Die USA sind ein tief gespaltenes Land. Die Wahl von Donald Trump zum Präsidenten hat die Kluft zwischen Linken und Rechten noch verbreitert. Man hat zunehmend den Eindruck, als ob die beiden politischen Lager auf unterschiedlichen Planeten leben. Nun belegt eine neue Umfrage, dass die Meinungen sogar bei eher unpolitischen Themen immer mehr auseinander gehen.
Zum Beispiel bei der höheren Schulbildung in Colleges und Universitäten. 58 Prozent der Republikaner glauben heute, dass sie einen negativen Einfluss auf die Nation haben, hat das Pew Research Center ermittelt. Nur 36 Prozent beurteilen sie positiv. Noch vor zwei Jahren waren es 54 Prozent. Innerhalb kurzer Zeit kam es zu einem rapiden Wandel.
Republican attitudes on the impact of colleges & universities have changed dramatically over a short period of time https://t.co/mynPrWPUEb pic.twitter.com/HfrImvx92D
— Pew Research Center (@pewresearch) 11. Juli 2017
Sogar bei Republikanern, die selber einen College- oder Uni-Abschluss haben, sank die positive Bewertung um 11 Prozent. «Newsweek» ortet einen Hauptgrund im letztjährigen Wahlkampf, in dem von den republikanischen Kandidaten bildungsfeindliche Töne zu vernehmen waren. Man brauche mehr ausgebildete Arbeiter statt Hochschul-Absolventen, hiess es etwa.
Der Anti-Intellektualismus in Amerika habe einen Höhepunkt erreicht, schreibt die linke Website Salon. Bei rechten Amerikanern gibt es schon lange Ressentiments gegen Elite-Hochschulen wie Harvard, MIT, Stanford oder Berkeley. Sie gelten als Brutstätten linker Indoktrination. Auswüchse bei der Political Correctness und Vorfälle wie im Februar in Berkeley, als der rechte Provokateur Milo Yiannopoulos an einem Auftritt gehindert wurde, haben diese Gefühle verstärkt.
Anhänger der Demokraten hingegen beurteilen die höhere Schulbildung laut der Pew-Umfrage zu 72 Prozent als positiv. Dieser Wert hat sich über die Jahre kaum verändert. Dahinter steckt möglicherweise ein tiefer sitzendes Problem. Der konservative «New York Times»-Kolumnist David Brooks hat am Dienstag beschrieben, wie Amerikaner mit höherer Schulbildung ihren Kindern einen privilegierten Status bewahren wollen – und andere davon ausschliessen.
70 Prozent aller Studenten an den 200 besten Schulen des Landes stammten aus dem obersten Einkommens-Viertel, schreibt Brooks. Das führe zu einer zunehmenden Segregation, auch mental. Kürzlich habe er eine Freundin, die nur einen High-School-Abschluss besitze, zum Lunch eingeladen. Er habe sie in einen Gourmet-Sandwich-Shop geführt, wo sie mit Bezeichnungen wie «Padrino» und «Pomodoro» völlig überfordert gewesen sei.
Die gebildete Klasse habe Barrieren erschaffen, die umso verheerender seien, da man sie nicht sehen könne. «Der Rest Amerikas kann sie nicht nennen und kann sie nicht verstehen. Sie wissen nur, dass sie vorhanden sind», meint David Brooks. Es sind die Voraussetzungen, um eine Abneigung gegen Colleges und Universitäten heranzuzüchten. (pbl)