 Quadratkilometer von sibirischen Wäldern verwüstete. Dies entspricht in etwa der Fläche der Kantone Zürich, Schaffhausen und Zug zusammen.

Der Asteroid «2024 YR4» ist nun auf beiden Seiten des Atlantiks, bei der NASA wie auch bei der Europäischen Weltraumorganisation ESA, an die Spitze der offiziellen Risikolisten gerückt. Auf der sogenannten Turiner Skala hat «2024 YR4» eine Bewertung von drei erhalten. Die Skala reicht von null (kein Risiko) bis zehn (globale Katastrophe).

Photograph from the Tunguska event was a large explosion that occurred near the Stony Tunguska River, in what is now Krasnoyarsk Krai, Russia. Dated 1908. (Photo by: Universal History Archive/Universa ...
Ein Asteroid explodierte über dem sibirischen Wald: umgeknickte Bäume in Tunguska.Bild: Universal Images Group Editorial

Parallelen zu «99942 Apophis»

Trotzdem mahnen Astronomen zur Gelassenheit. Schwankungen in der Einschlagswahrscheinlichkeit seien nichts Ungewöhnliches, wenn ein Objekt noch Jahre von der Erde entfernt ist, so die Botschaft. In einem YouTube-Video erklärt die ESA, dass die Wahrscheinlichkeit eines Einschlags von «2024 YR4» auf praktisch null sinken wird, sobald neue Daten zu Geschwindigkeit und Flugbahn in den kommenden Wochen und Monaten vorliegen.

Auch das Planetary Defense Coordination Office der NASA stimmt dieser Einschätzung zu. Forscherin Molly Wasser erklärte in einem Statement: «In der Vergangenheit gab es mehrere Objekte, die auf der NASA-Risikoliste nach oben stiegen und schliesslich wieder fielen, als mehr Daten eingingen.»

Diese Aussage untermauern einige ähnliche Fälle in der Vergangenheit. So erhielt der 2004 entdeckte Asteroid «99942 Apophis», der grösser als der Eiffelturm ist, zunächst eine Turiner-Skala-Bewertung von vier. Genauere Berechnungen führten dann aber dazu, dass der Asteroid auf der Skala auf null zurückgestuft wurde. Laut aktuellen Berechnungen wird «Apophis» in den nächsten 100 Jahren keine Gefahr für die Erde darstellen.

DART könnte Einschlag im Notfall abwenden

Selbst wenn «2024 YR4» auf Kollisionskurs bleiben sollte, gibt es Grund zur Hoffnung: Die NASA hat 2022 mit der DART-Mission bewiesen, dass ein gezielter Einschlag einer Raumsonde in einen Asteroiden dessen Flugbahn effektiv verändern kann. Dies könnte eine potenzielle Abwehrstrategie sein, falls der Asteroid tatsächlich eine Gefahr darstellen sollte. (ear)

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106 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Lord Ben
07.02.2025 12:07registriert August 2018
Hab mir den 22. Dezember 2032 mal im Kalender eingetragen. Nicht dass ich an dem Tag noch arbeiten gehe.
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Chrisga
07.02.2025 11:40registriert Mai 2020
Könnte der Asteroid nicht einfach aufs Weisse Haus fallen, so in den nächsten Tagen mal?
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NoRepFly
07.02.2025 13:15registriert März 2019
Noch ein Grund, die Forschung und Nutzung des Weltraums nicht Privaten zu überlassen. Die kommen noch auf die Idee, den Asteroiden wegen seiner Bodenschätze einzufangen, so wie in Don't look up.
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