Wollten Sie schon seit Ihrer Kindheit
Polizist werden?
MARCO CORTESI: Nein, eigentlich gar nicht. Als Bub
wollte ich Pilot oder Golfprofi werden. Erst später habe ich mich
dazu entschieden, die Polizeischule zu machen. Ich ging hin, um zu
sehen, ob mir das gefällt. Und jetzt bin ich schon über 30 Jahren
hier.
Wie verlief Ihre berufliche Karriere?
Nach der Schule mit 16 Jahren habe ich
zuerst als Skilehrer gearbeitet, dann als Golflehrer und später habe ich bei der Post gearbeitet. Mit 26 bin ich zurück in die Schule. Denn ohne Schule
findet man halt keinen guten Job. Ich machte die Handelsschule und
ein Diplom. Danach arbeitete ich eine Zeit lang auf der Bank und später ging ich zur Polizei.
Wie sind Sie dazu gekommen, bei der
Stadtpolizei zu arbeiten?
Ich dachte, dass es bei der Polizei sicher spannend und interessant ist. Ich habe mich entschlossen, die Aufnahmeprüfung zu machen und habe zum
Glück bestanden. Und so habe ich meinen Traumberuf gefunden.
Wie ist Ihre Berufsbezeichnung?
Meinen Beruf nennt man Mediensprecher.
Ich bin der Chef von einem Team mit acht Personen. Vier stehen mir
jederzeit zur Verfügung und weitere vier in schwierigen Situationen.
Was mögen Sie an Ihrem Job und was nicht?
Ich finde eigentlich alles gut, es gibt
fast nichts, das ich schlecht finde. Mein Beruf ist sehr
abwechslungsreich und spannend. Ich habe mit verschiedenen
Menschen zu tun. Mit Armen und Reichen, mit Menschen verschiedener Herkünfte. Mit Kindern oder auch mit Leuten, die in
schwierigen Situationen sind. Wenn ich am Morgen aufstehe, weiss ich nie, wie mein Tag aussieht.
Was an ihrem Job ist schwierig?
Schwierig ist vielleicht das falsche Wort. Wenn man etwas lange macht und gut kann, dann ist der Job auch einfacher. Ich kann das, was ich mache auch besser, weil ich es
schon lange mache. Aber anspruchsvoll ist es, in brenzligen Situationen
die richtigen Worte zu finden. Dass die Leute verstehen, was ich ihnen sagen will. Das heisst, ich darf nicht zu
kompliziert reden, sonst versteht mich keiner mehr.
Gab es schon mal einen sehr
schlimmen Unfall, der für Sie schockierend war?
Ja, es gibt es eigentlich jeden Monat, dass etwas passiert, das schlimm ist. Immer
dann, wenn es Opfer gibt. Seien das Kinder, die Opfer werden von
Verbrechen oder Verkehrsunfälle, bei denen Leute ums Leben kommen. Oder auch
Erwachsene, die in einem Haus sind, das brennt, die verletzt werden
oder sogar das Leben verlieren. Es ist nicht jeden Tag so
schlimm, aber manchmal gehen die Dinge nicht gut aus. Das verfolgt mich manchmal noch ziemlich lange.
Ist eine Polizeiausrüstung schwer?
Ja, sie ist sehr schwer. Also wenn ihr
die Leute seht, die diese schwarze Ausrüstung anhaben mit
Beinschutz, Helm und allem drum und dran sind das über zwanzig Kilo. Das tragen nicht nur Männer, sondern auch Frauen. Und
das bis zu fünf Stunden lang. Aber es ist auch ein guter Schutz.
Haben Sie Kinder?
Nein, ich bin nicht verheiratet und
habe auch keine Kinder. Aber ich habe eine Partnerin. Mit ihr bin ich
seit zwanzig Jahren zusammen.
Was machen Sie in Ihrer Freizeit?
Ich bin am liebsten in der Natur. Ich
fahre gerne mit dem Mountainbike in den Wäldern herum oder mit dem Rennvelo über einen Pass. Ich klettere gerne und im Winter bin ich in den Bergen, fahre Ski, gehe auf Touren oder mache Langlauf. Ich habe aber
auch ein schönes zu Hause und bin gerne dort.