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Swiss Overshoot Day: Am 13. Mai 2023 sind alle Ressourcen verbraucht

Windenergie Schweiz Midjourney
So zeigt die KI Midjourney die nachhaltige Schweiz mit Windrädern vor den Alpen.Bild: Midjourney
Die Welt in Karten

Heute hat die Schweiz alle Ressourcen aufgebraucht – so steht sie im Vergleich da

Würde die Welt so leben wie wir in der Schweiz, wären heute alle wiederherstellbaren Ressourcen verbraucht. Mit anderen Worten: Wir bräuchten fast drei Welten, um unseren Lebensstil «nachhaltig» umzusetzen.
13.05.2023, 05:4715.05.2023, 09:44
Reto Fehr
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Worum geht es überhaupt?

Der diesjährige Swiss Overshoot Day fällt auf den 13. Mai: Würden weltweit alle Menschen wie die Einwohnerinnen und Einwohner der Schweiz konsumieren, wäre heute schon alles verbraucht, was die Ökosysteme unseres Planeten in einem ganzen Jahr erneuern können. Es bräuchte also die Regenerationskapazität von fast drei Erden, um den Schweizer Konsum zu ermöglichen. Damit liegen wir deutlich über dem weltweiten Schnitt von 1,75 Welten.

Swiss Overshoot Day 2023 13. Mai 2023, Wie viele Erden. Earth Overshoot Day
Lesebeispiel: Würden alle so leben wie in den USA, bräuchten wir 5,1 Welten.Bild: Global Footprint Network

Kontinuierlicher Overshoot führt uns in eine Zukunft, die von verstärktem Klimawandel und zunehmender Ressourcenverknappung geprägt ist.

Seit Jahren wird es nicht wirklich besser

Würde die Schweiz ihre Treibhausgasemissionen bis 2030 im Vergleich zu 1990 halbieren, wie dies das Pariser Abkommen vorsieht, würde sich der Swiss Overshoot Day um 72 Tage auf den 24. Juli verschieben.

Entwicklung des Swiss Overshoot Days seit 1961

Swiss Overshoot Day Entwickling seit 1961
Der Swiss Overshoot Day ist 2023 am 13. Mai. Für die Berechnung werden Daten von 2018 verwendet.Bild: watson.ch

Auch wenn die Entwicklung seit ca. 2007 in die richtige Richtung zeigt, ist es noch ein weiter Weg, bis wir so leben, dass die natürlichen Ressourcen für ein Jahr reichen.

Swiss Overshoot Day 2023 13. Mai 2023, Wie viele Erden. Earth Overshoot Day
Die Abbildung zeigt die Anzahl der Schweizen, die benötigt wird, um den jährlichen Ressourcenverbrauch der in der Schweiz lebenden Menschen zu decken, im Vergleich zu der Anzahl der Erden, die benötigt würde, wenn alle Menschen so leben würden wie die Einwohner der Schweiz.Bild: Global Footprint Network

Weltweit steht die Schweiz schlecht da

Im weltweiten Vergleich hat die Schweiz als eines der ersten Länder den eigenen Overshoot Day erreicht. Nur 26 Nationen haben ihre Ressourcen früher aufgebraucht.

Bereits am 10. Februar wären alle Ressourcen verbraucht, wenn die Welt so leben würde wie die Menschen in Katar. Luxemburg folgt da nur vier Tage später.

Country Overshoot Days Schweiz Swiss Overshoot Day 2023
Bild: Global Footprint Network

Diverse Länder verbrauchen mit ihrem Lebensstil die Ressourcen innert eines Jahres nicht. Dazu zählt auch (noch) Indien. Mit der zunehmenden Entwicklung im Riesenreich könnte sich dies aber ändern. China beispielsweise erreicht seinen Overshoot Day am 2. Juni 2023.

Wenn die Welt nur aus der Schweiz bestehen würde:

War der Tag nicht schon im März?

Nein, am 25. März war der Swiss Deficit Day. Das Global Footprint Network berechnet drei verschiedene Tage, welche für die Schweiz wichtig sind. Gemäss deren Gründer und Präsident Mathis Wackernagel ist der Swiss Deficit Day (25. März) der wichtigste: «Das ist der relevanteste Tag, da er das Risiko ins Zentrum stellt.»

Aber schauen wir uns die drei verschiedenen Tage an:

  • Swiss Deficit Day (25. März 2023): Dann hat die Schweiz das inländische Ressourcenbudget für das ganze Jahr aufgebraucht. Also alles, was innerhalb der Schweiz produziert werden kann.
  • Swiss Overshoot Day (13. Mai 2023): Würden alle so wie wir in der Schweiz leben, so hätten wir die planetaren Ressourcen für das ganze Jahr dann schon aufgebraucht. Also alles, was die ganze Welt hergibt.
  • Earth Overshoot Day (im Juli 2023): Da hat die Menschheit das planetare Budget für das ganze Jahr aufgebraucht. Das genaue Datum wird am 5. Juni bekanntgegeben, basierend auf den neusten Berechnungen.

Und was können wir tun?

Gemäss Wackernagel ist die Frage nicht, was wir ändern müssen, sondern ob wir etwas ändern wollen. Die Alternativen stünden bereit. «Aber (zu) wenige sehen die Notwendigkeit, Ressourcensicherheit zu stärken», schreibt Wackernagel auf Anfrage.

Lebensmittel machen beispielsweise 20 Prozent des Schweizer Fussabdrucks aus. «Ein robustes Ernährungssystem für die Welt und für die Schweiz erfordert weniger belastende Produktionsmethoden, eine Umstellung auf weniger ressourcenintensive Nahrungsmittel, eine Reduktion der Anbauflächen von Futtermittel, auf denen Nahrungsmittel für Menschen direkt produziert werden könnten, und die Vermeidung von Lebensmittelverschwendung», sagt Dr. Anita Frehner vom Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL).

So weit, so bekannt. Doch wie wird das geändert? Frehner: «Wie wir erreichen, dass diese nötigen Veränderungen des Ernährungssystems wirklich umgesetzt werden, ist weniger klar – und bis jetzt sehen wir auch wenig Anstrengungen, diese Veränderungen wirklich ernsthaft angehen zu wollen.»

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85 Kommentare
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downsizer
13.05.2023 08:02registriert März 2021
Für internationale Vergleiche taugen die Daten kaum. Hauptproblem ist, dass der Ressourcenverbrauch der Industrie dem Produktionsland statt den Konsumenten zugeschrieben wird. Die Schweiz hat viele ressourcenarme Industrien (Banken), importiert aber ressourcenintensive Güter (SUV). Darum erscheint CH besser als DE odrr FR, obwohl wir als Konsumenten einen höheren Fussabdruck haben.
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