Spenden hat Amazon-Chef Jeff Bezos eigentlich nicht nötig.
Amazon unterstützt in der aktuellen Coronakrise Partner und externe Mitarbeiter. Hierzu wurde ein Hilfsfonds eingerichtet. Dass der boomende Konzern dafür aber auch Spenden annimmt, kommt schlecht an.
Amazon zählt zu den wertvollsten Unternehmen der Welt.
Amazon-Gründer Jeff Bezos ist der reichste Mensch der Welt.
Amerika ist das einzige Erste-Welt-Land der Welt, in dem Angestellte kein Recht auf bezahlte Krankentage haben.
Darum will Amazon externen Mitarbeitern, die am Coronavirus erkrankt sind, mit einem finanziellen Zuschuss unter die Arme greifen. Dafür macht der Online-Händler 25 Millionen Dollar locker. Doch dass der erfolgsverwöhnte Online-Gigant für seinen Hilfsfonds zusätzlich um Spenden bat und erst nach heftiger Kritik zurückbuchstabierte, kommt bei vielen denkbar schlecht an.
Journalist Judd Legum kritisiert, dass Amazon öffentlich zu Spenden für Krankentaggelder aufrief.
US-Politikerin Katie Porter: «Amazon boomt, da alle zu Hause sind und Waren bestellen. Jeff Bezos ist der reichste Mann auf dem Planeten. Aber wir sollen *spenden*, damit Herr Bezos nicht für einen grundlegenden Schutz am Arbeitsplatz oder einen existenzsichernden Lohn sorgen muss?»
Die Geschichte nahm ihren Lauf, als die Corona-Welle Anfang März auf den Westen überschwappte. Am 11. März rief Bezos, reichster Mann auf dem Planeten und «schlechtester Chef der Welt», den Amazon-Hilfsfonds ins Leben. Dieser soll unter anderem Zuschüsse für Vertrags- und Saisonarbeiter anbieten, damit diese im Falle einer Ansteckung mit dem Coronavirus eine Art Krankengeld erhalten. Der Fonds richtet sich explizit an Menschen, die nicht fest bei Amazon angestellt sind, sondern selbstständig auf eigene Rechnung arbeiten. Etwa Fahrerinnen und Fahrer unabhängiger Lieferservice-Firmen. Diese fallen in den USA durch sämtliche Maschen des Sozialsystems, wenn sie nicht arbeiten können.
Betroffene sollen daher laut Amazon «Zuschüsse von bis zu zwei Wochenlöhnen beantragen» können, wenn sie in Quarantäne müssen oder bei ihnen Covid-19 diagnostiziert wurde. «Sie können dann einen persönlichen Zuschuss zwischen 400 und 5'000 US-Dollar pro Person beantragen», schreibt der Online-Händler.
Man wolle den Amazon Relief Fund mit einer Start-Finanzierung von 25 Millionen US-Dollar ausstatten, schreibt das Unternehmen im Firmenblog. Der Fonds soll später auch für weitere Krisensituationen zur Verfügung stehen. Das Kapital wird von der unabhängigen Nichtregierungsorganisation Emergency Assistance Foundation verwaltet.
So weit, so gut.
Vor wenigen Tagen schaltete Amazon die angekündigte Hilfsfonds-Webseite amazonrelieffund.org auf. Dort können Berechtigte einen Zuschuss beantragen. Gleichzeitig warb die Webseite des Hilfsfonds um Spenden, wie die auf Fakten-Checks spezialisierte Organisation Snopes.com per Screenshot festhielt.
screenshot: Snopes.org
Amazon-Hilfsfonds
Der explizite Spendenaufruf wurde inzwischen gelöscht, da den Verantwortlichen die Sache wohl zu unangenehm wurde. Schlagzeilen wie «Reichster Mann der Welt bettelt um Spenden», machen sich nicht gerade gut.
Die Webseite weist nun ausdrücklich darauf hin, dass Spenden von der Öffentlichkeit nicht erwartet werden. Trotzdem könne man freiwillig spenden. Deshalb ist auch der Spenden-Button weiterhin aktiv.
screenshot: snopes.org
Kritiker glauben, Amazon versuche, den in ihren Augen peinlichen Spendenaufruf zu vertuschen. Amazon habe reichlich Ressourcen, um auch externe Angestellte zu bezahlen, wenn sie während dieser Pandemie krank werden.
Amazon hingegen schreibt in einer Stellungnahme gegenüber Snopes.com:
Amazon Snopes.com
Amazon gehört nebst Apple zu den prominentesten Steuervermeidern. Entsprechend harsch fällt die Kritik aus, wenn der Online-Gigant auch nur im Verdacht steht, die Öffentlichkeit um Spenden anzuhauen. Dass mit Bezos der reichste Mann der Welt an der Spitze des Konzerns steht, macht Amazon zum perfekten Feindbild. Doch das eigentliche Problem sitzt viel tiefer: In den USA existiert nach wie vor kein Sozialsystem, das den Namen verdienen würde respektive mit europäischen Standards vergleichbar wäre. Deshalb springen Konzerne wie Amazon in die Bresche. Der Staat schafft für dieses private «Sozialsystem» Anreize, da Spenden von Unternehmen und Angestellten, die teils ebenfalls spenden, steuerlich abziehbar sind.
(oli)