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Ludmila Balkanovic

Balkanische Sängerinnen bedrohen sich auf Twitter und Facebook

Balkanerinnen lassen auch mal Fäuste sprechen.
Balkanerinnen lassen auch mal Fäuste sprechen.Bild: flickr.com/F.//Chicca//K.Silva
Ludmila Balkanovic

Wenn Balkan-Bitches Beef haben, biegen sich die Balken

«Jetzt ficke ich deine Mutter erst recht», twittert eine Balkan-Pop-Queen. Die Aggro-Parolen richtet sie an die bekannte Balkan-Madonna Ceca. Ludmila über die Konflikt-Handhabung/Handgreiflichkeit ihrer Landsfrauen.
15.06.2017, 15:5516.06.2017, 08:05
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Rein äusserlich könnten sie BFFs sein. Beide haben riesige Silikonbrüste, aufgespritzte Lippen, operierte Nasen, Botox in der Stirn. Auch teilen Ceca und Jelena Karleuša ihre ganz grosse Leidenschaft – das Singen. Beide verdienen massiv viel Kohle mit Musik – und eventuell ein bisschen krummen Machenschaften. Sagt man.

Auch haben die Sängerinnen jeweils einen Mann durch Mord verloren. Jelena ihren Verlobten Zoran Davidović Ćanda und Ceca den Vater ihrer Kinder und den als Kriegsverbrecher bekannten Željko Ražnatović.

Meine Damen und Herren: Jelena Karleuša!

Jelena Karleuša mit «Pucaj u Ljubav».Video: YouTube/Jelena Karleuša

Nun ist es so, dass sich die «Damen» seit Jahren eine öffentliche Schlammschlacht liefern. Offensiver Bitch Fight statt Diskretion. Fuck it statt hinter verschlossenen Türen ausdiskutieren.

Zurzeit wirft Jelena Ceca mal wieder vor, sie sei mitschuldig am Tod von Zoran Davidović Ćanda. Derweil wettert Ceca im «Blic», dem serbischen Pendant zum «Blick», über Jelenas angebliche Psychospielchen. Diese wiederum antwortet über Twitter mit den Worten «Jetzt ficke ich deine Mutter erst recht». Was wie ein billiger Filmplott klingt, entspricht purer Realität, wie es sie nur im Balkan gibt.

Der verhängnisvolle Tweet

«Jetzt ficke ich deine Mutter erst recht», twittert Jelena Karleuša an die Adresse von Ceca.
«Jetzt ficke ich deine Mutter erst recht», twittert Jelena Karleuša an die Adresse von Ceca.Bild: Screenshot Twitter

So tönt Cecas Musik

Ceca mit «Andjeo drugog reda».Video: YouTube/Svetlana Ceca Raznatovic

Soeben hat Ceca ein Verfahren, das seit dem Jahr 2000 gegen Karleuša lief, gewonnen. Karleuša muss nun Schmerzensgeld zahlen.

«Balkanische Dummheiten»
Ludmilas Papa

Ich hab meinen Dad, einen passionierten «Blic»-Konsumenten, nach den wahren Details des Bitch Fights gefragt. Er aber ist schon lange ausgestiegen. «Balkanske Gluposti», sagt er zum Tussenkrieg. Was soviel wie «balkanische Dummheiten» heisst.

Mir fallen zum Thema drei andere Frauen ein, denen ich neulich in einer Jugo-Disco begegnet bin. Ich stand in der Warteschlange beim Klo, als es krachte. Zwei gingen auf die Dritte los, weil die mit dem Freund der einen angebandelt haben soll.

Bevor jemand einschreiten konnte, lagen die drei Party-Chicks am Boden, zerrten sich an den sehr blondierten Haaren und Extensions, sorgten im Kollektiv für Hösliblitzer und schrien rum.

Schminken statt dazwischen gehen, für die Balkanerin eine easy Mission!
Schminken statt dazwischen gehen, für die Balkanerin eine easy Mission!Bild: flickr.com/Hillary Boles

Derweil zog neben dem Frauenknäuel eine vierte Clubgängerin in aller Ruhe ihren Lippenstift nach, guckte, ob sie etwas zwischen den Zähnen hat und stalkte mit ihrer Freundin den Instagram-Account ihres Crushs. Willkommen in den weiblichen balkanischen Streitmachenschaften.

Fast so, wie wenn der Lesbian-Threesome Realität wird

Der Bitch Fight im Club endete übrigens so, dass zwei Securitys die drei Zicken aus dem Club eskortieren mussten, während eine Horde besoffener Typen so johlte, als würde hier grad ihr Lieblings-Lesbian-Threesome von Pornhub Realität werden.

Und wie ich hier gerade diese Zeilen verfasse, kommt mir in den Sinn, dass auch ich nicht frei von Sünde bin. Letztens fragte mich meine Freundin, die ich seit der ersten Klasse habe, ob ich mich noch daran erinnere, dass ich sie ständig gekniffen und gehauen habe, wenn ich was wollte.

Ich erinnerte mich und entschuldigte mich. Wir sind beide sehr froh, dass ich meine Aggressionen derweil im Griff habe. Ausser im Verkehr, wo mein Mittelfinger gerade erst gestern etwas schneller als mein Hirn war, das eigentlich sowas wie «Chönd Sie nöd ufpasse!?» sagen sollte, es in Realität aber ein «Du Arschloch!» von sich gab.

Abgesehen davon bin ich wirklich total Zen. Also kommt mir jetzt nicht mit «typisch Aggro-Jugos». Danke. Omm.

Eure Ludmila

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31 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Walter Sahli
15.06.2017 16:52registriert März 2014
Ich will ja jetzt hier nicht unbewiesene Gerüchte in die Welt setzen oder gar ungerechtfertigte Unterstellungen anbringen, aber mich beschleicht das leise Gefühl, dass man auf dem Balkan eine gewisse Affinität zu Dramen hat.
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DonPedro
15.06.2017 16:58registriert April 2016
Je öfter ich Deine mit Selbstironie gewürzten Kommentare lese und über deren Inhalt schmunzle, umso eher beginne ich Eure Mentalität zu verstehen.
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Luca Brasi
15.06.2017 17:56registriert November 2015
Typisch Aggro-Jugos!

:P
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Muss ich mein Trinkgeld bei der Steuererklärung angeben?
Offiziell gibt es seit 1974 im Gastgewerbe kein Trinkgeld mehr und damit auch nichts zu deklarieren. In der Praxis ist es etwas komplizierter.

In den 70er Jahren einigten sich Arbeitgeber- und Arbeitnehmerverbände auf die Formel «Service inbegriffen». Bedeutet, dass die Arbeitgeberin die Serviceleistung mit dem Lohn abgilt und der Gast diese nicht zusätzlich bezahlen muss. Klarheit geschaffen wurde damit aber nie, da das Trinkgeld nur theoretisch, nicht aber praktisch abgeschafft wurde. Mit der immer häufigeren digitalen Überweisung des Trinkgeldes kommt diese langjährige Praxis nun auch immer deutlicher ans Licht.

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