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Ein Blick in die Vergangenheit zeigt uns, was wir in dieser Serie erwarten dürfen. Am letzten Freitag hat Lugano gegen Zug in der Verlängerung 3:2 gewonnen. Das Resultat ist nicht so wichtig. Es geht um etwas anderes. Die Schlüsselszene wird kurz vor Spielmitte zelebriert. Verteidigersaurier Julien Vauclair verprügelt Zugs Leitwolf Reto Suri im besten Sinne des Wortes. Vauclairs Mitspieler klopfen mit den Stöcken an der Bande Applaus und Trainer Doug Shedden wird hinterher sagen, die Aktion habe ihm gefallen. Das sei ein Statement gewesen.
Lugano hat seit 2006 nie mehr eine Playoffserie gewonnen. Nun droht die 10. Blamage in Serie. Immerhin steht fest: wenigstens wird Lugano dieses Mal nicht an fehlender Härte scheitern. Sportchef Roland Habisreutinger holte als fünften Ausländer einen «Krieger» (eigentlich ein unpassendes Wort für den Sport, aber die Nordamerikaner nennen diesen Spielertyp so). Den Kanadier Maxim Lapierre, 188 Zentimeter gross und 100 Kilo schwer. Ein Rumpelstürmer der oberen Hubraumklasse. Doug Shedden sagt, Lapierre sei einer wie Josh Holden. Weniger talentiert zwar, dafür grösser und kräftiger.
Auf dem Papier gibt es zwischen diesen beiden Teams keine matchentscheidenden Differenzen. Zug ist im Schnitt zwar kleiner und leichter, dafür aber flinker. Zug hat mit Tobias Stephan den besseren Torhüter – aber auch er hat noch nie eine Meisterschaft gewonnen.
Die Differenz wird ein «weicher» Faktor machen: Lugano ist härter, böser und leidenschaftlicher. Doug Shedden wird das Halbfinale erreichen, wenn seine Jungs nicht durchdrehen.
Es ist eine heikle Aufgabe für den kanadischen Bandengeneral, die Balance zwischen Rumpeln und Tanzen zu finden. Rumpeln muss er. Schon um Torhüter Tobias Stephan aus der Ruhe und um die Konzentration zu bringen. Nur dann ist es möglich, diesen Titanen zum gewöhnlichen Torhüter schrumpfen zu lassen. Rumpeln ist auch notwendig, um die Kreise von Pierre-Marc Bouchard zu stören. Er ist Liga-Topskorer, soeben zum wertvollsten Spieler der Liga geadelt worden und einer der smartesten Spieler ausserhalb der NHL.
Playoffs! pic.twitter.com/xsjUiYQrtQ
— MiniPeople.ch (@SwissMinipeople) 1. März 2016
Trainer Doug Shedden sagt, dass die beiden Schweden Linus Klasen und Fredrik Pettersson gesetzt sind. Das bedeutet, dass einer der beiden spielstarken Stürmer (Tim Stapleton oder Tony Martensson) für Maxim Lapierre Platz machen muss. Weniger offensive Feuerkraft und dafür mehr Wasserverdrängung und Intensität – wird das funktionieren?
Es ist ein schmaler Grat. Die Absturzgefahr ist recht gross. Wenn es Lugano übertreibt (oder wenn einzelne durchdrehen), dann sind Strafen die Folge, die das spielstarke Zug ausnützen wird. «Zauberzwerg» Lino Martschini und Pierre-Marc Bouchard können jede Abwehr austanzen. Erst recht im Powerplay.
An einem guten Abend hat Doug Shedden die Ausstrahlung, die ein wenig an einen politisch korrekten Donald Trump erinnert: Doug Shedden, der Mann, der zwar nicht Amerika, aber Lugano wieder gross und mächtig machen kann. Vielleicht sorgt er ja gegen den sanften, jede Polemik wie der Teufel das geweihte Wasser meidende, überkorrekten Pragmatiker Harold Kreis die Differenz. Dieses Coaching-Duell mahnt uns ein wenig an eine Auseinandersetzung zwischen Donald Trump und Hillary Clinton. Lugano schafft es in sechs oder sieben Spielen.