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Nach absurder 5000-Franken-Busse: Beim FC Wohlen stellt man sich die Sinnfrage

Das 1/16 Final Fussball Cup Spiel zwischen dem FC Wohlen und dem FC Zuerich, am Samstag, 19. September 2015, im Stadion Niedermatten in Wohlen. (KEYSTONE/Anthony Anex)
Die heutige Flutlichtanlage im Wohler Stadion Niedermatten ist aus Sicht der Liga zu wenig stark für anständige TV-Bilder.Bild: KEYSTONE

Nach absurder 5000-Franken-Busse: Beim FC Wohlen stellt man sich die Sinnfrage

Die Swiss Football League verknurrt den FC Wohlen zu einer Busse von 5000 Franken. Der Ärger im Freiamt darüber ist so gross, dass man sich einen Ausstieg aus der Challenge League überlegen wird.
05.09.2017, 20:06
Sebastian Wendel / Aargauer Zeitung
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Am 7. August 2017 erstattete die Lizenzadministration der SFL bei der Disziplinarkommission eine Anzeige gegen vier Klubs aus der Brack.ch Challenge League. Es handelte sich dabei um den FC Wohlen, den FC Chiasso, den FC Rapperswil-Jona und den FC Wil.

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Die Anzeige stützte sich auf das Lizenzreglement der SFL. Die genannten Klubs hatten von den Lizenzbehörden die Lizenz für die Teilnahme an der Meisterschaft der Brack.ch Challenge League (BCL) für die Saison 2017/18 zwar erhalten, doch waren die Entscheide bei allen vier Klubs mit der Auflage verbunden, bis zum Saisonbeginn 2017/18 die Beleuchtung des Spielfelds zu verbessern.

Beleuchtung nicht ausreichend

Diese Auflage bezieht sich auf den Stadionkatalog B des Komitees der SFL, welcher die Anforderungen an die Beleuchtung des Spielfelds in den Stadien der BCL verbindlich festlegt. Gemäss diesem Katalog muss ein BCL-Stadion ab der Saison 2017/18 zwingend über eine Spielfeldbeleuchtung von 500 Lux verfügen.

«Ich muss aufpassen, was ich sage. Aber wir sind sehr, sehr, sehr verärgert»
Ehrenpräsident René Meier

Die Disziplinarkommission der Swiss Football League (SFL) verhängt gegen den FC Wohlen eine Geldbusse in Höhe von 5000 Franken. Bei der Ansetzung der Busse trug die SFL dem Umstand Rechnung, dass die Verzögerung beim Ausbau der Lichtanlage auf Umstände zurückzuführen sind, die dem Verein nicht angelastet werden können.

Katze beisst sich in eigenen Schwanz

In Wohlen hat man seinem Ärger bereits nach Ankündigung des Verfahrens Luft gemacht. Vor allem über den Umstand, dass die SFL gewusst habe, dass die neue Lichtanlage nicht rechtzeitig fertig werde, dennoch die Lizenz erteilt habe und nun mit dem Disziplinarverfahren sich quasi wie die Katze in den eigenen Schwanz beisse. «Was da seitens der SFL abgeht, ist eine nicht akzeptable Unverschämtheit», sagte Ehrenpräsident René Meier damals.

Nicht weniger scharf ist der Ton nach dem Bekanntwerden der Busse. «Ich muss aufpassen, was ich sage. Aber wir sind sehr, sehr, sehr verärgert», so Meier zur «AZ». Und weiter: «Als Zeichen der Bereitschaft zur Kooperation hat der FC Wohlen im Frühling alle möglichen Hebel in Bewegung gesetzt, um die neue Flutlichtanlage so schnell wie möglich bereitzustellen. Dass dies nicht von heute auf morgen passiert, ist jedem klar und nichts, was wir beeinflussen können. Das sind höhere Mächte. Dass wir nun sanktioniert werden, empfinde ich als bodenlose Frechheit.» 

«Irgendwann ist genug»

Die Planungen des FC Wohlen sind soweit fortgeschritten, dass nun Offerten geprüft werden und die Statik auf dem Stadiondach überprüft werde - darauf müssten neue Scheinwerfer montiert werden. Doch ob es nun, nach der in der Tat schräg anmutenden Sanktionierung, so weit kommt? Wer weiss.

René Meier: «Die Busse müssen wir wohl oder übel bezahlen. Aber wir werden jetzt die Emotionen runterkochen und dann im Verwaltungsrat besprechen, wie es weitergeht. Klar ist: Nachdem unsere Bemühungen, schnell zu machen, nicht angesehen werden, nehmen wir uns jetzt das Recht raus, mit dem Fuss vom Gas zu gehen. Stress bei der Realisierung der Flutlichtanlage machen wir uns keinen mehr. Wir werden an der nächsten Vorstandssitzung zudem grundsätzlich diskutieren, ob wir die Flutlichtanlage bauen und ob wir über die Saison hinaus noch zum Schweizer Profifussball gehören wollen. Irgendwann ist einfach genug!» (aargauerzeitung.ch)

Er würde sich nicht über den Verband beschweren: «Ich motze über Leute, die motzen»

Video: watson/Yannik Tschan, Emily Engkent
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4 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Amboss
05.09.2017 20:49registriert April 2014
Ojee. Mal wieder die Challenge League.
Kein Jahr vergeht ohne misstöne, Skandale oder Rückzug eines Teams, ob freiwillig oder unfreiwillig...

Die SFL muss einfach einsehen, dass die ChL so nicht funktioniert. Gefangen im nirgendwo zwischen Profi- und Amateur-fussball

Mein Vorschlag: Anforderungen so weit runterschrauben, dass auch kleinere Clubs mittun können und auf 16 Teams aufstocken. Kein Mensch kommt weniger ins Stadion, weil Cham statt zum zweiten mal servette als Gegner spielt.
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Richu
05.09.2017 23:33registriert Mai 2016
Einmal mehr bestätigt sich, dass es bei der Swiss Football League leider Funktionäre gibt, die stark überfordert sind, ihr Amt richtig auszuführen!
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