War es das schon mit dem Super-Sommer? In weiten Teilen Europas nehmen die Corona-Fallzahlen wegen der hoch ansteckenden Delta-Variante zu. Besonders betroffen sind ausgerechnet beliebte Feriendestinationen wie Portugal und Spanien. Bei uns ist es noch nicht so krass, doch die Neuinfektionen verdoppeln sich im Wochenrhythmus.
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In den Niederlanden ist ein Techno-Festival zum Superspreader-Event geworden, obwohl der Einlass nur mit einem Test- oder Impfnachweis möglich war. Das überrascht nur auf den ersten Blick. Tests sind eine Momentaufnahme, sie bieten keinerlei Schutz. Und an einem solchen Festival nehmen überwiegend junge Menschen teil, die häufig nicht geimpft sind.
Die Impfquote ist in der Schweiz und den Niederlanden etwa gleich hoch. Bei uns sind etwas mehr als 40 Prozent der Bevölkerung doppelt gepikst, und die Impfbereitschaft ist rückläufig. Vor allem jüngere Leute haben Hemmungen, aus Angst vor möglichen Langzeitfolgen oder Nebenwirkungen. Andere hingegen wollen einfach mal abwarten.
Für diese gibt es einen ebenso treffenden wie unschönen Ausdruck: Trittbrettfahrer. Sie hoffen wohl, im Windschatten der Impfwilligen mitsegeln und sich irgendwie durchmogeln zu können. Damit gefährden sie sich und andere und bremsen die Rückkehr zur Normalität.
Was aber ist mit der Angst vor negativen Auswirkungen der Impfung auf die Gesundheit?
Ich kann hier meine subjektiven Erfahrungen wiedergeben, den Vergleich mit Menschen aus meinem Umfeld, die sich mit dem Virus infiziert haben, und jenen, die sich impfen liessen. Ich selbst bin doppelt mit Pfizer geimpft. Nach dem ersten Piks hatte ich einen schmerzenden Arm. Nach der zweiten Dosis fühlte ich mich tags darauf sehr müde.
Andere Verwandte und Bekannte machten unterschiedliche Erfahrungen. Die einen blieben symptomfrei, andere hatten Fieber oder Gliederschmerzen. Am heftigsten erschwischte es Kollegin A. Sie lag am Tag nach der zweiten Impfung mit Fieber und Schüttelfrost vollständig flach. «Am zweiten Tag ging es mir etwas besser, und dann hörte es schlagartig auf.»
Mit anderen Worten: Selbst bei heftigen Nebenwirkungen hat man es in der Regel nach zwei Tagen überstanden. Bei den an Covid-19 Erkrankten zeigte sich ein ganz anderes Bild. Sie litten teilweise tage- und wochenlang unter hartnäckiger Müdigkeit, Geschmacksverlust und Atemnot. Kollege T. hatte nach der Infektion während zehn Tagen fast 40 Grad Fieber.
Spitalaufenthalte kann es teilweise auch nach einer Impfung geben. Bei der Schwester einer Freundin war dies der Fall. Doch auch sie hatte es nach einigen Tagen überstanden. Ich habe jedenfalls noch nie von «Impfopfern» gehört, die auf der Intensivstation landen, ans Beatmungsgerät angeschlossen werden und mit Langzeitfolgen zu kämpfen haben.
Selbst bei den angeblichen Impftoten ist Vorsicht angebracht. Es handelt sich überwiegend um Hochbetagte, die von Natur aus ein hohes Sterberisiko haben. Mein Fazit aus persönlicher Erfahrung und allgemeiner Beobachtung ist glasklar: Im Vergleich mit den potenziell gravierenden Folgen einer Infektion resultiert ein Kantersieg für die Impfung.
Ich will die Nebenwirkungen nicht verniedlichen, sie können für Betroffene eine üble Erfahrung sein. Und manche ängstliche Menschen werden sich durch nichts überzeugen lassen. Bei einer nüchternen Risikoabwägung aber spricht alles dafür, sich impfen zu lassen. Das betrifft nicht zuletzt die Gefahr durch mutierte Virus-Varianten.
Diese sind unberechenbar. Als ich in meinem letzten Artikel schrieb, bei Delta gebe es eine «Tendenz zum exponentiellen Wachstum», gab es Schelte in den Leserkommentaren. Bei einer wöchentlichen Verdoppelung handle es sich um exponentielles Wachstum. Das stimmt, und trotzdem hatte ich einen guten Grund für meine vorsichtige Formulierung.
Als der Bundesrat Mitte April erste Lockerungen beschloss, warnte ich eindringlich vor einer Explosion der Fallzahlen wegen der (britischen) Alpha-Mutante. Einige Indikatoren deuteten darauf hin, doch stattdessen kam es zu einer Abflachung der Kurve, und zwar in praktisch ganz Europa. Dabei wartete der Kontinent zu jenem Zeitpunkt händeringend auf Impfstoffe.
Vieles an den Mutationen wirkt rätselhaft. In England, Irland oder Portugal liess Alpha die Fallzahlen explodieren. Gleichzeitig haben sich Beta (Südafrika) und Gamma (Brasilien) bei uns nie einnisten können. Beta-Ausbrüche im Tirol konnten unter Kontrolle gebracht werden. Harmlos sind sie trotzdem nicht, in Südamerika hat Gamma übel gewütet.
Könnte es auch bei Delta zu einer plötzlichen Abflachung kommen? Man weiss es einfach nicht, aber die Impfungen scheinen auch gegen diese in Indien entstandene Mutation zu wirken. In England, wo die Delta-Kurve steil ansteigt und die Impfquote hoch ist, nehmen die Hospitalisierungen deutlich weniger stark zu als während der Alpha-Welle im Winter.
Dieser Effekt tritt gegenüber den Infektionen mit Verzögerung ein, also ist das letzte Wort noch nicht gesprochen. Wie auch immer man es betrachtet, es lohnt sich einfach nicht, das Virus auf die leichte Schulter zu nehmen.
Es gibt Menschen, die sich (noch) nicht impfen lassen können, zum Beispiel Kinder. Für sie braucht es besondere Schutzmassnahmen. Für alle anderen kann es nur eine Devise geben: Im Zweifelsfall für die Impfung. Das müssten auch die Trittbrettfahrer einsehen.
Ein Impfobligatorium wäre falsch, das passt nicht zur Schweiz mit ihrem Sinn für Eigenverantwortung. Eine Ausweitung der Zertifikatspflicht aber wäre denkbar. In Frankreich hat Präsident Emmanuel Macron sie angeordnet. Tausende demonstrierten am Quatorze Juillet in Paris dagegen, aber Hunderttausende registrierten sich für eine erste Impfdosis.
Auch in diesem Fall ist das Resultat eindeutig: Kantersieg für die Impfung.
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habe ich auf facebook gelesen! von einem wissenschaftler! der hat das studiert! steht da schwarz auf weiss! imfall!