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Kein Titel des Geldes? Nein. Natürlich braucht ein meisterliches Sportunternehmen genug Geld. Aber der SCB verdankt die Meisterschaft nicht der grösseren Transferkriegskasse. Die ZSC Lions und Lugano haben noch mehr Geld auf dem Transfermarkt investiert
Die Berner haben ihr Geld klüger, glücklicher, besser, umsichtiger investiert. In bessere Trainer und Ausländer und in einen besseren Torhüter. Eine Frage des Managements also. Und letztlich ist dieser Titelgewinn eine Schmach für die ZSC Lions. Sie sind durch sportliches Missmanagement nun zweimal hintereinander mit einer nominell besseren, talentierteren und teureren Mannschaft als jene der Berner in den Viertelfinals gescheitert.
Sie zahlten den Preis dafür, dass sich Manager Peter Zahner in den letzten zwei Jahren zu sehr um den Stadionneubau und zu wenig um die erste Mannschaft gekümmert hat. Die ZSC Lions sind eben immer noch ein Sport- und nicht ein Bau-Unternehmen. Lugano hat ebenfalls mehr Geld als die Berner zur Verfügung und war in den Playoffs im Halbfinale der gefährlichste Herausforderer.
Kein Titel des Glücks? Nein. Natürlich braucht ein Sportunternehmen, das eine Meisterschaft gewinnen will, auch Glück. Das Glück beispielsweise, dass die wichtigsten Spieler von Verletzungen verschont bleiben. Und es braucht bei der Rekrutierung der Ausländer immer auch Glück. Dieses Glück hatte der SCB – aber mehr nicht. Wenn je der Spruch «das Glück des Tüchtigen» zutrifft – dann bei diesem Titelgewinn 2017.
Der SCB ist ein Sportunternehmen mit einer starken Leistungskultur. In diesem Bereich waren in dieser Saison nur Zug und Davos dem SCB ebenbürtig. Aber der SCB hat dem HC Davos auf diese Saison mit Leonardo Genoni den besten Torhüter der Liga ausgespannt. Und den Zugern, zum letzten Mal 1998 im Finale, fehlt noch das «Herrschaftswissen» und die «Herrschaftserfahrung», die es braucht, um eine Meisterschaft zu gewinnen.
Der SCB ist kein spielerisch brillanter Meister. Solche Meister gibt es in dieser ausgeglichenen Liga ohnehin nicht mehr. Die Berner verdanken den Titel einem bis ins letzte Detail durchgerechnetem Zweck- und Sicherheitshockey, das durchaus ihrer unerschütterlichen, unbestürzbaren Wesensart entspricht.
Nach dem von Emotionen und ungläubigem Staunen begleiteten Sturm vom 8. Platz zum Titel unter Lars Leuenberger nun also der erwartete, vorausberechnete und – im Vergleich zum Vorjahr – langweilige, logische Titel als Bestätigung des Qualifikations-Sieges. Der SCB-Titelgewinn ist beeindruckend, verdient, logisch – aber halt auch ein bisschen langweilig. So wenig Hollywood war in Bern noch selten.
Der grosse Bandengeneral Kari Jalonen hat die hohen Erwartungen erfüllt – und das ist in gewisser Weise für den noch immer arbeitslosen Meistertrainer Lars Leuenberger bitter. Wir können nun sagen: Der SCB war mit Lars Leuenberger Meister – na und? Hat der Kari auch geschafft.
Der heftig kritisierte Entscheid von Marc Lüthi, den Vertrag mit Lars Leuenberger nicht zu verlängern, war richtig. Es ist eine der grossen Stärken des grossen SCB-Zampanos, dass er sich im sportlichen Bereich nicht mehr von Emotionen leiten lässt und pragmatisch, ja nüchtern entscheidet. Das ist gut für den SCB, aber weniger gut für die Unterhaltungskultur.
Zum letzten Mal haben die ZSC Lions 2001 einen Titel verteidigt. Ist gar ein «Hattrick» oder die erste Dynastie seit Kloten (vier Titel zwischen 1993 und 1996) möglich? Ja. Ob mit oder ohne Martin Plüss spielt keine Rolle. Die Mannschaft ist noch nicht überaltert, die stockkonservative Spielweise wirkt stabilisierend. Trainer Kari Jalonen bleibt und er weiss nicht nur, wie man Meisterschaften gewinnt. Er weiss auch, wie man Titel verteidigt.
Aber der SCB ist weder wirtschaftlich noch sportlich der Konkurrenz so überlegen wie der FC Basel im Fussball. Das Eis, auf dem der Meister steht, ist in dieser ausgeglichenen Meisterschaft dünn. Der SCB ist zwar ohne Krise und mit einer auf den ersten Blick unantastbaren Überlegenheit durch die Saison gekommen. Die grosse, gut geölte Hockeymaschine SCB ist ohne die geringste Betriebsstörung durch die Saison gefahren – sieht man vom schmählichen Scheitern im Cup und in der Champions Hockey League ab. Aber selbst grosse, gut geölte Hockeymaschinen sind defektanfällig.
Die Berner könnten aber davon profitieren, dass die ZSC Lions ihre sportlichen Hausaufgaben nach wie vor nicht gemacht haben, dass Gilles Senn zwar Nationaltorhüter geworden ist, aber nach wie vor nicht auf Augenhöhe mit Leonardo Genoni spielt, dass Lugano den richtigen Zeitpunkt für die Trainerentlassung verpassen wird, und dass Zugs Torhüter Tobias Stephan einfach keine Meisterschaft gewinnen kann.
Bern ist und bleibt die Hockeyhauptstadt der Schweiz. Das ist gut für das Wohlbefinden der Berner und gut fürs nationale Hockeygeschäft. Keine andere Stadt feiert seine Hockeymeister so schön. Und in keiner anderen Stadt Europas eilen während der Saison Woche für Woche so viele Männer, Frauen, Buben und Mädchen herbei, um den meisterlichen und manchmal nicht ganz meisterlichen Darbietungen beizuwohnen.