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In der EU sollte man sein: Brüssel will Gratis-Roaming während des ganzen Jahres

Smartphone Ferien (Bild: shutterstock)

In der EU sollte man sein: Brüssel will Gratis-Roaming während des ganzen Jahres

21.09.2016, 15:0721.09.2016, 17:37
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Nach dem Willen der EU-Kommission sollen künftig Mobilfunkkunden ihre Telefone im Ausland benutzen können, ohne Roamingzuschläge zu bezahlen. Dies sagte der für den digitalen Markt zuständige EU-Kommissar Andrus Ansi.

Das gebührenfreie Roaming solle wie geplant Mitte Juni 2017 starten. «Wir wollen, dass Roaming auf Dienst- und Urlaubsreisen ohne zeitliche Begrenzung ohne Zuschläge möglich ist», erklärte der EU-Digitalkommissar Günther Oettinger am Mittwoch in Brüssel.

«Wir wollen, dass Roaming auf Dienst- und Urlaubsreisen ohne zeitliche Begrenzung ohne Zuschläge möglich ist»
EU-Digitalkommissar Günther Oettinger

Unterschiedliche Preise in Europa

Allerdings sieht die EU-Kommission Massnahmen vor, um einen Missbrauch dieser Regelung zu vermeiden. Die Nutzung einer SIM-Karte und der Roamingfreiheit soll an den Wohnsitz gebunden sein. Bei vermutetem Missbrauch soll der Telekom-Anbieter den Kartennutzer vorwarnen und das gebührenfreie Roaming eventuell abschalten dürfen.

Schweizer zahlen weiter
Weil die Schweiz nicht zur EU gehört, profitieren Schweizer Telekomanbieter auch nicht von den regulierten Einkaufskonditionen. Aus diesem Grund müssen die Schweizer weiterhin Gebühren für die Nutzung des Handys oder Tablets über Mobilfunknetze im Ausland zahlen. Die massive Senkung der Roaminggebühren in der EU ab 2011 hatte indes indirekt Auswirkungen hierzulande. So kam es wiederholt zu politischen Vorstössen: Zuletzt sagte der Bundesrat den hohen Roaminggebühren im Rahmen der Teilrevision des Fernmeldegesetzes den Kampf an. Dabei sei auch die Festlegung von Preisobergrenzen «im Rahmen internationaler Abkommen grundsätzlich möglich». Zudem soll der Bundesrat von den Anbietern die sekundengenaue Abrechnung bei Anrufen fordern dürfen. Heute runden die Anbieter diese Werte teilweise auf.

«Wir haben unterschiedliche Preise in Europa», begründete Oettinger diese Massnahme. Es dürfe nicht dazu kommen, dass sich zum Beispiel jemand eine SIM-Karte in Lettland kaufe und die Karte nur in Irland benutze, wo die Preise sechseinhalb Mal höher seien als in Lettland. «Das lettische Telekom-Unternehmen wäre dann nach wenigen Tagen pleite», sagte Oettinger.

Brüssel macht Rückzieher

Die Vorschläge der EU-Kommission werden jetzt dem Gremium Europäischer Regulierungsstellen für elektronische Kommunikation (Gerek) zur Prüfung vorgelegt. Am 15. Dezember sollen die Pläne zum Abschaffen der Roaminggebühren verabschiedet werden.

Mit diesem neuen Vorschlag macht die Brüsseler Behörde einen Rückzieher. Denn ursprünglich sahen ihre Pläne vor, Roaming nur für 90 Tage im Jahr und lediglich 30 Tage am Stück zu ermöglichen. Konsumentenschützer sowie Abgeordnete aus dem EU-Parlament hatten diese Fristen als zu kurz kritisiert.

EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker hatte daher vor knapp zwei Wochen angeordnet, den ursprünglichen Entwurf zurückzuziehen. Das gebührenfreie Roaming solle wie geplant Mitte Juni 2017 starten. «Wir wollen, dass Roaming auf Dienst- und Urlaubsreisen ohne zeitliche Begrenzung ohne Zuschläge möglich ist», erklärte der EU-Digitalkommissar Günther Oettinger am Mittwoch in Brüssel. (sda/reu/afp)

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