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Führende Wissenschafter nehmen klar Stellung zum CO2-Gesetz

A woman walks next to the Swiss Aletsch Glacier during a beautiful summer day above Bettmeralp in Wallis, Switzerland, this Sunday, July 8, 2018. The Swiss Aletsch glacier, one of the largest ice stre ...
Blick auf den Aletschgletscher. Der Rückgang der Gletscher zeigt den Klimawandel deutlich.Bild: KEYSTONE

Führende Wissenschafter nehmen klar Stellung zum CO2-Gesetz

Über 100 Wissenschafter und Wissenschafterinnen aus allen Kreisen und Hochschulen äussern sich pro CO2-Gesetz. Ein Nein wäre gemäss den Experten fatal.
22.04.2021, 11:48
Bruno Knellwolf / ch media
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In einer heute veröffentlichten Stellungnahme unterstützen über Hundert Wissenschafterinnen und Wissenschafter von Schweizer Hochschulen und Forschungsanstalten klar das CO2-Gesetz, über welches das Schweizer Stimmvolk im Juni abstimmen wird. Die Stellungnahme ist nach Auskunft von ETH-Professor Reto Knutti extrem breit abgestützt. Naturwissenschafter, Ingenieure, Juristen, Politik-, Sozial-, Geistes- und Wirtschaftswissenschafterinnen, fast alle Professorinnen und Professoren an Schweizer Universitäten, Hochschulen und Forschungsanstalten haben unterschrieben.

Klimawandel ist real und menschgemacht

Die Wissenschaft zeige eindeutig, dass die Schweiz schon heute stark vom Klimawandel betroffen sei und ihre CO2-Emissionen massiv reduzieren und schliesslich auf Netto-Null bringen müsse, um die Klimaziele von Paris zu erfüllen. «Der Klimawandel ist real, menschgemacht und wir sind heute schon stark von den Auswirkungen betroffen. Als Wissenschafterinnen und Wissenschafter sind wir besorgt und setzen uns dafür ein, dass die Fakten gehört und ernst genommen werden», schreiben die Wissenschafter.

Deshalb sagen die Forscher Ja zum CO2-Gesetz, weil die Schweiz so zu ihrem Versprechen stehe, zusammen mit allen Ländern das Ziel des Pariser Abkommens umzusetzen.

Kohlendioxid-Konzentration hat sich um 50 Prozent erhöht

Die Klimaveränderungen und deren Auswirkungen seien klar. Durch die Verbrennung von fossilen Brenn- und Treibstoffen sowie Landnutzung hat der Mensch die CO2-Konzentration in der Luft seit der Industrialisierung um 50 Prozent erhöht. Vergleichbare Werte liegen mehrere Millionen Jahre zurück, lange bevor es überhaupt Menschen gab.

Die Veränderungen sind gemäss den Forschern auch aussergewöhnlich schnell: Die Anstiegsraten sind heute rund hundert Mal schneller als je in den letzten 800'000 Jahren. Mehr als die Hälfte der CO2-Emissionen erfolgte nach 1990, dem Publikationsjahr des ersten Klimaberichtes des Intergovernmental Panel on Climate Change IPCC.

Schweiz hat sich um 2 Grad erwärmt

Seit 1850 hat sich die Schweiz um rund 2 Grad Celsius erwärmt. Die direkten klimatischen Folgen, die sich in der Zukunft verstärken werden, sind unter anderem eine Zunahme von Hitzewellen und Starkniederschlägen, eine Tendenz zu trockenen Sommern, eine deutliche Abnahme der Schneebedeckung und ein Abschmelzen der Gletscher. Dies habe Auswirkungen auf die Landwirtschaft, Energieversorgung, Gesundheit, Arbeitsproduktivität, Tourismus, Wasserhaushalt, Wald und Biodiversität, schreiben die Schweizer Wissenschafter.

Rasches Handeln sei unerlässlich. Denn obwohl die Fakten zum Klimawandel seit vielen Jahrzehnten bekannt seien, sind die weltweiten CO2-Emissionen bis 2019 immer weiter angestiegen. «Eine Ablehnung des CO2-Gesetzes würde die Schweizer Klimapolitik mit grosser Wahrscheinlichkeit über mehrere Jahre schwächen und all denjenigen in die Hände spielen, die Fortschritte im Klimaschutz weltweit bremsen wollen – wenn es die reiche Schweiz nicht schafft, Klimaschutz zu betreiben, wie kann man es dann von anderen Ländern erwarten?», schreiben die Wissenschafter in ihrer Stellungnahme.

Reto Knutti, professor of climate physics at the Depatment of Environmental Systems Science of the ETH Zurich, pictured in his office at the ETH Institute for Atmospheric and Climate Science in Zurich ...
Reto Knutti, Professor am Departement Umweltsystemwissenschaften.Bild: KEYSTONE

Aussergewöhnlich deutliches Statement

Die deutliche Stellungnahme der Wissenschaft ist aussergewönlich. Der Klimatologe Reto Knutti, sagt dazu, dass sie das aufgrund ihrer Expertise nicht nur dürfe, sondern müsse. Der ETH-Professor sagt:

«Es gibt keinen Grund, warum die Wissenschaft sich nicht einbringen sollte, solange sie die Fakten von den Szenarien und Interpretationen trennt und begründet, wie sie zu ihren Empfehlungen kommt.»

Nackte Zahlen und Daten bewirkten nach Knutti nichts. Sie erforderten Interpretaiion, eine Diskussion von Unsicherheiten, Vor- und Nachteilen aus verschiedenen Perspektiven, sei es der Ethik, der Wirtschaft, oder der Nachhaltigkeit. Dies erfordere Werturteile. Deshalb sei das Statement der Wissenschaft pro CO2-Gesetz richtig. (aargauerzeitung.ch)

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Aufforstungs-Potential in der Schweiz und weltweit
In der Schweiz befinden sich die für Aufforstung geeigneten Flächen vornehmlich im Mittelland, in den Voralpen und im Jura. Das zeigt sich deutlich in diesen Screenshots der Landesteile. Hier ist die Nordostschweiz zu sehen. (karte: crowther lab / eth zürich)
quelle: crowther lab / eth zürich
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In Zukunft dürfte uns die Hitze noch härter treffen!
Video: srf
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31 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Wiesler
22.04.2021 12:17registriert August 2019
Die Abstimmung wird dennoch knapp ausgehn.
Rechts- und Liberalwählenden, immerhin 40-50% gem. letzten Wahlen, sträuben sich die Zehennägel wenn sie eingestehen müssten, dass eine Umverteilung durch den Staat sinnvoll sei.
Ich hoffe die Vernunft siegt.
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Mr. Spock
22.04.2021 12:21registriert November 2016
Habe gestern die Batterien meiner PS4 Controller ausgetauscht. Bedenklich fand ich den Sticker auf der Batterie, welcher darauf hinweist, dass die Batterie nicht im Hauskehricht entsorgt werden darf, mit dem Vermerk "gilt nur für Europa" ... Batterie ist max. 15 Jahre alt...

Bin klar für das Gesetz, dennoch scheint ein globales Problem nur durch globale Lösungen effektiv gelöst werden... Lasst die CH ein Vorbild sein!
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Mat_BL
22.04.2021 12:14registriert April 2019
Bin gespannt wie diesmal Politik auf eine "deutliche Stellungnahme der Wissenschaft" reagiert.
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