Lieber Herr Berset
Das muss eine ziemlich absurde Woche gewesen sein für Sie.
Breite Kreise haben plötzlich öffentlich und lautstark nach einem schärferen Anti-Corona-Kurs gerufen. Allen voran das medizinische Personal, aber auch die verzweifelten Gesundheitsdirektorinnen und -direktoren, die in ihren Regierungsräten nie genügend wirksame Massnahmen durchgekriegt haben. Als ob es Ihnen im Bundesrat anders ergangen wäre ...
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Am Schluss hat sogar der Wirtschaftsverband und grosse Einschränkungs-Skeptiker Economiesuisse sein Placet zum Runterfahren gegeben. Und jetzt, wo Sie das mit dem Bundesrat endlich in eine neue Verordnung giessen konnten, ist es schon reichlich spät.
Zwar gibt es ein paar wenige Faktoren, die für eine Besserung sprechen:
Die Schulferien werden eine massive Kontaktreduktion bewirken. Der Anteil der Infizierten in den Risiko-Altersgruppen stagniert. Die Hospitalisierungszahlen sinken bereits seit Anfang November und der R-Wert sinkt ja jeweils bereits während der Lockdown-Debatten, weil die Leute vorsichtiger werden. Das heisst, auch die Fallzahlen dürften kurzfristig bis Anfang Januar wieder runtergehen.
Allerdings spricht auch viel dagegen, dass die heute beschlossenen Massnahmen mittelfristig die Überlastung des Gesundheitssystems verhindern:
Quasi deckungsgleiche Massnahmenpakete in Deutschland und Österreich Anfang November haben nicht gefruchtet. In Deutschland sind die Fall- und Todeszahlen nach dem «Lockdown Light» sofort wieder angestiegen, in Österreich sind die Fallzahlen stagniert, die Todeszahlen in die Höhe geschossen. Beide Länder brauch(t)en deswegen bereits den dritten Shutdown.
In der Schweiz sind die Fallzahlen im Verhältnis zur Bevölkerung derweil um ein Mehrfaches höher als in den beiden Nachbarländern, und die hiesigen Spitalkapazitäten bereits zu 75 Prozent ausgeschöpft.
Wie sich generationenübergreifenden Treffen an Weihnachten auf die Lage auswirken, kann mangels Erfahrungswerten niemand voraussagen. Aber günstig eher nicht.
Kurz: Noch nie waren eine Landesregierung und ihr Gesundheitsminister dermassen dem Goodwill und der Disziplin ihrer Bevölkerung ausgeliefert, wie Sie und der Bundesrat jetzt.
Dafür können Sie persönlich nicht viel, und die politische Geschichte, die das Land an diesen Punkt gebracht hat, kann man später noch aufarbeiten.
Zuerst sollten Sie sich jetzt einem Projekt widmen, das produktiverer und auch widerstandsärmerer Art ist, als teure Lockdowns zu implementieren: Der Impf-Kampagne.
Die kann gar nicht früh genug beginnen. Und sie kann logistisch gar nicht überwältigend genug sein.
Viel Erfolg!
Hochachtungsvoll
Maurice Thiriet
Oder habe ich das falsch verstanden, also den letzten Artikel?
Ihre offenen Briefe erstaunen mich je länger je mehr. Kürzlichst forderten Sie Sport für Kinder und Jugendliche, heute bringen Sie gefährliche generationenübergreifende Treffen ins Spiel. Offenbar geht es je länger je mehr einfach nur ums Kritisieren, gemütlich und ohne Verantwortung vom Bürostuhl aus. Heute hü, morgen hott.
Sie wünschen Herrn Berset viel Glück? Sie sind Chef einer Zeitung, die die Impfung ganz klar befürwortet. Wünschen Sie ihm nicht Glück, sondern stürzen Sie sich auf die Frage, wie Sie ihn unterstützen können. Also bitte, ernsthaft jetzt?
Haben sie diese Tage mal in einem Spital gearbeitet??? Ich wüsste gerne, in welchen Spitälern die Patientenzahlen zurückgehen, jedenfalls nicht in denen beiden, mit denen ich beruflich zu tun habe.
Das behaupten seit Monaten lediglich die Politike und Journalisten.
Gerne laden ich sie ein bei uns (KSB) einige 24h Schichten zu absolvieren. Auch aus diesem Grund habe ich schon länger keine Kommentare hier hinterlassen. Weil ich schlichtweg keine Zeit hatte!