Ein herkömmliches Fieberthermometer misst in der Regel bis 42 Grad. Müsste es die Temperatur Europas in der nächsten Woche bestimmen – es gelänge nicht. Die Wettermodelle der Meteorologinnen und Meteorologen sind mit Werten bis zu 45 Grad tiefrot eingefärbt. Ob solche Spitzenwerte tatsächlich eintreffen, ist noch unklar. Einig sind sich die Prognosen aber darin: Es wird heiss, sehr heiss. Für den menschlichen Körper bedeutet das Stress.
Anders als etwa die Silberameise, die dank eines Hitzeschockproteins auch bei 60 Grad im Wüstensand klar kommt, ist der Mensch hitzesensibel. Die Körperkerntemperatur muss zwischen 36 und 37.5 Grad liegen, damit es ihm gut geht.
Jeder und jede weiss: Bereits bei geringem Fieber machen sich Müdigkeit oder Konzentrationsschwächen breit. Wärmt sich der menschliche Körper über 42 Grad auf, wird es lebensgefährlich. Der Kreislauf bricht zusammen, Organe versagen und ab 43 Grad gerinnen die körpereigenen Proteine.
Um dies mit aller Kraft zu verhindern, rackert sich der Körper ab. Als erstes versucht er die Wärme loszuwerden, indem er die Gefässe erweitert und mehr Blut in die Haut pumpt. Das Gesicht färbt sich rot und die Hände schwellen an.
Reicht dies nicht, greift der Körper zu seinem wirkungsvollsten Kühlkniff: Er beginnt zu schwitzen und wird durch die Verdunstung des Schweisses gekühlt. Dafür braucht er viel Wasser und etwas Salz. Fachleute empfehlen deshalb, an Hitzetage mehrere Liter zu trinken. Dieser Schutz funktioniert am besten bei trockener, heisser Luft. Ist es hingegen sehr schwül, kann der Schweiss nicht richtig verdunsten. Deshalb hängt das Hitzeempfinden auch stark von der Luftfeuchtigkeit ab.
Wie gravierend anhaltend hohe Temperaturen sein können, zeigte sich in Europa 2003: Rund 70 000 Menschen starben allein im Monat August an den Folgen der Hitze. Die Übersterblichkeit betrug je nach Region und Woche bis zu 50 Prozent.
«Der Hitzesommer 2003 war die tödlichste Naturkatastrophe der vergangenen hundert Jahre in Europa», schrieb die deutsche Umweltmedizinerin Claudia Traidl-Hoffmann im letzten Jahr. Damals erschien das von ihr und Wissenschaftsjournalistin Katja Trippel verfasste Buch «Überhitzt. Die Folgen des Klimawandels auf unsere Gesundheit».
Wir erreichen die renommierte Umweltmedizinerin telefonisch. Woran liegt es, dass einige Menschen bei hohen Temperaturen sogar noch Energie zum Sport treiben finden, während andere sich an einem Schattenplatz Luft zufächeln?
Das hänge vom Körper ab, sagt Traidl-Hoffmann, ob er alt oder jung, gesund oder krank sei. «Gerade sehr junge, kranke und alte Menschen können sich nur schlecht an die Hitze anpassen. Insbesondere, wenn sie übers Jahr hindurch in relativ kühlen Bedingungen leben.» Sie schiebt aber nach:
Neben den hohen Temperaturen würden auch die hohen Ozonwerte und die Verkehrsbelastungen schädlich auf den Körper wirken.
Wie gut der Körper mit der Hitze umgehen kann, darüber ist auch die Herkunft mitentscheidend. Eine rasche Anpassung ist nicht innerhalb von Tagen möglich, sagt Traidl-Hoffmann: «Das betrifft epigenetische Veränderungen, die über Generation hinweg passieren.»
Menschen aus dem äquatorialen Bereich verfügen beispielsweise über mehr Schweissdrüsen als Nordeuropäer. Auch der Blutdruckmechanismus ist nicht identisch. «Bis heute verstehen wir noch nicht alle Details, inwiefern sich diese körperlichen Vorgänge teilweise unterscheiden», sagt die Umweltmedizinerin.
