Trumps Gaza-Plan stösst auf viel Zuspruch – so reagiert die Schweiz
Der am Montagabend (Schweizer Zeit) vorgestellte Friedensplan umfasst 20 Punkte. Unter anderem soll ein von Donald Trump präsidierter Friedensrat und eine palästinensische Übergangsregierung geschaffen, alle Geiseln freigelassen und ein schrittweiser Rückzug der Israelis sowie deren Verzicht auf eine anhaltende Besetzung Gazas festgeschrieben werden. Die Gründung eines palästinensischen Staates sieht der Plan aber nicht explizit vor.
Hier gibt es die Details dazu:
Der Plan stösst sowohl bei Israel als auch in Europa und bei arabischen Staaten auf Zuspruch. Doch ob die Hamas sich überzeugen lässt, ist ungewiss. Hier ist eine Übersicht zu den Reaktionen.
Hamas
Donald Trump versprühte wie häufig bei seinen Friedensbemühungen demonstrative Zuversicht und zeigte sich optimistisch, dass die Hamas dem Plan zustimmen wird. Das ist allerdings weit ungewisser, als es der US-Präsident darstellt.
In einer ersten Reaktion gaben sich Vertreter der Terrororganisation zurückhaltend – auch weil sie laut Reuters den Plan erst zugestellt bekamen, nachdem Trump und Netanyahu ihn der Weltöffentlichkeit präsentiert hatten. Ein Hamas-Vertreter erklärte, dass man das Dokument «in gutem Glauben» prüfen werde.
Zuvor hatte die Hamas erklärt, dass man nicht bereit sei, die Waffen niederzulegen, solange es keine Zusicherung gebe, einen palästinensischen Staat zu schaffen. Diese Passage ist nicht ausdrücklich in dem 20-Punkte-Plan festgehalten, die Rede ist lediglich von der «Anerkennung der Aspiration zur Selbstbestimmung und Eigenstaatlichkeit des palästinensischen Volkes». Diese Absichts-Anerkennung ist für die Mehrheit der westlichen wie arabischen Staaten klar – Israel lehnt sie jedoch kategorisch ab (siehe Reaktion Netanyahu).
Für die Hamas kommt der Plan ein Stück weit einem Ultimatum gleich. Trump hatte erklärt, Israel freie Hand zu lassen, sollte die Hamas nicht zustimmen. Dann würde sich am Status quo vermutlich wenig ändern.
Israel
Für Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu, der Trump am Montag in Washington traf, steht der US-Plan «im Einklang mit den Bedingungen Israels für die Zeit nach dem Krieg». Deshalb unterstütze Israel den Plan.
Israel hatte die endgültige Zerschlagung der Hamas sowie die Freilassung aller Geiseln zu den offiziell wichtigsten Kriegszielen erklärt. Die Erarbeitung einer Zweistaatenlösung hatte Netanyahu am Freitag in seiner UN-Rede kategorisch abgelehnt, noch auf der Bühne neben Trump bekräftigte er diese Position. Auch deshalb dürften die Israelis mit Trumps Entwurf, der diesbezüglich ebenso vage bleibt wie Aussagen des US-Präsidenten dazu, zufrieden sein.
Das Land war in den vergangenen Wochen wegen des brutalen militärischen Vorgehens und zahlreicher ziviler Opfer international zunehmend unter Druck geraten.
Grossbritannien
So hatten diverse europäische Länder Palästina jüngst als Staat anerkannt – auch Grossbritannien. Der britische Premierminister Keir Starmer begrüsst nun den US-Plan für ein Ende des Gaza-Kriegs, obwohl die Schaffung eines unabhängigen Palästinenserstaates damit nicht ausdrücklich aufgegriffen wird.
Er forderte die islamistische Hamas zur Zustimmung auf. «Die neue US-Initiative für eine Beendigung des Krieges in Gaza ist sehr willkommen, und ich bin Präsident Trump für seine Führungsrolle dankbar», teilte der Premier mit. «Wir unterstützen nachdrücklich seine Bemühungen, die Kämpfe zu beenden, die Geiseln freizulassen und die Bereitstellung dringender humanitärer Hilfe für die Menschen in Gaza sicherzustellen», sagte Starmer. Dies habe «oberste Priorität».
Grossbritannien rufe alle Seiten dazu auf, mit der US-Regierung zusammenzuarbeiten, um diese Vereinbarung abzuschliessen und umzusetzen. «Die Hamas sollte nun dem Plan zustimmen und das Leid beenden, indem sie ihre Waffen niederlegt und alle verbleibenden Geiseln freilässt», forderte Starmer.
Frankreich
Ähnliche Töne kamen aus Frankreich, das jüngst ebenfalls mehr Druck auf Israel aufgesetzt hatte. Präsident Emmanuel Macron erklärte, er begrüsse das Engagement von Trump, den Krieg im Gazastreifen zu beenden und die Freilassung aller Geiseln zu erreichen. «Die Hamas hat keine andere Wahl, als alle Geiseln unverzüglich freizulassen und diesem Plan zu folgen», schrieb der französische Staatschef. Von Israel erwarte er, dass es sich auf dieser Grundlage entschlossen engagiere.
