International
USA

Keine Einigung auf Haushalt: «Shutdown» in den USA beginnt

The Capitol is seen at dusk as Democrats and Republicans in Congress are angrily blaming each other and refusing to budge from their positions on funding the government, in Washington, Tuesday, Sept.  ...
Das Kapitol in Washington D.C.Bild: keystone

Keine Einigung auf Haushalt: «Shutdown» in den USA beginnt

01.10.2025, 06:0701.10.2025, 10:50

Nach Ablauf der Frist für einen Übergangshaushalt stehen die Regierungsgeschäfte in den USA teilweise still. Republikaner und Demokraten im Kongress konnten sich in der Nacht zu Mittwoch vor Mitternacht (Ortszeit/06.00 Uhr MESZ) nicht auf eine Brückenfinanzierung einigen, weswegen der «Shutdown» in Kraft trat. Die Demokraten und Republikaner schoben sich jeweils gegenseitig die Schuld dafür zu.

Wie lange der «Shutdown» andauert, hängt von einer Einigung beider Seiten ab. Der Senat peilt heute erneut Abstimmungen an. Das Repräsentantenhaus - die andere Kammer des Parlaments - würde diese Woche eigentlich gar nicht mehr tagen. Das könnte angesichts der Umstände aber ausserplanmässig geschehen.

Geschlossene Behörden, kein Gehalt für viele Beamte

Wegen des «Shutdowns» stehen der Regierung zunächst keine Mittel mehr für eine weitere Finanzierung zur Verfügung. Es kommt zum Auszahlungsstopp bei den Bundesausgaben in der US-Verwaltung, der Weiterbetrieb vieler Behörden und Ämter steht damit auf dem Spiel. Als systemrelevant erachtete Behörden sind vom «Shutdown» ausgenommen.

Je länger dieser andauert, desto stärker trifft er nicht nur das vorerst unbezahlt bleibende Regierungspersonal, sondern auch die US-Bevölkerung - die etwa zahlreiche öffentliche Leistungen nicht mehr in Anspruch nehmen kann. Der bislang längste Stillstand der Regierungsgeschäfte in der Geschichte der USA ereignete sich während der ersten Amtszeit von US-Präsident Donald Trump. Über den Jahreswechsel 2018/2019 kam der Regierungsbetrieb mehr als fünf Wochen lang weitgehend zum Erliegen.

epa07283432 US President Donald J. Trump speaks about the Russia investigation and the partial government shutdown as he departs the White House to speak to a Farm Convention in New Orleans, in Washin ...
Donald Trump im Januar 2019: Damals gab es einen Shutdown über mehr als fünf Wochen.Bild: EPA/EPA

Haushaltsamt stimmt Behörden auf «Shutdown» ein

Im US-Senat waren letzte Versuche für einen Übergangshaushalt am Dienstagabend (Ortszeit) kurz vor Ende der Frist gescheitert. Wenig später hatte das US-Haushaltsamt die betroffenen Bundesbehörden angewiesen, ihre Pläne für eine «geordnete» Stilllegung der Regierungsgeschäfte umzusetzen. Wie lange der «Shutdown» andauern werde, sei ungewiss, teilte Behördenchef Russell Vought mit. Weitere Anweisungen würden folgen, sobald Trump ein Gesetz zur Bereitstellung von Mitteln unterzeichnet habe.

Vought gilt als ein wichtiger Strippenzieher der Trump-Regierung. Das von ihm geführte Haushaltsamt hatte laut US-Medien bereits vor dem «Shutdown» Bundesbehörden angewiesen, auch dauerhafte Stellenstreichungen ins Auge zu fassen - ganz im Einklang mit Trumps rigorosem Sparkurs, infolgedessen schon in seinen ersten Amtsmonaten zahlreiche Beamte ihre Posten verloren hatten. Vought machte in seinem Schreiben die gegnerischen Demokraten für die Situation verantwortlich und sprach von «wahnwitzigen politischen Forderungen» der Gegenseite.

Gesundheitsversorgung als Zankapfel

Die Verabschiedung des Bundeshaushalts führt in den USA regelmässig zu heftigem politischem Gezerre. Das Parlament einigt sich oft erst im allerletzten Moment auf einen Entwurf und hangelt sich vielfach von einem Übergangshaushalt zum nächsten. Auseinandersetzungen zu diversen Themen werden regelmässig über den Etat ausgetragen.

