Hol dir jetzt die beste News-App der Schweiz!
- watson: 4,5 von 5 Sternchen im App-Store ☺
- Tages-Anzeiger: 3,5 von 5 Sternchen
- Blick: 3 von 5 Sternchen
- 20 Minuten: 3 von 5 Sternchen
Du willst nur das Beste? Voilà:
Die Frage ist nicht, ob Nico Hischier (17) Ende Juni beim NHL-Draft bereits in der 1. Runde gezogen wird. Die Frage ist bloss, ob er als erster Schweizer die Nummer 1 im NHL-Draft wird oder nicht.
Beim NHL-Draft wählen die NHL-Klubs in umgekehrter sportlicher Reihenfolge die noch nicht in der NHL unter Vertrag stehenden Spieler aus – der sportlich schwächste Klub darf also zuerst auswählen (oder sein Wahlrecht in Transfertauschgeschäften einsetzen). Dieses Prozedere fördert die Ausgeglichenheit der Liga.
Um den Überblick zu erleichtern, erstellen mehrere Büros Listen der für den Draft in Frage kommenden Spieler. Zum ersten Mal überhaupt ist ein Schweizer auf einer dieser Listen («McKeens Hockey») die weltweite Nummer 1. Auch auf der offiziellen Liste der NHL («Central Scouting List») gehört er zum exklusiven Kreis der 29 Spieler mit einer «A»-Bewertung.
Über keinen anderen jungen Schweizer Junior ist in Nordamerika je so viel geschrieben und gesendet worden. Er hat das Potenzial zum dominanten NHL-Center. Ein NHL-Scout hat es kürzlich im Interview mit watson so gesagt: «Normalerweise kann ich einen Spieler erst nach mehreren Partien einschätzen. Bei Nico Hischier war mir schon nach einem Drittel klar, wie gut er ist.»
Die positiven Einschätzungen werden durch die Leistungen bei der U20-WM nur noch am Rande beeinflusst: Nico Hischier ist so gut, dass er sozusagen über dem Turnier steht. Falls er unter den Erwartungen bleiben sollte (was unwahrscheinlich ist), dann wird es eben heissen, das Team um ihn herum sei zu schwach gewesen.
So gesehen ist für ihn diese WM nicht mehr ganz so wichtig wie für die viel weniger hoch eingestuften und noch nicht durch den Draft gegangenen Mannschaftskollegen. Sie können ihren Status durch eine gute WM noch verbessern.
Die NHL-Organisation, die beim Draft am 24. Juni 2017 in Chicago die Rechte an Nico Hischier erwirbt, hat nach der Unterzeichnung des Dreijahresvertrages vier Optionen für die nächste Saison. Sie kann
Um Geld geht es vorerst noch nicht. Der Gesamtarbeitsvertrag zwischen der NHL und der Spielergewerkschaft schreibt für die NHL-Neulinge bis zu einem bestimmten Alter einen sogenannten «Entry Level Contract» («Einstiegsvertrag») vor. Die Dauer (drei Jahre) und das Salär (maximal 925'000 Dollar plus 92'500 Dollar Handgeld bei Vertragsunterschrift) sind vorgeschrieben. Dieses Salär wird jedoch nur in der NHL fällig. Bei den Junioren wird kein Lohn bezahlt. Bloss das Handgeld steht dem Spieler in jedem Fall zu. Das grosse Geldverdienen beginnt erst nach Ablauf dieses Kontraktes.
Die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass Nico Hischier nächste Saison bereits in der NHL zum Zuge kommt. Aber es bleibt die Möglichkeit, dass er eine «Warteschlaufe» bei den Junioren oder … beim SC Bern machen wird.
Vereinfacht gesagt: Spieler im Juniorenalter dürfen von den NHL-Organisationen während der Dauer des dreijährigen Einstiegsvertrages nicht ins Farmteam (in der AHL) geschickt werden. Der Ausbildungswert dieser Rumpelliga ist für junge Spieler zu gering. Verzichtet eine NHL-Organisation auf den Einsatz in der NHL, dann bleiben nur zwei Möglichkeiten: eine weitere Saison bei den Junioren oder bei einem europäischen Klub. Luca Sbisa ist beispielsweise zweimal aus der NHL zu den Junioren zurückversetzt worden (2008/09, 2009/10). Die Washington Capitals haben hingegen Jonas Siegenthaler diese Saison im ersten der drei Vertragsjahre zu den ZSC Lions zurückgeschickt – Einsätze im Erwachsenen-Hockey bringen einen Spieler weiter als bei den Junioren.
Erst wenn Nico Hischier nach dem ersten Tag des NHL-Drafts (24. Juni) seinen künftigen NHL-Arbeitgeber kennt, kann die nächste Saison geplant werden. Ob er direkt in die NHL einsteigen kann, hängt von vielen Faktoren ab. Wie ist die Mannschaft strukturiert? Wie schätzen der General Manager, der Cheftrainer und die Scouts sein Potenzial ein?
Eine «Warteschlaufe» in der NLA ist eher unwahrscheinlich, kann aber nicht ganz ausgeschlossen werden. Was dann passiert, ist klar. Nico Hischiers Europa-Agent Gaëtan Voisard (um die NHL-Angelegenheiten vor Ort kümmert sich sein nordamerikanischer Partner Alain Roy) macht klar: «Dann wird er für den SC Bern spielen. Er hat in Bern nach wie vor einen Ausbildungsvertrag und kann nächste Saison ohne Einverständnis des SC Bern bei keinem anderen Schweizer Team spielen.»
Die Situation von Nico Hischier ist nicht vergleichbar mit jener von Auston Matthews, dem «Kinder-Star» der letzten Saison bei den ZSC Lions. Der Amerikaner verbrachte sein letztes Junioren-Jahr VOR dem Draft in Zürich, ist dann im letzten Sommer als Nummer 1 gezogen worden und spielt jetzt in der NHL.
Ein «Entwicklungsjahr» in der NLA für Nico Hischier wäre für den SCB einerseits erfreulich und andererseits auch heikel: Trainer Kari Jalonen müsste dann Nico Hischier als «Eishockey-Kinder-Weltstar» eine zentrale Rolle geben – obwohl er dann ja bereits weiss, dass er diesen Spieler nach einer Saison wieder verlieren wird. «Es wären einige Gespräche zu führen», sagt Gaëtan Voisard. «Die NHL-Organisation würde sorgfältig darauf achten, wie Nico Hischier eingesetzt wird.»
Ein Titan aus der NHL, der sich in die sportlichen SCB-Belange einmischt – das wäre ganz und gar nicht nach dem Gusto von SCB-General Marc Lüthi.