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WWF-Studie: Wildtierbestände sind seit 1970 um 73 Prozent geschrumpft

Über 70 Prozent weniger Wildtiere als vor 50 Jahren – das sind die Gewinner und Verlierer

10.10.2024, 09:05
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Madagascar fossa. Apex predator, lemur hunter. General view, fossa male with long tail in natural habitat. Shades of brown and orange. Endangered wild animal in the wild. Kirindy Forest, Madagascar.
Der madagassische Fossa.Bild: imago images

Heute leben weltweit drei Viertel weniger Wildtiere als vor 50 Jahren. Dies berichten Experten des WWF im «Living Planet Report 2024». Hauptschuld trage die Konsumgesellschaft in Europa und Nordamerika. Es gibt auch positive Beispiele wie den Bartgeier in der Schweiz.

Die Fachleute des WWF (World Wide Fund For Nature) fordern eine weltweite Naturschutzoffensive: Man müsse Schutzgebiete ausweiten und die Zerstörung artenreicher Lebensräume stoppen. Gesunde Wildtierbestände seien für eine intakte Umwelt unabdingbar, ihr Verschwinden gefährde die Ernährungssicherheit der Menschen.

Laut Untersuchungen bei 35'000 Wildtier-Populationen aus 5495 Arten von Säugetieren, Vögeln, Amphibien, Reptilien und Fischen durch den WWF sind die Wildtierbestände seit 1970 global um 73 Prozent zurückgegangen.

Der globale Living Planet Index (LPI) des WWF zeigt für den Zeitraum von 1970 bis 2020 den Rückgang
um 73 Prozent.
Der globale Living Planet Index (LPI) des WWF zeigt für den Zeitraum von 1970 bis 2020 den Rückgangum 73 Prozent.Bild: WWF Living Planet Report 2024

Der Rückgang ist auf allen Kontinenten massiv, aber nicht gleich, erklärten Experten: In Europa und Zentralasien (35 Prozent) und Nordamerika (39 Prozent) sei er etwas geringer. Das sei aber darauf zurückzuführen, dass die grossen Rückgänge an Wirbeltierbeständen hier schon vor 1970 geschahen. Besonders dramatisch sei das Schwinden der Populationen aktuell in Lateinamerika und der Karibik mit 95 Prozent.

Besonders in Lateinamerika und der Karibik ist das Schwinden der Populationen dramatisch.
Besonders in Lateinamerika und der Karibik ist das Schwinden der Populationen dramatisch. WWF Living Planet Report 2024

«Ein Weckruf»

«Der Living Planet Report 2024 ist ein Weckruf», wird WWF-Schweiz-CEO Thomas Vellacott in einer Mitteilung der Umweltorganisation zitiert. «Unser Ernährungssystem ist der Haupttreiber des Biodiversitätsverlusts.» In der Schweiz könnte die Bevölkerung durch nachhaltige Landwirtschaft und verantwortungsvollen Konsum einen wichtigen Beitrag leisten, um den Biodiversitätsverlust zu stoppen.

Thomas Vellacott, CEO der Umweltorganistation WWF, spricht an der Pressekonferenz des Komitees "Nein zur 2. Gotthardroehre", am Dienstag, 12. Januar 2016, in Bern. Am 28. Februar 2016 stimmt ...
«Der Living Planet Report 2024 ist ein Weckruf», sagt WWF-Schweiz-Chef Thomas Vellacott. Bild: KEYSTONE

Als Beispiel für erfolgreichen Artenschutz nennt Vellacott die Rückkehr des Bartgeiers in die Schweiz. Dies zeige, dass gezielte Massnahmen wirkten. Ähnliche Beispiele gebe es auf allen Kontinenten. «Nun müssen wir diesen Erfolg auf breiterer Ebene wiederholen.»

Ende Monat findet in Kolumbien eine Weltbiodiversitätskonferenz statt. Dort sollten die einzelnen Staaten ihre Aktionspläne vorlegen, wie das in der Vorgänger-Konferenz beschlossene Ziel erreicht werden soll, 30 Prozent der Landfläche und Meere bis 2030 unter Schutz zu stellen.

Das sind die grössten Gewinner

  • Eurasischer Biber: Zuwachs auf ca. 1,2 Millionen Tiere
  • Wisent: Zuwachs auf ca. 6800 Tiere
  • Gorillas: 3 Prozent Zuwachs der Bestände pro Jahr zwischen 2010 und 2016
Wisente am 10. Januar 2023 vom Projekt Wisent Thal im Solothurner Jura
1927 war der Wisente in freier Wildbahn in Europa noch ausgestorben. Dank Zuchtprogrammen, Wiederansiedlungen und Umsiedlungen feiert er aber ein Comeback. Bild: watson/ aylin erol

Das sind die grössten Verlierer

  • Afrikanische Waldelefanten: 78 bis 81 Prozent Abnahme von 2004 bis 2014
  • Lederschildkröte: rund 78 Prozent Abnahme in zwei Jahrzehnten
  • Amazonas-Flussdelfine und Tucuxi: 65 Prozent Rückgang von 1994 bis 2016
  • Atlantischer Kabeljau/Dorsch: 77 Prozent Verlust zwischen 2000 und 2023
Amazonas-Flussdelfine: Zwischen 1994 und 2016 ging die Population der Amazonas-Flussdelfine (auch Boto genannt) im brasilianischen Mamirauá-Schutzgebiet um 65 Prozent zurück.
Zwischen 1994 und 2016 ging die Population der Amazonas-Flussdelfine (auch Boto genannt) im brasilianischen Mamirauá-Schutzgebiet um 65 Prozent zurück.Bild: Shutterstock

Das sind die grössten Bedrohungen für die Tierbestände

  • Verschlechterung und Verlust von Lebensräumen
  • Übernutzung
  • Klimawandel
  • Umweltverschmutzung
  • Invasive Arten
  • Krankheiten

(ome/sda/apa)

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99 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Chnebeler
10.10.2024 08:04registriert Dezember 2016
Ja aber der Natur gehts doch gut hat Ölbert und der Ritter gesagt. Und da wir die extreme Initiative abgelehnt haben können wir uns ja jetzt weiterhin selbst versorgen. Oder war das etwa gar nicht wahr?

Solange überall Populisten an der Macht sitzen, wird sich bestimmt nichts ändern.
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Rainer Hohn
10.10.2024 08:21registriert Februar 2024
Sorry aber der Bartgeier ist das kleinste Problem. Die Ursache begann Anfang der 90' Jahre. Stichwort Windschutzscheibe. Ich schätze über 90% der Insekten wurden durch Monokulturen und Pestiziden auf den Feldern ausgerottet. Heutzutage fahre ich von Basel nach Hamburg und meine Windschutzscheibe ist sauber! Käfer, Schmetterlinge, Grashüpfer etc, Rote/schwarze Nacktschnecken, Blindschleichen, Salamander, alles weg! Durch falsche Aggrapolitik wurde die unterste Nahrungskette ausgelöscht das dann Auswirkungen auf alles hat. Wo sind auch zb die riesigen Vogelschwärme hin? Wer kennt es noch?
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MarGo
10.10.2024 07:53registriert Juni 2015
Ein "Weckruf" nützt nicht viel, wenn die Welt im "Koma" liegt...
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