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Forscher warnen vor mehr Tierkrankheiten beim Menschen

Pigs are seen in a shed of a pig farm with 800 pigs in Harheim near Frankfurt, Germany, Friday, June 19, 2020. The pigs are sold to local butchers and slaughtered there. (AP Photo/Michael Probst)
Auch die zunehmende Nachfrage nach Tierproteinen trägt zur Übertragung von Krankheiten bei – doch 75 Prozent der Ansteckungen stammen von Wildtieren. Im Bild: Schweinefarm bei Frankfurt, Deutschland.Bild: keystone

«Dies war eine höchst vorhersehbare Pandemie» – Krankheiten durch Tiere dürften zunehmen

Von Tieren stammende Krankheiten könnten zunehmend mehr auf den Menschen überspringen, sagen Forschende in einem Bericht der UNO. Gründe seien Ernährung, Klimawandel und das Städtewachstum.
06.07.2020, 18:0006.07.2020, 20:47
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Ursprünglich bei Tieren vorkommende Krankheiten könnten in Zukunft immer öfter auf den Menschen überspringen – ähnlich wie das mit grosser Wahrscheinlichkeit beim neuen Coronavirus geschehen ist.

Davor warnen das UN-Umweltprogramm (UNEP) und das International Livestock Research Institute (ILRI) in einem am Montag veröffentlichten Bericht.

«Dies war eine höchst vorhersehbare Pandemie.»
Veterinär-Epidemiologin Delia Randolph

«Wenn wir weiterhin die Tierwelt ausbeuten und unsere Ökosysteme zerstören, können wir einen stetigen Strom dieser Krankheiten, die von Tieren auf Menschen übertragen werden, in den kommenden Jahren erwarten», sagte UNEP-Chefin Inger Andersen. Der Bericht zeigt, dass unter anderem die zunehmende Nachfrage nach Tierproteinen, die steigende Urbanisierung und der Klimawandel dazu beitragen.

Anstieg von Zoonosen

Die Corona-Krankheit Covid-19 ist demnach ein Beispiel für den Anstieg von Zoonosen – also von Krankheiten, die von Tieren auf Menschen überspringen. Das Coronavirus Sars-CoV-2 ist vermutlich von Fledermäusen über ein anderes Tier auf den Menschen übertragen worden.

«Dies war eine höchst vorhersehbare Pandemie», sagte Delia Randolph, eine Veterinär-Epidemiologin beim ILRI. Seit den 1930ern gebe es einen «klaren Trend» einer steigenden Zahl von menschlichen Krankheiten – und rund 75 Prozent davon stammen von Wildtieren.

Für den Anstieg sind nach Angaben des Berichts mehrere menschliche Faktoren verantwortlich. Zum einem liegt es demnach an der weltweit zunehmenden Nachfrage nach Tierproteinen und die wachsende Tierwirtschaft. Dadurch gebe es immer mehr und genetisch ähnlichere Tiere, die anfälliger für Infektionen seien. Auch die zunehmende Ausbeutung der Tierwelt durch das Jagen, den Handel und den Verzehr wilder Tiere spiele eine Rolle, hiess es.

Rasante Urbanisierung als Grund

Ein weiterer Grund ist demnach der Bevölkerungswachstum und die rasante Urbanisierung. Städte wachsen, Wälder werden abgeholzt – dadurch kommen Menschen immer mehr mit der Natur und Tieren in Kontakt. In einigen Gegenden würden menschliche Aktivitäten «die natürlichen Puffer, die den Mensch einst vor diesen Erregern geschützt haben, niederreissen», sagte Doreen Robinson, die Leiterin der Abteilung für Wildtiere bei UNEP.

Auch der Klimawandel befeuert den Anstieg der Krankheiten. Wärmere Temperaturen können ideale Bedingungen für Erreger und Überträger schaffen, wie der Bericht erklärt. Klimatische Veränderungen könnten beeinflussen, wo etwa Fledermäuse und Affen, von denen einige Erreger ausgehen, und Moskitos leben – die Erreger oft übertragen.

Diese Probleme müssten angegangen werden, um die Gefahr zunehmender Krankheiten wie Covid-19 zu reduzieren, mahnten die Forscher. Die Epidemien lediglich zu bekämpfen, wäre nicht nachhaltig. Das wäre, als würde man bei einem kranken Menschen nur die Symptome behandeln, und nicht die zugrundeliegenden Ursachen, sagte Randolph. (adi/sda/dpa)

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42 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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UncleHuwi
06.07.2020 20:59registriert Mai 2015
Leider kann man solche Erkenntnisse noch so oft wiederholen. Wir werden es nicht umsetzen. Klimawandel, Ernährung oder die Zerstörung und Ausbeutung unseres Planeten. So lang es Menschen gibt, die Profit und Macht vorziehen, sehe ich schwarz. Jeder kann zwar etwas zur Rettung der Erde und unserem Leben wie wir es kennen, etwas beisteuern...aber trotzdem müssen wir zuerst richtig auf die Fresse fliegen bevor wir es alle begreifen. We just don't get it!
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Pr0di
06.07.2020 22:36registriert Februar 2017
Meine wohl etwas unpopoläre und nicht gern gehörte Meinung dazu ist, dass es zu viele Menschen auf diesem Planeten gibt. Die Anzahl Menschen wächst immer mehr, aber der Planet und die Ressourcen bleiben dieselben. Irgendwann in näherer oder hoffentlich eher ferner Zukunft, wird es unweigerlich auf irgend eine Art zu einem weltweiten Bevölkerungsrückgang kommen. Wenn sich die Menschheit nicht selbst ausrottet oder ausdünnt, wird es wohl am ehesten eine Krankheit sein.
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Musikuss
06.07.2020 21:56registriert September 2016
Es gibt noch einen anderen Grund: die Mikroorganismen, zu denen Bakterien und Viren gehören, können sich sehr viel schneller an veränderte Lebensbedingungen anpassen, als wir Menschen, weil die Lebenszyklen sehr viel kürzer sind.
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