Schweiz
Romandie

Lausanner Gärtner als Polizisten und wehe, wenn dein Hund in Genf pisst

Hund uriniert. (Bild: Shutterstock)
Der Genfer Staatsrat muss allen Ernstes darüber debattieren, wie die Ausscheidungen von Hunden genau definiert werden.Bild: Shutterstock

Spucken, Schiffen: Lausanner Gärtner als Polizisten und wehe, wenn dein Hund in Genf pisst

Wer spuckt, muss zahlen: In Lausanne tritt heute ein neuer Artikel der Polizeiverordnung in Kraft, der Littering und anderen Arten von ungebührlichem Verhalten im öffentlichen Raum den Kampf ansagt – und zwar mit vereinten Kräften. In Genf debattiert gar der Staatsrat über Hunde-Urin.
01.11.2017, 13:0901.11.2017, 13:13
Antonio Fumagalli / Nordwestschweiz
Mehr «Schweiz»
Littering in Lausanne
Was Littering in Lausanne kostet.

«Die Stadt rüstet auf, um die Sauberkeit zu verteidigen» – so hat Lausanne kürzlich ein Communiqué übertitelt. In der Tat zieht die Stadt am Ufer des Lac Léman andere Saiten auf: Heute tritt ein neuer Artikel der Polizeiverordnung in Kraft, der Littering und anderen Arten von ungebührlichem Verhalten im öffentlichen Raum den Kampf ansagt. Die Änderung geht auf einen Beschluss des Gemeinderats zurück.

littering in lausanne
Jetzt auf

Was Urinieren und Hundekot in Lausanne kosten.

Die Verwaltung listet auch gleich auf, welche Fehlverhalten in welchem Ausmass geahndet werden: Öffentliches Urinieren oder Defäkieren kostet 200 Franken, das Liegenlassen von Hundekot 150 Franken und Spucken wird mit 100 Franken gebüsst. Teuer wird es ferner, wenn man Abfall nicht trennt oder diesen auf der Strasse liegen lässt (je 150 Franken). Sogar fürs Mitbringen von Tieren auf den Friedhof gibts eine Busse – mit 70 Franken kommen sündige Hündeler jedoch vergleichsweise günstig weg.

Bei Problemen: Polizei rufen

Genau genommen konnten diese Übertretungen in Lausanne auch bis anhin schon gebüsst werden, allerdings über den prozedural aufwendigen Weg einer Anzeige. Neu gibt es eine Ordnungsbusse, die man auf der Stelle oder innerhalb von 30 Tagen bezahlen muss – ähnlich wie bei leichten Vergehen im Strassenverkehr.

Die wirkliche Neuigkeit ist aber, dass nicht mehr nur Polizisten auf die «Jagd» nach Missetätern gehen, sondern auch andere Angestellte der Stadt – etwa Gärtner oder Reinigungspersonal. Sie erhalten neuerdings die Kompetenz, ebenfalls Ordnungsbussen auszustellen. Dafür würden sie künftig einen Bussenblock mitführen, wie der zuständige Stadtrat Pierre-Antoine Hildbrand (FDP) ausführt.

Keine Lohnerhöhung für Mehrarbeit

Die klassischen Polizisten hätten im Alltag schon mehr als genug zu tun. Zudem werde die Arbeit der Werksangestellten mit diesem Schritt mehr wertgeschätzt und durch die Interaktion mit Menschen spannender. Eine Lohnerhöhung aufgrund der Mehraufgaben sei nicht vorgesehen, so Hildbrand.

Rund 30 Personen seien für die Zusatzaufgabe ausgebildet worden, was aber nur einen Bruchteil der in diesem Bereich Angestellten ausmache. Die Stadt verlange von ihnen nicht, dass sie sich nun als «echte» Ordnungs- hüter aufspielten. «Wir gehen davon aus, dass sich 90 Prozent der Gebüssten kooperativ verhalten. Wenn nicht, rufen unsere Angestellten die Polizei», sagt Hildbrand. Zudem dürften sie durchaus mit Augenmass vorgehen.

Was genau sind «Ausscheidungen»?

Wohin es führen kann, wenn dieses verloren geht, zeigt eine veritable Justizposse aus Genf. Auch dort können Hundehalter gebüsst werden, wenn sie die «Ausscheidungen» ihrer Tiere liegen lassen. Doch was ist da- mit genau gemeint? Im November 2016 erhielt eine Frau eine Busse in der Höhe von nicht weniger als 350 Franken, weil ihr Hund auf öffentlichem Grund uriniert (!) hatte. Sie rekurrierte dagegen, worauf die Busse reduziert wurde. Die Hundehalterin gab sich jedoch nicht zufrieden und zog den Fall weiter. Nun müssen die Gerichte entscheiden.

Parallel dazu hat eine lokale Hundevereinigung den tatsächlich absurden Fall aufgenommen und sich dem Kampf gegen die Behörden verschrieben. Über 5000 Personen haben ihre «Petition Pipi» unterzeichnet. Nun muss der Genfer Staatsrat in den kommenden Monaten allen Ernstes darüber debattieren, wie die Ausscheidungen von Hunden genau definiert werden – und wer wofür belangt werden kann, wenn diese den öffentlichen Raum verschmutzen. Klar ist bislang einzig: Der Hund wird eine allfällige Busse nicht bezahlen müssen. (aargauerzeitung.ch)

Die Schweiz ist auf die Zombie-Apokalypse gut vorbereitet

Video: watson/Emily Engkent
DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
13 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Lavamera
01.11.2017 14:44registriert November 2016
Das nächste Mal gehe ich mit meinem Hund in eine öffentliche Toilette. Jetzt im Ernst, wo soll ein Hund sich lösen können. Parks etc sind doch auch öffentlicher Grund? Wie realitätsfremd ist das denn? Die Kantoskasse wirds auf jeden Fall füllen.
394
Melden
Zum Kommentar
13
Österreichs Aussenminister zu offiziellem Besuch bei Cassis in Bern – das wird besprochen

Aussenminister Ignazio Cassis hat am Dienstag seinen österreichischen Amtskollegen Alexander Schallenberg im Bundeshaus empfangen. Beim offiziellen Besuch standen unter anderem sicherheitspolitische Fragen und die Neutralität auf dem Programm.

Zur Story