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Kiffen in Zürich: Anfragen bei Beratungsstellen häufen sich

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Bild: KEYSTONE/MARTIN RUETSCHI

Kiffen in Zürich: Anfragen bei Beratungsstellen häufen sich

In Europa habe es mehr Cannabissüchtige – auch in Zürich merke man einen Anstieg, so ein Bericht der UN. Besonders gefährdet sind vor allem Jugendliche. Oft werde die Sucht nämlich erst spät bemerkt.
28.06.2022, 06:5928.06.2022, 07:24
Joëlle Virginie Maillart / ch media
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Laut einem UN-Bericht steigt die Zahl der Cannabis-Süchtigen in der EU. 30 Prozent in der Drogentherapien sind auf Hanf-Drogen zurückzuführen. Sabin Bührer, Kommunikationsbeauftragte der Suchtfachstelle Zürich, bestätigt den Beratungs- und Therapiebedarf: «Wir sind erst seit zweieinhalb Jahren auch Anlaufstelle für andere Substanzen nebst Alkohol und das Unterstützungsangebot wird durchaus spürbar von Menschen mit risikoreichem Cannabiskonsum genutzt.»

Erhöhter Druck bei Jugendlichen

Einen möglichen Grund dafür nennt Bührer den erhöhten Leistungsduck bei Jugendlichen. «Die stehen nicht selten sehr unter Druck in der Schule oder im Studium und dann kann ein Joint auch als Bewältigungsstrategie dienen.»

Der Leiter der Zürcher Fachstelle für Prävention des Suchtmittelmissbrauchs (ZFPS), Sven Anders, sieht daneben noch einen anderen Grund: «Es ist eine attraktive Droge für Jugendliche und junge Erwachsene, die oft aus Neugier, zum Relaxen oder aus reiner Langeweile ausprobiert wird.»

Platz drei der Schweiz

Die Zahlen von Cannabiskonsumierenden, die Hilfe suchen bei Beratungsstellen in der Stadt Zürich und Agglomeration, ist zwar zunehmend, aber nicht annähernd wie im UN-Bericht. «Wir befinden uns jetzt circa bei zehn Prozent», so Anders.

Eine Studie der Universität Zürich aus dem Jahr 2021, bei der Jugendliche zwischen 15 und 19 Jahren in der Schweiz befragt wurden, hat ergeben, dass rund neun Prozent im letzten Monat Cannabis konsumiert haben. Problematisch ist es allerdings dann, wenn regelmässig bis täglich konsumiert wird und der Einstieg bereits in jungen Jahren stattfindet. «Es gibt Jugendliche, die bereits mit zwölf beginnen, Joints zu rauchen. Je früher, je höher ist die Suchtgefahr», sagt der ZFPS-Leiter.

Mögliche bleibende Hirnschäden

«Es ist ein Irrglaube, dass man von Cannabis nicht abhängig werden kann. Deshalb bemerken es viele erst spät», so Sabin Bührer. Es sei weniger die körperliche, sondern vielmehr die psychische Abhängigkeit. «Es können depressive Symptome, Schlaf- oder gar Angststörungen auftreten.» Zudem sei Cannabis für die Hirnleistung definitiv nicht förderlich.

Deshalb ist besonders die Konsumation im jungen Teeniealter ein Problem, da die Hirnentwicklung noch nicht abgeschlossen und das Gehirn dann besonders anfällig für Schädigung ist. «Bei regelmässiger Konsumation über sehr lange Zeit kann es zu Konzentrationsstörungen oder sinkender Merkfähigkeit kommen», erklärt die Leiterin Prävention der Suchtfachstelle Zürich.

Da es oft mit Tabak geraucht werde, seien auch dieselben Erkrankungen der Atemwege möglich, so Anders. «Zudem lassen sich rund zehn Prozent der schizophrenen Erkrankungen auf Cannabis zurückführen, wie bereits vor 20 Jahren eine Autorengruppe in einer Studie berichtete.».

Tödliche Dosis der «Nicht-Droge»

Beunruhigend sind vor allem die neuen synthetischen Cannabinoiden. «Seit zwei Jahren ist der Konsum sehr präsent. Das könnte mit dem CBD zusammenhängen», sagt Anders. Da der synthetisch hergestellte THC aufgesprüht werde, sei die Dosis oft ungewohnt hoch und werde recht schnell zur gefährlichen Dosis.

Anders fügt hinzu: «Das kann im Gegensatz zur normalen Cannabisdosis zu akuten Atem- und Herz-Kreislaufproblemen kommen und zum Tod führen.» Mit Broschüren versuche die Suchprävention im Kanton Zürich die Menschen darauf aufmerksam zu machen.

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