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Skepsis gegenüber der EU auch 30 Jahre nach dem EWR-Nein

Skepsis gegenüber der EU auch 30 Jahre nach dem EWR-Nein

02.12.2022, 20:0002.12.2022, 21:35
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30 Jahre nach dem Nein der Schweizer Stimmbürger zum Beitritt zum Europäischen Wirtschaftsraum (EWR) sieht alt Bundesrat Christoph Blocher die Schweiz immer noch in einem Abwehrkampf gegen die EU. In einer aktuellen Umfrage befürworten 71 Prozent der Befragten inzwischen einen EWR-Beitritt.

Eine vom Forschungsinstituts gfs.bern durchgeführte Studie im Auftrag der Europäischen Bewegung Schweiz zeigt weiter, dass 30 Jahre nach dem EWR-Nein die Hälfte der Stimmbürgerinnen und Stimmbürger unzufrieden mit der Schweizer Aussenpolitik ist.

Mit dem Abbruch der Verhandlungen zum Rahmenabkommen mit der Europäischen Union (EU) ist eine relative Mehrheit der Befragten nicht einverstanden. Eine absolute Mehrheit ist der Ansicht, dass sich die Beziehungen seither verschlechtert haben. Befragt wurden rund 1000 Stimmbürgerinnen und Stimmbürger.

Stabile Beziehungen und Neutralität

Gemäss der Studie will die Bevölkerung mehrheitlich einen vollständigen Zugang zum europäischen Binnenmarkt und die Teilnahme an den EU-Kooperationsprogrammen. 38 Prozent der Befragten wünschen sich stabile Beziehungen zur EU, während 35 Prozent eine möglichst neutrale und eigenständige Schweiz wollen.

Lediglich 2 Prozent beurteilen die EU-Leistung als sehr gut, während 41 Prozent diese als eher gut wahrnehmen. 34 Prozent beurteilen sie aber als eher schlecht und 17 Prozent sogar als sehr schlecht.

Durch den russischen Überfall auf die Ukraine im Februar und den Krieg hat sich das Ansehen der EU für eine relative Mehrheit der Befragten jedoch «eher bis stark verbessert» (46 Prozent).

«Pro Schweiz» feiert Jubiläum des EWR-Neins

Für Pro Schweiz«, eine Nachfolgeorganisation der Aktion für eine unabhängige und neutrale Schweiz (AUNS), ist das 30-Jahr-Jubiläum zum EWR-Nein ein Grund zum Feiern. Die Organisation forderte am Freitag in einer Resolution dazu auf, auf eine weitere Annäherung an die EU zu verzichten und an der »immerwährenden, bewaffneten und umfassenden Neutralität« festzuhalten.

Durch das Nein zum EWR-Beitritt am 6. Dezember 1992 sei die Schweiz »aus den Armen einer verirrten classe politique gerettet worden«, sagte Blocher am Freitagabend in seiner Rede an der Veranstaltung von »Pro Schweiz« in Zürich. Die Schweiz feiere mit dem Jubiläum des EWR-Neins »den Wiedergeburtstag einer damals fast schon verlorenen Schweiz«.

Alt-Bundesrat Christoph Blocher, Tagespraesident der Gruendungsversammlung, spricht bei der Gruendungsversammlung der Vereinigung "Pro Schweiz", am Samstag, 15. Oktober 2022, in Bern. (KEYST ...
Christoph Blocher.Bild: keystone

Mit einem «Kolonialvertrag» habe die Europäische Gemeinschaft (EG), wie die EU damals noch hiess, die Schweiz unterwerfen wollen. Auch heute noch bedrohe die von breiten politischen Kreisen angestrebte Annäherung an die EU die Schweizer Unabhängigkeit. Bundesrat, Parlament und Bundesverwaltung hätten das Nein im Grunde genommen nämlich nie anerkannt, so Blocher.

Die Schweiz hat sich aber laut dem SVP-alt-Bundesrat im Alleingang ohne EU in den vergangenen Jahrzehnten bestens entwickelt - allen wirtschaftlichen Untergangsprognosen zum Trotz, die im Vorfeld der Abstimmung herumgeboten worden seien. (saw/sda)

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32 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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RaWi - Wir sind mehr
02.12.2022 23:42registriert Februar 2014
“Die Schweiz hat sich aber laut dem SVP-alt-Bundesrat im Alleingang ohne EU in den vergangenen Jahrzehnten bestens entwickelt“
ja, hat sie. Aber nach einer lange Stagnationsphase nach der Ablehnung des EWR und erst nach dem Marktzugang durch die Bilateralen Verträge und somit alles andere als im Alleingang!
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Imho
02.12.2022 22:16registriert Juli 2021
Dieser alte ewiggestrige Mann.
Diese besondere schweizerische Neutralität ist sowas von überholt.
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Hösch
03.12.2022 03:01registriert März 2022
Da ist die Frage schon schwer zu beantworten ob die SVP primär die Schweizer Verblödungs Partei oder die Schweiz Verräter Partei ist.

Dr. Blocher was Trump before Trump. Da hat der Steve Bannon nicht so unrecht mit.
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