Das Augenmerk der Demokraten liegt dieses Mal vor allem auf dem Gesundheitsbereich. Sie fordern unter anderem die Rücknahme der jüngsten Kürzungen beim Vorsorgeprogramm Medicaid für einkommensschwache Menschen. Diese Einschnitte waren Teil eines grossen Steuergesetzes, das zu Trumps höchsten Prioritäten zählte - und so dürfte es die Republikaner ärgern, sollten sie nur wenige Monate nach dessen Verabschiedung erste Punkte wieder zurücknehmen müssen.

Trump bringt Migration ins Spiel

Trump und seine Regierung behaupteten in den vergangenen Tagen wiederholt - und laut Faktenchecks mehrerer US-Medien ohne Grundlage - demokratische Haushaltsentwürfe sähen Mittel für die Gesundheitsversorgung von Migranten ohne Papiere vor. Die Sprecherin des Weissen Hauses, Karoline Leavitt, schrieb am Dienstagabend (Ortszeit) bei X, die Demokraten stellten «illegale Ausländer» über amerikanische Staatsbürger.

epa12418679 Senator Chuck Schumer, a Democrat from New York, speaks at a press conference following a failed vote at the US Capitol, in Washington, DC, USA, 30 September 2025. Democrat and Republican  ...
Schiebt den Republikanern die Schuld in die Schuhe: Minderheitsführer Chuck Schumer.Bild: keystone

Demokraten weisen diese Darstellung vehement zurück - allen voran der demokratische Minderheitsführer im Senat, Chuck Schumer. «Das ist eine Lüge», antwortete er auf den Post von Leavitt bei X. «Kein einziger Dollar aus Bundesmitteln fliesst in die Krankenversicherung für Einwanderer ohne Papiere.» Vielmehr seien es die Republikaner, die bereit seien, die Regierung lahmzulegen, anstatt die Gesundheitsversorgung der Amerikaner zu schützen. (sda/dpa)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Donald Trump: Das Leben (und die Psyche) des US-Präsidenten in Bildern
1 / 60
Donald Trump: Das Leben (und die Psyche) des US-Präsidenten in Bildern

Sicherlich hatte er bereits 1987 in seinem Trump Tower Office davon geträumt, dass er einmal die ganze Welt in Händen halten würde.

quelle: newsday rm / newsday llc
Auf Facebook teilenAuf X teilen
Schon wieder: Trump bringt Albanien und Armenien durcheinander
Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren:
Du hast uns was zu sagen?
Hast du einen relevanten Input oder hast du einen Fehler entdeckt? Du kannst uns dein Anliegen gerne via Formular übermitteln.
97 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
ELMatador
01.10.2025 06:40registriert Februar 2020
Zitat Donald Trump:

“Bei einem Haushaltsshutdown, sollte immer der Präsident zur Verantwortung gezogen werden, denn es ist immer die Spitze die Fehler macht und gekündigt werden muss”


Also Herr Trump wann verlassen sie das Weisse Haus
2857
Melden
Zum Kommentar
avatar
Andi7
01.10.2025 06:26registriert November 2019
Irgendwie freut’s mich ja: Unter Trump geht mal wieder das Licht aus (Shutdown!).
1375
Melden
Zum Kommentar
avatar
rodolofo
01.10.2025 07:03registriert Februar 2016
Dieses ständige auf und ab und hin und her wie auf der Achterbahn gehört offenbar zum "American Way Of Life", in der die spektakuläre Show über allem steht.
Gleichzeitig ist das alles enorm unproduktiv und ermüdend, und für die Wirtschaft ist die Planungs-Unsicherheit bekanntlich Gift.
Die Schweiz ist da tatsächlich eine Art Gegenpol zu diesem Amerikanischen Modell, und vielleicht reagiert auch darum Trump geradezu allergisch auf eine Karin Keller-Suter, die so überlegt und wohltemperiert auftritt und spricht...?
Mir jedenfalls ist wohler mit KKS anstatt der aufgeblasenen Orange.
1265
Melden
Zum Kommentar
97
US-Regierung will Presse-Arbeit im Pentagon einschränken
Die aktuelle US-Regierung unter Donald Trump ignoriert Urteile eigener Gerichte, verweist kritische Journalisten aus dem Weissen Haus, torpediert die Medien- und Redefreiheit. Und um dem Präsidenten noch mehr Macht zu verschaffen, definieren die Republikaner einen Tag im Kongress als ein Jahr.
Zur Story