In den letzten Jahren war er weitgehend aus den Schlagzeilen verschwunden. Er, der gerne provoziert. Er, der aus seinem Talent das Maximum machte und sich dessen bewusst war. Zu seiner DSDS-Zeit lautete sein Motto nicht ohne Grund:
Nun ist Daniel Küblböck auf die Titelseiten der Boulevard-Zeitungen zurückgekehrt – aus tragischen Gründen.
Am Sonntagmorgen soll Daniel Kaiser-Küblböck, wie er sich seit einigen Jahren nennt, von Deck des Kreuzfahrtschiffes Aidaluna gesprungen sein. Obwohl die Schiffscrew sofort die Rettungskräfte alarmierte und sich selber auf die Suche nach dem Popstar machte, konnte er bis jetzt nicht gefunden werden. Die Hoffnung, dass Küblböck noch lebt, ist mittlerweile schwindend klein. Die Küstenwache hat die Suche nach ihm eingestellt.
Es ist 15 Jahre her, seit Küblböck wie aus dem Nichts in der Promi-Welt auftauchte. Wenn man so will, war er der erste, dem die TV-Show «Deutschland sucht den Superstar» zum Durchbruch verhalf. Und noch heute gehört er zu den schillerndsten Figuren, die sich je von Oberjuror Dieter Bohlen bewerten liessen.
Der damals 17-Jährige Küblböck schaffte es bei der ersten Ausgabe von DSDS bis in die vorletzte Sendung und damit auf das Podest. Nicht weil er ein Gesangswunder wäre, sondern weil seine schillernde und unverblümte Art bei vielen Zuschauern offensichtlich gut ankam.
Auf der Welle der RTL-Show katapultierte sich der damalige Teenie im Frühjahr 2003 zwei Mal in die deutschen Charts. Im März landete er mit «You drive me crazy» in Deutschland einen Nummer-1-Hit (Schweiz: Platz 10), im Mai schaffte er es mit Heartbeat zumindest noch auf Platz 2 der deutschen Charts (Schweiz: Platz 11).
Damit war Küblböck auf dem Höhepunkt seiner Karriere angelangt. Und als ob er es geahnt hätte, veröffentlichte er bereits im September 2003 seine Autobiographie.
«Ich lebe meine Töne», heisst das Buch, indem Küblböck vom Aufstieg zum Teenie-Star und von seiner eher schwierigen Kindheit erzählt. Zu seinem Verhältnis zu seiner Mutter schreibt er etwa:
Nach seiner DSDS-Zeit wurde Küblböck von Trash-Show zu Trash-Show weitergereicht. Zuerst war er Kandidat bei «Ich bin ein Star – holt mich hier raus».
Es folgte die Teilnahme bei «Big Brother», bei «Das perfekte Promi Dinner», bei «Let's Dance» und der Versuch, beim Eurovision Song Contest mitzumachen – seine Bewerbung wurde jedoch abgelehnt. Ein Reinfall war auch sein Film «Daniel – der Zauberer», der an der Kinokasse floppte.
Küblböck war sich auch nicht zu schade als Badenixe für Müllermilch zu werben und seine Ohren-OP live im Fernsehen zu übertragen. Für Stirnrunzeln sorgte der Sänger auch, als er sich von einer 70-Jährigen Millionärin adoptieren liess und sich fortan Kaiser-Küblböck nannte.
Daneben gab es immer wieder persönliche Dramen. 2004 nahm Küblböck mit seinem Auto einem Lastwagen die Vorfahrt. Es kam zum Crash, bei dem sich Küblböck schwer verletzte. Beim anschliessenden Prozess verurteilte das Gericht den DSDS-Star zu einer Strafe in der Höhe von 25'000 Euro. Küblböck hatte zum Zeitpunkt des Unfalls keinen Führerausweis.
2013 fand man seinen Bruder tot in der Wohnung. Wie sich herausstellte, hatten die beiden zuvor jahrelang keinen Kontakt mehr.
In den letzten Jahren feilte Küblböck an seinem neuen Ich. Er machte am «Europäischen Theaterinstitut Berlin» eine Schauspielausbildung, hielt sich medial im Vergleich zu früher im Hintergrund. Er könne sich mit dem früheren Küblböck nicht mehr identifizieren, sagte er acht Jahre nach DSDS gegenüber der Taz. Er wolle nicht mehr den Pausenclown spielen. Sein Fazit: «Vielleicht habe ich mein Herz in der Vergangenheit zu sehr auf der Zunge getragen.»
Küblböck hadert mit sich selbst, sucht seine wahre Identität. Offenbar auch in den vergangenen Tagen auf dem Kreuzfahrtschiff. Am Tag als er mit der Aidaluna in See stach, eröffnete er unter dem Namen Rosa Luxemburg einen neuen Instagram-Account. Auf diesem postete er Bilder von sich in Frauenkleider, löste damit Gerüchte über eine bevorstehende Geschlechtsumwandlung aus.
Ebenfalls für Gesprächsstoff sorgt ein Brief, den Küblböck angeblich für seine Fans verfasst hat. Darin schreibt der Star von monatelangem Mobbing an seiner Schausspielschule. Zudem wirft er einer Lehrerin vor, nicht eingegriffen zu haben. Die Schauspielschule weist die Vorwürfe in einer Erklärung zurück und schreibt zudem: «Wir sind zutiefst bestürzt und geschockt über das Verschwinden unseres Schülers Daniel Kaiser-Küblböck.» In Gedanken sei man bei dessen Familien, Freunden und Fans. (fvo)