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Sexuelle Handlung mit einem Kind: Ex-Knie-Clown verurteilt

Clown David Larible bei der Generalprobe des Circus Knie in Rapperswil (SG) am Donnerstag, 17. Maerz 2016. Die diesjaehrige Tournee steht im Zeichen des Mottos "SMILE". (KEYSTONE/Walter Bier ...
«Beruflich ermordet»: Ex-Knie-Clown David Larible. Bild: KEYSTONE

Sexuelle Handlung mit einem Kind: Ex-Knie-Clown verurteilt – 5 Jahre Landesverweis

15.08.2017, 11:4415.08.2017, 17:26
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David Larible, links, und sein Anwalt Valentin Landmann verweilen vor dem Bezirksgericht anlaesslich dem Tatvorwurf der sexuellen Handlungen mit einem Kind, aufgenommen am Dienstag, 15. August 2017, i ...
Larible mit Star-Anwalt Landmann.Bild: KEYSTONE

Das Zürcher Bezirksgericht hat den Clown David Larible am Dienstag wegen eines Übergriffs auf ein 14-jähriges Mädchen verurteilt: Der 60-Jährige wurde wegen sexueller Handlungen mit einem Kind und sexueller Belästigung schuldig gesprochen und mit einer bedingten Geldstrafe von 160 Tagessätzen zu 120 Franken bestraft. Zudem erhält der Italiener 5 Jahre Landesverweis. 

Das Gericht hielt es für erwiesen, dass Larible im Oktober 2016 in einem Zürcher Hotelzimmer ein 14-jähriges Mädchen drei Mal mit Zunge geküsst und sie am nackten Rücken gestreichelt hat. Larible selber bestritt immer seine Schuld. Er habe das Mädchen lediglich umarmt. Zungenküsse habe es nicht gegeben.

Das Urteil ist nicht rechtskräftig. Der Beschuldigte hat Berufung angemeldet.

Valentin Landmann, der Anwalt des beschuldigten Clowns David Larible, hatte die Vorwürfe des Mädchens am Dienstag vor dem Zürcher Bezirksgericht als «Schwärmereien einer Pubertierenden» dargestellt. Man könne nicht ausschliessen, dass die 14-Jährige einiges hinzugedichtet habe.

Fast 1000 Nachrichten ausgetauscht

Landmann forderte einen Freispruch vom Vorwurf der sexuellen Handlungen mit einem Kind und vom Vorwurf der sexuellen Belästigung. Die Staatskasse müsse ihn für das erlittene Leid angemessen entschädigen. «Er wurde beruflich ermordet. Niemand wollte mehr etwas mit dem Pädo-Clown zu tun haben.» Larible wolle das Geld aber nicht behalten, sondern einem Kinderhilfswerk spenden.

Larible selber betonte in seinem Schlusswort, dass er kein Pädophiler sei. «Ich habe kein Interesse an Mädchen. Ich habe Horror vor Leuten, die so etwas tun.»

David Larible, Mitte, auf dem Weg ins Bezirksgericht anlaesslich dem Tatvorwurf der sexuellen Handlungen mit einem Kind, aufgenommen am Dienstag, 15. August 2017, in Zuerich. Larible bestreitet, dem M ...
Larible betritt das Gerichtsgebäude.Bild: KEYSTONE

Kennengelernt hatten sich der Clown und das Mädchen, weil er es bei einer Vorführung zu sich in die Manege gerufen hatte. Danach trafen sie sich mehrere Male bei Fan-Kontakten, oft auch in Begleitung ihrer Mutter. Sie ging aber auch alleine mit ihm Mittagessen. In den Wochen vor dem mutmasslichen Übergriff tauschten Larible und die 14-Jährige fast 1000 Whatsapp-Nachrichten aus. 

«Kann nicht mehr ich selbst sein»

In den ersten zwei Monaten nach der Verhaftung im November 2016 wurden Larible sämtliche Engagements gekündigt. Mittlerweile sieht es in seiner Agenda wieder besser aus: Er hat Aufträge aus Moskau, Portugal und China. Bis wenige Tage vor dem Prozess tourte er durch Südamerika. Die Theater seien voll, das Publikum habe ihn zum Glück nicht aufgegeben.

Die ganze Sache habe ihn aber sehr verändert, sagte er weiter. «Vorher war ich sehr offen. Ich mochte es, Leuten zu begegnen und Zeit mit ihnen zu verbringen.» Mittlerweile lasse er nach Auftritten niemanden mehr in seine Garderobe. Alle müssten draussen warten. «Es ist schlimm, ich kann nicht mehr ich selber sein.» (sda)

Clowns fühlen sich verunglimpft - von Politikern

Video: reuters
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50 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Vachereine
15.08.2017 12:25registriert Juni 2017
Beweise scheint es keine zu geben.
Es steht Aussage gegen Aussage.
Ich als Frau käme ungeschoren davon, weil eine Märchentante ist ein unschuldiges Wesen.
Er als Mann ist längst verurteilt, weil Männer sind Schweine, nicht wahr? Und Clowns sind unheimlich, gell?
Der Artikel ist Anschauungsmaterial für subtilen und weniger subtilen Sexismus in der Presse.
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andybelle
15.08.2017 20:16registriert Februar 2014
Eigentlich müsste man auch die Mutter (resp. Eltern) des Mädchens in die Mangel nehmen. Ich bin selbst keine Mutter aber war selbst ein rebellischer Teenie. Jedoch hätte meine Mutter NIE zugelassen dass ich mich so rege und privat mit einem derat älteren Mann austausche und auch zum essen treffe. Diese Mutter wusste offensichtlich Bescheid und liess es geschehen. Keine Ahnung; aber diese Geschichte hat einen fahlen Beigschmack. Jedoch will ich den Herrn Clown definitiv nicht in Schutz nehmen und ich hoffe das Mädchen wird gut begleitet!
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N. Y. P. D.
15.08.2017 11:45registriert Oktober 2015
Deshalb habe er ihr in dem Zürcher Hotelzimmer auch ein Buch über die Clownskunst geben wollen.

.. , nur eine Umarmung zum Abschied.

«Es kann sein, dass ich das Wort Orgasmus verwendet habe.»

Irgendwann hatten der Clown und die Teenagerin dann auch Kontakt über Whatsapp.

Das signalisiert Interesse.
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