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Wegen Ameisen jagen Löwen in Kenia weniger Zebras und mehr Büffel

Wegen Ameisen jagen Löwen in Kenia weniger Zebras und mehr Büffel

26.01.2024, 08:58
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In der kenianischen Savanne hat eine invasive Ameisenart über eine ökologische Kettenreaktion das Beuteschema von Löwen verändert. Ein winziger Eindringling habe die Raubtier-Beute-Dynamik zwischen ikonischen Arten neu konfiguriert.

Pheidole megacephala Ameise
Die Übeltäterinnen: Grossköpfige Ameisen.Bild: Shutterstock

Das schreibt ein Forschungsteam im Fachmagazin «Science». Statt wie bisher am liebsten Zebras jagen die Löwen demnach nun häufiger Kaffernbüffel, die aber weitaus schwerer zu überwältigen sind.

Die Kettenreaktion begann den Forschern um Douglas Kamaru von der University of Wyoming zufolge so: Gebietsfremde Grossköpfige Ameisen (Pheidole megacephala) vertrieben heimische Crematogaster-Ameisen. Diese leben in den Dornen von Flötenakazien (Vachellia drepanolobium) und verhalten sich wie Bodyguards: Wagt es ein Pflanzenfresser, an «ihrem» Baum knabbern zu wollen, stürzen sie sich binnen Sekunden auf ihn und beissen schmerzhaft zu. Selbst Afrikanische Elefanten (Loxodonta africana) werden davon abgeschreckt.

Elefanten machen mehr Bäume kaputt – Sichtschutz weg

«Zu unserer grossen Überraschung stellten wir fest, dass diese kleinen Ameisen unglaublich starke Verteidiger sind und den Baumbestand in diesen Landschaften im Wesentlichen stabilisierten, so dass die Akazienbäume an einem Ort mit so vielen grossen pflanzenfressenden Säugetieren überleben konnten», erklärte Ko-Autor Todd Palmer von der University of Florida. Grossköpfige Ameisen, die nach gängiger Vermutung von einer Insel im Indischen Ozean stammen, verteidigen die Bäume hingegen nicht.

FILE - In this file photo taken Tuesday, July 7, 2015, an old male lion raises his head above the long grass in the early morning, in the savannah of the Maasai Mara, south-western Kenya. Conservation ...
Ein Löwe in Kenia.Bild: AP/AP

Flötenakazien stellen in der Region mehr als 70 bis nahezu 100 Prozent aller verholzten Stämme, wie es in der Studie weiter heisst. Ohne die schützenden Ameisen fressen und zerbrechen Elefanten demnach fünf- bis siebenmal mehr der Bäume. Damit kommen die Löwen ins Spiel: Sie nutzen den Sichtschutz der Akazien, um sich an ihre Lieblingsbeute - Steppenzebras (Equus quagga) – anzupirschen. Die einfache Gleichung: Weniger Bäume bedeuten weniger Jagderfolg. Mit der Verbreitung der Grossköpfigen Ameisen sei die Zahl von Löwen getöteter Zebras merklich gesunken, so das Forschungsteam.

Ameisen kamen vor 15 Jahren – unbemerkt

«Wir stellen oft fest, dass es die kleinen Dinge sind, die die Welt regieren», sagte Palmer.

«Diese winzigen invasiven Ameisen tauchten vor vielleicht 15 Jahren auf, und keiner von uns hat es bemerkt, weil sie gegenüber grossen Tieren, einschliesslich Menschen, nicht aggressiv sind. Jetzt sehen wir, dass sie die Landschaften auf sehr subtile Weise, aber mit verheerenden Auswirkungen verändern.»

Die Löwenpopulation habe bislang zwar nicht abgenommen, berichten die Studienautoren. Vermutlich, weil sie ihre Ernährung von viel Zebra auf mehr Kaffernbüffel (Syncerus caffer) umstellten. Diese sind allerdings grösser und schwerer zu erbeuten. «Die Natur ist klug, und Tiere wie Löwen neigen dazu, Lösungen für Probleme zu finden, mit denen sie konfrontiert sind», so Palmer. «Aber wir wissen noch nicht, was aus dieser tiefgreifenden Änderung der Jagdstrategie der Löwen resultieren könnte.» Es werde sehr interessant sein, die Geschichte weiterzuverfolgen. (saw/sda/dpa)

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5 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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schnittertod
26.01.2024 10:03registriert September 2018
Spannend! Gebietsfremde/invasive Arten sind ein Problem, egal ob gross oder klein.
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Durch den Jura
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Nicht der Gotthard, nicht der Simplon und schon gar nicht der Lötschberg, nein, der Hauenstein war der erste richtige Eisenbahntunnel der Schweiz. Er wurde 1858 offiziell eröffnet. Bauherrin war die Schweizerische Centralbahn (SCB) mit Sitz in Basel. Die SCB war im Februar 1853 gegründet worden und hatte das Ziel, die Regionen Luzern und Bern sowie die Westschweiz an die Rheinstadt Basel anzubinden. Dafür musste allerdings das Hindernis Jura überwunden werden.

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