Und auch sonst gäbe es noch zahlreiche offene Forschungsfragen rund um die Hitzebelastung. Ungeklärt sind beispielsweise, wann und in welchem Ausmass sich hohe Temperaturen auf das ungeborene Leben im Mutterleib auswirken. Aber auch hinsichtlich der Wirkung von Medikamenten spricht Traidl-Hoffmann von einer riesigen Forschungslücke.
Es zeige sich, dass die Auswirkungen des Klimawandels den Verlauf zahlreicher Krankheiten verschlimmere – etwa Multiple Sklerose, Schizophrenie oder Neurodermitis.
«Wie hierbei die molekularen und zellulären Mechanismen im Detail funktionieren, wissen wir noch nicht. Aber gerade chronisch entzündliche Erkrankungen wie Multiple Sklerose verschlechtern sich durch die Hitzebelastung. Wir verfügen über genügend Hinweise, um den Betroffenen zu raten: Sorgt dafür, dass ihr euch an kühlen Orten aufhaltet.»
Die Umweltmedizinerin rät kranken Menschen auch, bei der Ärztin oder dem Arzt nachzufragen, ob gewisse Medikamente während der Hitzeperiode angepasst werden müssen. Bekannt sei beispielsweise, dass zahlreiche Blutdruckmedikamente ein verstärktes Ausscheiden von Wasser bedingen. «Bei hoher Hitze kann das dazu führen, dass der Körper austrocknet oder aufgrund des Flüssigkeitsmangels gar die Nieren versagen», sagt Traidl-Hoffmann.
Verstärkte Wachsamkeit sei auch bei Medikamenten angebracht, die den Zuckerhaushalt regulieren – also bei Diabetikerinnen und Diabetikern. Durch die stärkere Durchblutung während den heissen Tagen kann das Insulin schneller wirken.
Neben den Menschen mit Herz-Kreislaufproblemen trifft die Hitze besonders stark auch jene mit Atemwegserkrankungen oder Lungenleiden. Aufgrund der Wärme und dem damit verbundenen Wasserentzug wird die Lunge weniger stark durchblutet, was Entzündungen und Infekte begünstigt. «Wir beobachten, dass an heissen Tagen deutlich häufiger Lungenversagen eintreten als sonst», sagt Traidl-Hoffmann.
Chronisch Lungenkranken rät sie deshalb, ab 30 Grad zu Hause zu bleiben. «Sollte es wärmer werden, dann sollten diese vulnerablen Menschen in die Höhe ausweichen, also in die Berge fahren.» Auch alten Menschen, die in einer sich stark aufheizenden Wohnung leben, rät sie zu alternativen Unterkünften an den heissen Tagen:
Besonders bei Hitzeperioden, die mehrere Tage oder gar Wochen inklusive Tropennächte anhalten, steige die Übersterblichkeit massiv.
Können alte und kranke Menschen ihre Innenräume einigermassen kühl und schattig halten, dann sollten sie mit ausreichend Nahrung und zuckerfreien Getränke vorsorgen. Dies, um an den sehr heissen Tagen nicht das Haus verlassen zu müssen. Traidl-Hoffmann rät: «Unbedingt leichte Kost, also viel Gemüse und Obst, essen. Und mindestens ein Glas Wasser pro Stunde trinken, das ist extrem wichtig.»
Wer Mühe hat, sich daran zu erinnern, kann sich beispielsweise einen Wecker stellen. Selbst bei gesunden Seniorinnen und Senioren kann der Körper die Hitze nicht mehr gleich gut regulieren wie bei Jüngeren. Unter anderem, weil das Schwitzen eingeschränkt ist oder die Nieren den Harn nicht mehr genügend konzentrieren. (aargauerzeitung.ch)
Diese Bedingungen herrschen zunehmenden in Gebieten, in denen Hunderte Millionen Menschen leben. Die "nur" 2-5 Grad Erwärmung entscheiden buchstäblich über Leben und Tod, auch wenn uns Köppel, Eichenberger und andere Deppen etwas anderes weismachen wollen.
Bei MS zB können sich die Symptome verschlechtern, man ist noch müder und benommener und die motorischen Fähigkeiten verschlechtern sich. Kann man rasch mit einem Schub verwechseln.
Wünsche allen einen kühlen Kopf 🙃