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Strafurteilsstatistik wird neu nach Nationalitäten aufgeschlüsselt

Neue Zahlen des Bundes zeigen: Jeder dritte Verurteilte hat keinen festen Wohnsitz in der Schweiz

20.09.2016, 12:3220.09.2016, 12:44
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Das Bundesamt für Statistik (BFS) publiziert erstmals Zahlen zur Nationalität von Verurteilten. Dabei wird zwischen Personen, die sich längerfristig in der Schweiz aufhalten (also Schweizern und Ausländern mit B- oder C- Ausweis) und den restlichen Ausländerkategorien unterschieden.

Eine Aussage über den Vergleich der Anzahl verurteilter Personen nach Nationalität ist nur bedingt möglich. In absoluten Zahlen sind es die Schweizer und Personen aus europäischen Ländern, die den Hauptteil der verurteilten Personen ausmachen, da sie auch den Grossteil der Personen ausmachen, die sich in der Schweiz aufhalten. Vergleichbar sind die Zahlen zu den Verurteilten nach Nationalität nur, wenn man weiss, wie gross die Präsenz jeder nationalen Gruppe in der Schweiz ist.

Schweizer und Ausländer

Erwachsene

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grafik: watson, daten: bfs, basis 2015

Jugendliche

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grafik: watson, daten: bfs, basis 2015

Bei den Erwachsenen machen Ausländer – also alle Personen ohne Schweizer Pass – 58 Prozent aller Verurteilungen aus (gegenüber 42 Prozent Schweizern). Anders bei den Jugendlichen: Hier machen Schweizer zwei Drittel (68 Prozent) aus. Dabei muss unterschieden werden, dass bei den Erwachsenen nur Vergehen und Verbrechen berücksichtigt wurden, bei den Jugendlichen auch Übertretungen.

Verurteilte Erwachsene mit Wohnsitz Schweiz nach Nationalitäten

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grafik: watson, daten: bfs, basis 2014

In der Kategorie Schweizer und Ausländer mit B- oder C-Ausweis sieht es nach Nationalitäten wie oben aus. Hinter den Schweizern liegen Ausländer aus dem ehemaligen Jugoslawien und aus Albanien. Danach folgen vorwiegend europäische Länder und grössere Teile von Afrika. 

Männer und Frauen

Erwachsene

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grafik: watson, daten: bfs, basis 2015

Jugendliche

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grafik: watson, daten: bfs, basis 2015

Die Verurteilten sind zum Grossteil Männer. Dieser Anteil ist über die letzten Jahre einigermassen stabil geblieben.

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Verlauf seit 1984

Verurteilungen

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grafik: watson, daten: bfs

Strafbefehle

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grafik: watson, daten: bfs

Während die Verurteilungen insgesamt stark abgenommen haben, ist die Anzahl der Strafbefehle (also direkt verhängte Bussen ohne Gerichtsverfahren) gestiegen. Dies deutet auf die Vereinfachung des Systems hin. Wo heute nur noch eine Busse ausgesprochen wird, mussten früher auch für kleine Delikte Strafverfahren eingeleitet werden.

Verurteilungen im Zusammenhang mit Drogen

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grafik: watson, daten: bfs

Die Verurteilungen nach dem Betäubungsmittelgesetz (BetmG) sind in den letzten Jahren wieder gestiegen. Mit 7000 Verurteilungen von Erwachsenen wegen Betäubungsmittelhandels wurde 2015 ein Höchststand seit Beginn der Strafurteilsstatistik im Jahr 1984 erreicht. Gegenüber 2014 gab es 4 Prozent mehr Verurteilungen in dieser Kategorie.

Drogen
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Verurteilte Jugendliche

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grafik: watson, daten: bfs

Die Verurteilungen von Jugendlichen sind seit 1999 einigermassen stabil. Die allermeisten Jugendurteile ergehen aufgrund von Betäubungsmittelkonsum (42%) oder einer Vermögensstraftat (31%). Der allgemeine Rückgang von 2 Prozent der Jugendurteile im Jahr 2015 beruht ausschliesslich auf den sinkenden Zahlen bei den Straftaten gegen das Strafgesetzbuch (-12%), wozu auch Vermögensstraftaten gehören.

Bei allen anderen Gesetzen, die in der Jugendurteilsstatistik berücksichtigt werden, wird ein Anstieg verzeichnet: 

  • Strassenverkehrsgesetz: +5 Prozent
  • Ausländergesetz: +39 Prozent
  • Betäubungsmittelhandel: +15 Prozent
  • Betäubungsmittelkonsum: +4 Prozent

(leo)

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54 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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atomschlaf
20.09.2016 13:48registriert Juli 2015
Solche Zahlen sind ohne jede Aussagekraft, wenn man sie nicht in Relation zur Gesamtgrösse der jeweiligen Bevölkerungsgruppe setzt.
Wesentlich aufschlussreicher ist da der Artikel im Tagi: "Am kriminellsten sind Einwanderer aus Südwestafrika"

http://www.tagesanzeiger.ch/schweiz/standard/am-kriminellsten-sind-einwanderer-aus-suedwestafrika/story/26576772
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mbr72
20.09.2016 12:47registriert Mai 2015
Der Bias hinsichtlich politischer Färbung in den gewählten Grafiken ist einfach nur peinlich!
Eine Häufigkeit nach Nationalitäten habt ihr wohl bewusst unterlassen, weil sie leider fast alle Klischee-Vorstellungen erfüllen würde.
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sterpfi
20.09.2016 13:40registriert März 2014
"Vergleichbar sind die Zahlen [...] nur, wenn man weiss, wie gross die Präsenz jeder nationalen Gruppe in der Schweiz ist."
Dann macht das doch! Die Information ist frei zugänglich (BfS). ist das nicht der Job von Journalisten?
Ich hab nur mal kurz geschaut, auffällig ist, dass der Anteil von "Anderen Ausländern" gemäss Präsenz um die 2% ist... sie machen aber 29% der Straftaten aus! Hier muss man ansetzen! Was sind andere Ausländer? Kurzaufenthalter und Asylbewerber. Warum werden soviele Asylbewerber straffällig? Sie dürfen NICHT arbeiten, haben also wenig Geld zur Verfügung und viel Zeit...
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