In erster Linie ging es gestern Abend zwischen den Young Boys und dem FC Basel natürlich um den Einzug in den Cupfinal. Das hat für sich genommen schon ausreichend Bedeutung, vor allem für YB, das seit fast 31 Jahren auf einen Titel wartet und nun nur noch einen Sieg vom Gewinn einer Trophäe entfernt ist. Wieder einmal, könnte man anfügen, schliesslich haben die Berner seit dem Cupsieg 1987 drei Finals verloren und sich in der Meisterschaft zweimal dem FCB erst am letzten Spieltag geschlagen geben müssen.
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— HelvetiaSchweizerCup (@SchweizerCup) 27. Februar 2018
Doch dieses YB scheint anders – und gerade der Cup-Halbfinal hat dieser Vermutung Nachdruck verliehen. Denn die Mannschaft von Adi Hütter hat nicht nur ein wichtiges Spiel gewonnen, sie hat auch ein Zeichen gesetzt. Vor über 23'000 Zuschauern hielt sie zunächst kämpferisch dagegen, übernahm dann die Spielkontrolle, schoss im richtigen Moment die Tore und verteidigte den Vorsprung souverän. Sie strahlte gegen den einzigen ernsthaften Ligakonkurrenten das aus, was ihr in der Vergangenheit immer gefehlt hatte: Winnermentalität.
Die Spieler verstecken sich nicht, sie gehen in der Offensive Risiken ein, übernehmen Verantwortung und arbeiten in der Defensive konsequent. Sie strotzen nur so vor Selbstvertrauen – oder wie Captain Steve von Bergen es ausdrückte: «Wir verteidigen gut, wir greifen gut an, wir gewinnen. Alles ist gut.»
Das sicherste Mittel, um solch ein Momentum zu verlieren, ist, darüber nachzudenken. Als von Bergen darauf angesprochen wurde, dass die Euphorie womöglich etwas zu gross werden könnte, meinte der Romand: «Euphorie gehört dazu, sie gibt dir Kraft. Wichtig ist nur, dass aus Euphorie nicht Arroganz wird.»
Von Bergen versicherte, er sei wachsam, bereit zu intervenieren, wenn sich die Mannschaft auf einen gefährlichen Weg begibt. Wenn er das so abgeklärt tut, wie er derzeit die gegnerischen Stürmer stoppt, haben die Berner kaum etwas zu befürchten. Zudem ist von Bergen nicht der einzige Routinier im Team, hinter ihm steht etwa Marco Wölfli, der etwas unverhofft nochmals zu einem grossen Abenteuer ansetzt, und ganz vorne wirkt Guillaume Hoarau, der nach seiner Verletzungspause fast ein hochkarätiger Neuzugang ist.
Adi Hütter hat eine Mannschaft von beeindruckender individueller Klasse, und er führt sie bislang souverän durch die Saison. «Noch haben wir nichts gewonnen», warnte der Österreicher in nüchternem Ton. Er war mit den letzten beiden Meisterschafts-Auftritten seiner Mannschaft nicht zufrieden gewesen. Umso erfreuter nahm er den Auftritt gegen Basel zur Kenntnis, erinnerte aber trotzdem daran, dass man immer an die Leistungsgrenze gehen müsse. Womöglich bereitete er schon den nächsten Match vor, jenen am Sonntag in Lugano in einer ganz anderen Atmosphäre als am Dienstag im Stade de Suisse.
Bereits am Samstag steht der FC Basel wieder im Einsatz. Er wird daheim gegen den FC Zürich unter enormem Druck stehen. Michael Lang sagte es klipp und klar: «Wir müssen gewinnen. Da gibt es keine Ausreden.» Ausreden suchte der Verteidiger auch nach der Niederlage gegen YB nicht.
Zu wenig zwingend, zu viele falsche Entscheidungen und letztlich zu wenig Torchancen, lautete sein Fazit. Es sei eine riesige Enttäuschung, nicht nur wegen dem Out: «Wir hätten das Spiel auch gern gewonnen, um den Turnaround zu schaffen.» Nach fünf Spielen im 2018 steht der FCB mit vier Niederlagen zu null da.
Die erfolgreiche Titelverteidigung im Cup ist nicht mehr möglich, das Champions-League-Out steht bevor, so dass der FC Basel sich voll und ganz der Super League widmen kann. «Wir geben noch nicht auf. Dafür wäre es zu früh», sagte Lang und versicherte, dass der FCB wie schon in der Hinrunde nach der schlechten Phase den Tritt wieder finden werde. Auch Raphael Wicky beteuerte, es fehle nicht viel, um wieder auf den richtigen Weg zu kommen. Der Weg in der Super League bis zum Leader YB ist mit elf Punkten Rückstand allerdings sehr weit. (pre/sda)