Von Luxus bis Autonomie: 5 spezielle Gefängnisse
Gefängnisse assoziieren die meisten wohl mit Gitterstäben, Stacheldraht und unhaltbaren Zuständen (zumindest in gewissen Ländern). Doch folgende Gefängnisse überraschen mit Kletterhallen, Stränden oder Pferden. Wir stellen fünf der aussergewöhnlichsten Gefängnisse vor:
Luxusknast Bastøy
Die etwa drei Quadratkilometer grosse Insel Bastøy in Norwegen sieht aus wie ein kleines Paradies. Speziell ist aber, dass es auf der Insel ein Gefängnis gibt. Die rund 100 Häftlinge wohnen gemeinsam in 80 Häusern, können tagsüber frei auf der Insel herumlaufen und normalen Arbeiten nachgehen, die zur Resozialisierung beitragen, schreibt Travelbook. Dazu gehört auch der Anbau von Getreide oder die Viehwirtschaft.
Bastøy gilt als Luxusgefängnis, denn für die Häftlinge gibt es neben einer Kirche, Schule und einem Einkaufsladen auch Angebote wie Angeln, Fussball, eine Indoor-Kletterhalle, Gymnastik-Kurse, Velos und ein grosses Fernsehzimmer. Bei all diesen Annehmlichkeiten wundert es auch nicht, dass es in den vergangenen 30 Jahren nur einen Fluchtversuch gab. Auf der Insel soll es ruhig und sicher sein, denn die Inhaftierten befinden sich in der Endphase einer langen Gefängnisstrafe und fielen durch gute Führung auf. Dazu gehören auch verurteilte Mörder oder Drogendealer.
Speziell: Auf der Insel gibt es sogar einen öffentlichen Strandbereich für Besuchende, welche mit der Fähre auf die Insel gelangen.
Gefängnisinsel Gorgona
Seit 1869 werden auf der kleinsten Insel des Toskanischen Archipels Häftlinge, die sich in den letzten Monaten ihrer Freiheitsstrafe befinden, untergebracht.
In dem kleinen landschaftlichen Paradies können rund 70 Inhaftierte viel Zeit draussen verbringen und bei der Arbeit bei der Viehzucht, im Weinberg, bei den Bienenstöcken oder in der Käserei Geld für das Leben nach dem Knast verdienen. Pro Monat sind das Medienberichten zufolge etwa 300 Euro.
Touristen können Gorgona besuchen, jedoch nur nach Voranmeldung, und gleichzeitig dürfen sich nicht mehr als hundert Besuchende auf der Insel befinden.
Cowboy-Gefängnis
Im Northern Nevada Correctional Facility werden Häftlinge zu Cowboys ausgebildet. Grund für das Programm ist die Überpopulation von wilden Pferden in Nevada. Diese werden eingefangen und von den Insassen gezähmt. Ein Pferd erzielt bei einer Auktion etwa 900 US-Dollar Erlös.
Die Haftanstalt sieht aus wie eine Ranch und die rund 25 Häftlinge können sich die ganze Zeit draussen aufhalten. Es gibt keine Zäune und keine bewaffneten Aufseher, jedoch einen Ausbildungsverantwortlichen, der alles im Blick behält. Das Programm ist eine Vorzugsbehandlung für Inhaftierte mit guter Führung. Sie haben meistens nur noch etwa zwei Jahre abzusitzen, weswegen es keine Fluchtversuche gibt, denn ein solcher würde ihnen gleich fünf weitere Jahre im staatlichen Vollzug einbrocken.
Die Arbeit mit den Pferden hilft den Häftlingen bei der Resozialisierung und bereitet sie auf das spätere Arbeitsleben vor.
Projekt «Prison Reviews»
«Prison Reviews» ist kein Gefängnis, aber ein Gefängnisprogramm, das in mehreren brasilianischen Gefängnissen angeboten wird. Dabei können Inhaftierte ihre Zeit im Gefängnis verkürzen, indem sie Bücher lesen und darüber schreiben.
Das Projekt wurde mit dem Buchverlag Editora Carambaia ins Leben gerufen. Mittels einer Marketingkampagne spendete der Buchverlag verschiedenen Gefängnissen zahlreiche Romane aus seinem Verlagsprogramm, mit denen die Insassen Buchclubs gründeten. Grund dafür war, dass Häftlinge gemäss einer Statistik neunmal so häufig lesen wie durchschnittliche Bürgerinnen und Bürger.
Die Häftlinge bekommen für ein Buch jeweils 30 Tage Zeit, um es zu lesen und eine Rezension zu schreiben. Diese werden dann überprüft. Bei einer guten Rezension wird die Freiheitsstrafe Medienberichten zufolge um vier Tage gekürzt. Die Verkürzung liegt bei maximal 12 Büchern pro Jahr, womit ein Häftling 48 Tage herausschlagen kann.
Gefängnisstadt San Pedro
Beim San-Pedro-Gefängnis in Boliviens Hauptstadt La Paz nehmen die Insassen die Verwaltung der Gefängnisstadt selbst in die Hand. Wachpersonal oder Polizei gibt es nicht, sondern Gefängnisbosse und eine Art Patrouille sorgen mehr oder weniger für Recht und Ordnung. Laut Berichten soll es aber einfach sein, etwas ins Gefängnis zu schmuggeln und auch Drogen sind nicht schwer zu bekommen. Ganz ohne Kontrolle geht es aber doch nicht und es gibt regelmässige Anwesenheitskontrollen.
Die Insassen leben im Gefängnis zusammen mit Frau und Kindern und können sich mit genug Geld ein relativ normales Leben finanzieren. Die Frauen und Kinder der Häftlinge können das Gefängnis tagsüber verlassen, um zur Arbeit oder zur Schule zu gehen.
Bis 2009 gab es sogar Touristen, welche die Stadt mit den rund 2000 Einwohnern besuchen konnten.
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