International
Deutschland

Versammlungsverbot in Heidenau ist rechtswidrig: Knallt es jetzt wieder in Deutschland?

Versammlungsverbot in Heidenau ist rechtswidrig: Knallt es jetzt wieder in Deutschland?

28.08.2015, 13:2228.08.2015, 13:49

Das in der ostdeutschen Kleinstadt Heidenau verhängte Versammlungsverbot ist nach Ansicht des Verwaltungsgerichts Dresden unzulässig. Die entsprechende Allgemeinverfügung sei «offensichtlich rechtswidrig», heisst es in einer am Freitag veröffentlichten Eilentscheidung des Gerichts. 

Der Polizeiliche Notstand, mit dem das Versammlungsverbot vom zuständigen Landkreis für das gesamte Wochenende begründet worden war, sei nicht hinreichend vorgetragen und belegt worden. Aus Furcht vor neuen Ausschreitungen hatten die Behörden in Heidenau zwischen Freitag 14 Uhr und Montag 6 Uhr im gesamten Gebiet der Stadt alle öffentlichen Versammlungen unter freiem Himmel untersagt. 

Das Gericht gab mit seiner Entscheidung dem Eilantrag eines Bürgers statt, der an einer von dem Bündnis «Dresden Nazifrei» angemeldeten Kundgebung teilnehmen wollte. Gegen die Entscheidung kann jetzt Beschwerde beim Oberverwaltungsgericht des Bundeslandes Sachsen erhoben werden. In Heidenau nahe Dresden hatte es am vergangenen Wochenende Ausschreitungen von Rechtsradikalen gegeben, die die dortige Unterbringung von Flüchtlingen verhindern wollen.

Randale in heidenau am 22. August.
Randale in heidenau am 22. August.Bild: Getty Images Europe
Deutschland

Zuvor hatte die Gewerkschaft der Polizei (GdP) deutliche Kritik am Versammlungsverbot in Heidenau geübt. «Es ist ein Kniefall vor dem Mob in Heidenau», sagte Vizechef Jörg Radek laut «Spiegel». Eine solche Botschaft sei verheerend und ein Offenbarungseid für den Rechtsstaat. Die Entscheidung bedeute einen «Schlag ins Gesicht» all jener, «die sich der dumpfen Stimmungsmache rechter Gewalttäter entgegenstellen», so Radek weiter.

Das Landratsamt hatte am Donnerstagabend alle öffentlichen Versammlungen unter freiem Himmel in Heidenau untersagt. Die Anweisung gilt von Freitag 14 Uhr bis Montag 6 Uhr. Begründet wurde das mit einem polizeilichen Notstand. «Danach sind die zur Verfügung stehenden Polizeikräfte nicht in der Lage, der prognostizierten Lageentwicklung gerecht zu werden», hiess es in einer Mitteilung des Landratsamts vom Donnerstagabend. 

Von dem Verbot ist unter anderem ein Willkommensfest für Flüchtlinge in Heidenau betroffen. Die Organisatoren vom Bündnis Dresden Nazifrei zeigten sich überrascht: «Gerade nach den Ereignissen am vergangenen Wochenende muss es der Polizei doch möglich sein, so eine Veranstaltung, bei der wir den Menschen eine schöne Zeit bereiten wollen, abzusichern», so Sprecher Henning Obens.

Nach dem aktuellen Gerichtsentscheid dürfen nun jedoch Versammlungen stattfinden. Auch die Rechten werden sich wohl wieder gruppieren: Mal sehen, ob es am Weekend in Deutschland wieder knallt.

(wst/sda/afp/phi)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
Du hast uns was zu sagen?
Hast du einen relevanten Input oder hast du einen Fehler entdeckt? Du kannst uns dein Anliegen gerne via Formular übermitteln.
3 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
3
Sahra Wagenknecht zieht sich als BSW-Vorsitzende zurück
Das BSW stellt sich neu auf. Wagenknecht gibt den Parteivorsitz ab, bleibt aber in der Partei aktiv.
BSW-Chefin Sahra Wagenknecht will den Bundesvorsitz ihrer Partei abgeben. Dies teilte die 56-Jährige in Berlin mit. Gleichwohl will sie sich nach eigenen Angaben weiter in führender Position für das BSW engagieren. So wolle sie eine Grundwertekommission in der Partei aufbauen und leiten, sagte Wagenknecht. Für den Fall, dass das BSW doch noch in den Bundestag einziehen sollte, wolle sie Fraktionschefin werden.
Zur Story