Schweiz
Das Eidgenössische Departement für auswärtige Angelegenheiten begrüsst den Vorschlag der USA, den Gaza-Krieg zu beenden und eine Perspektive für einen dauerhaften Frieden zu eröffnen. Auf der Kurznachrichten-Plattform X wird die Absicht bekundet, jede Initiative zu unterstützen, die auf dem Völkerrecht basiert.
#ProcheOrient | Le DFAE salue la proposition des #USA visant à mettre fin à la guerre et à ouvrir une perspective de paix durable.
— EDA - DFAE (@EDA_DFAE) September 30, 2025
La #Suisse soutiendra toute initiative fondée sur le droit international, garantissant la protection des civils et la libération de tous les otages,…
Deutschland
Deutschland hat, wie auch die Schweiz, Palästina zwar nicht anerkannt, sich allerdings in Person von Bundeskanzler Friedrich Merz ebenfalls deutlich kritischer gegenüber Israels Vorgehen geäussert als in den Monaten zuvor. Den neuen Friedensplan unterstützen die Deutschen ebenfalls, wie Aussenminster Johann Wadephul bestätigte.
Wadephul sprach von einer «einmaligen Chance», die nicht vertan werden dürfe. «Alle, die auf Hamas Einfluss nehmen können, fordere ich dringend auf, dies jetzt zu tun», sagte der CDU-Politiker.
Mahmud Abbas
Auch die Palästinensische Autonomiebehörde (PA) um Präsident Mahmud Abbas äusserte sich positiv zum Aufbau des Friedensplans. Ein umfassendes Abkommen zur Beendigung des Gaza-Kriegs werde auch den Weg zu einer Zweistaatenlösung ebnen, teilte die PA laut einem Bericht der palästinensischen Nachrichtenagentur Wafa mit.
Die PA, die Teile des Westjordanlandes verwaltet, bekräftigte laut dem Wafa-Bericht zudem ihren Reformwillen. Dazu zählten Präsidentschafts- und Parlamentswahlen. Zudem wolle die Behörde Gesetze abschaffen, die Zahlungen an die Familien von Gefangenen und Getöteten vorsehen. Israel kritisiert die Behörde von Präsident Mahmud Abbas regelmässig dafür, dass sie Gelder an Häftlinge in israelischen Gefängnissen und an Hinterbliebene von Attentätern zahlt.
Israel lehnte bislang eine Herrschaft der PA im Gazastreifen ab – auch weil das Land der Behörde vorwirft, Terrorismus zu fördern. Bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Trump in Washington sagte der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu nun, er schätze Trumps Haltung, «dass die PA ohne eine radikale und echte Transformation keinerlei Rolle im Gazastreifen spielen könne». Laut dem von Trump vorgelegten Plan soll die PA nach einem Reformprogramm die Kontrolle über den Gazastreifen übernehmen.
Abbas leitet sowohl die PA als auch die Fatah-Bewegung. Die islamistische Hamas hatte 2007 die rivalisierende Fatah aus dem Gazastreifen vertrieben. Seitdem regiert Abbas de facto nur noch im Westjordanland.
Muslimische Staaten
Die arabische Welt steht dem US-Plan ebenfalls zu einem grossen Teil positiv gegenüber. Die Aussenminister von Katar, Jordanien, den Vereinigten Arabischen Emiraten, Saudi-Arabien und Ägypten begrüssten den Vorschlag. Auch die Türkei, Pakistan und Indonesien, grossmehrheitlich muslimische Länder, signalisierten ihre Unterstützung.
«Die Minister betonen ihre Bereitschaft, positiv und konstruktiv mit den Vereinigten Staaten und den Konfliktparteien zusammenzuarbeiten, um das Abkommen zum Abschluss zu bringen, seine Implementierung sicherzustellen und den Menschen in der Region Frieden, Sicherheit und Stabilität zu bringen», hiess es in der gemeinsamen Stellungnahme.
Tony Blair
Dem ehemaligen britischen Premierminister (1997 bis 2007) Tony Blair kommt im US-Plan eine wichtige Rolle zu. Er soll dem von Trump präsidierten Friedensrat angehören. Der Labour-Politiker äusserte sich positiv gegenüber der Initiative, er würdigte sie als «mutig und intelligent».
Sollte der Plan angenommen werden, könnte er «den Krieg beenden, Gaza sofortige Erleichterung verschaffen und seinen Menschen die Chance auf eine bessere Zukunft bieten», teilte Blair mit. Die Friedensinitiative biete «die beste Chance, zwei Jahre Krieg, Elend und Leid zu beenden», sagte Blair weiter und dankte Trump «für seine Führungsstärke, Entschlossenheit und sein Engagement.»
Trumps Bereitschaft, den Vorsitz eines geplanten «Friedensrats» zu übernehmen, der über eine Übergangsregierung im Gazastreifen wachen soll, sei «ein starkes Signal der Unterstützung und des Vertrauens in die Zukunft Gazas» und «in die Möglichkeit, dass Israelis und Palästinenser einen Weg zum Frieden finden» könnten.
Mit Material der Nachrichtenagenturen SDA und DPA.
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