Die Elite ist Schuld an Trumps Wahlsieg? Was für ein Schwachsinn!!!
Nachdem die Schockstarre über den Wahlsieg sich langsam löst und man sich an den Gedanken, dass Donald Trump bald ins Weisse Haus einziehen wird, gewöhnt, ist die Suche nach dem Sündenbock in vollem Gange. Besser gesagt: Der Sündenbock ist bereits gefunden. Es handelt sich um eine Elite, die linksliberal, verwöhnt, satt und was auch immer ist.
Ist Obama wirklich der Vater von Trumps Wahlsieg?
In dieser schlichten Sichtweise ist Barack Obama nun nicht mehr bloss der Vater des «IS», er ist auch der Vater von Trumps Wahlsieg. Er habe nur schön geschwatzt, aber nichts für die von der Globalisierung gebeutelte Mittelschicht getan, heisst es. Stattdessen habe er mit dem «Davos Menschen», dem Inbegriff der globalisierten Elite, herumgeturtelt.
Was für ein Schwachsinn! Zur Erinnerung: Mitch McConnell, der Führer der Republikaner im Senat, hat bereits am Tag des Amtsantrittes von Obama geschworen, alles zu unternehmen, um ihn zu blockieren. Und er hat es auch getan: Die Republikaner haben dem Präsidenten auf Schritt und Tritt Knüppel zwischen die Beine geworfen.
Gerade Linksliberale warnen schon lange
Ein erstes Konjunkturprogramm nach der Beinahe-Kernschmelze des Finanzsystems im Herbst 2008 war nicht zu vermeiden. Doch dieses Programm war viel zu schwach auf der Brust – wie übrigens gerade linksliberale Ökonomen wie Joseph Stiglitz und Paul Krugman immer und immer wieder betont haben. Vergeblich. Mit dem Argument der aus dem Ruder laufenden Staatsverschuldung und dem damit verbundenen Weltuntergang haben die Republikaner alles verhindert.
Dieselben Republikaner, die bei Obama Zeter und Mordio geschrien, Budgets verweigert und einmal gar die Verwaltung lahmgelegt haben, werden sich jetzt auf den Rücken legen – und Trump jeden Wunsch erfüllen. Paul Ryan, der im Wahlkampf nicht einmal zusammen mit dem neu gewählten Präsident auftreten wollte, wird jetzt lammfromm dessen Anliegen durch das Abgeordnetenhaus winken. Derselbe Paul Ryan übrigens, der bis vor kurzem für eine Austeritätspolitik auf Stelzen plädiert hat.
Dass Trumps Konjunkturprogramme nicht einmal im Ansatz finanziert sind, und dass sie die Staatsschulden ins Unermessliche steigen lassen werden, kümmert die Republikaner nun keinen Deut mehr. Das Perverse dabei: Trump wird mit der Politik wahrscheinlich Erfolg haben. Bei Hitler hat es mit Rüstungsausgaben und Autobahnen ja auch geklappt.
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Auch die IT-Unternehmer gehören jetzt zur bösen Elite, und es stimmt: Im Silicon Valley hat Trump ausser dem Herrenmenschen Peter Thiel wenig Freunde. Allerdings, wie wir ohne Digitalisierung unsere Ökonomie oder unsere Ökologie in den Griff kriegen werden, weiss niemand. Hauptsache keine Elite. Dass wir damit auch die Zukunft von Solar- und Windenergie in Frage stellen, ist kein Thema.
Ja, es ist wichtig, dass die Verlierer endlich ihren Teil vom Globalisierungs-Kuchen erhalten, und ja, der «Davos Man» ist keine besonders sympathische Erscheinung. Doch wenn wir eine dezentralisierte, nachhaltige Wirtschaft, wenn wir anständige Medien und einen Rechtsstaat wollen, dann brauchen wir gut ausgebildete Ingenieure, Intellektuelle, Journalisten, Anwälte und Ärzte. Kurz: Wir brauchen eine Elite.
Das Geschwätz von der «hasserfüllten Überheblichkeit der satten Elite» sollten wir Roger Köppel überlassen. Oder Gölä.