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John McEnroe: «Serena Williams wäre bei den Männern die Nummer 700 der Welt»

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Der vorerst letzte Grand-Slam-Triumph: Serena Williams mit dem Pokal der Australian Open 2017.Bild: Aaron Favila/AP/KEYSTONE

McEnroe: «Serena Williams wäre bei den Männern die Nummer 700 der Welt»

Es ist eine ewige Frage: Wie gut ist die beste Frau einer Sportart verglichen mit Männern? Tennis-Altstar John McEnroe hat eine klare Meinung: Die 23-fache Grand-Slam-Siegerin Serena Williams hätte auf der Männer-Tour keinen Stich.
26.06.2017, 11:1026.06.2017, 11:29
Ralf Meile
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Serena Williams hat jedes Grand-Slam-Turnier gewonnen. Jedes mehr als ein Mal. Nicht nur im Einzel, auch im Doppel mit ihrer Schwester Venus. Dazu ist sie vierfache Olympiasiegerin, Fed-Cup-Siegerin und sie grüsste während 319 Wochen von Platz 1 der Weltrangliste.

Ihr Leistungsausweis ist also extrem eindrücklich. Und doch würde die 35-jährige Serena Williams keine Chance haben, wenn sie gegen Männer antreten würde, glaubt John McEnroe. Der Amerikaner, der in den Achtzigerjahren selbst sieben Grand-Slam-Turniere gewann und die Nummer 1 der Welt war, äusserte sich in einem Interview zum ewigen «Kampf der Geschlechter».

FILE - In this Aug. 28, 2015, file photo, John McEnroe reacts during a game against Jim Courier in the Connecticut Open Men's Legends event in New Haven, Conn. McEnroe says he is returning to Gra ...
Damals wie heute: John McEnroe hat stets eine klare Meinung.Bild: AP

Für McEnroe ist Serena Williams die beste Tennis-Spielerin aller Zeiten. Das stehe ausser Frage. «Aber wenn sie bei den Männern spielen würde, wäre sie etwa die Nummer 700 der Welt.» Das sei keine Geringschätzung seiner Landsfrau, betonte «Big Mac». An einem besonders guten Tag könne Serena Williams sicher einige Männer schlagen, vor allem auch dank ihrer mentalen Stärke. «Aber wenn sie tagein, tagaus auf der Männer-Tour mitspielen würde, dann wäre das etwas ganz anderes.»

«Die Runde Golf heute Morgen war anstrengender»

Serena Williams spielte einmal – es ist schon beinahe zwei Jahrzehnte her – gegen einen Mann. Als Teenagerin unterlag sie am Rande der Australian Open dem Deutschen Karsten Braasch mit 1:6, ihre Schwester Venus verlor mit 2:6. Braasch war kein Gigant, sondern ein Spieler, der es an Grand-Slam-Turnieren nie über die dritte Runde hinaus schaffte und der seine Karriere ohne Turniersieg beendete.

German tennis player Karsten Braasch, from Marl, center, who is currently ranked 203rd in the world, poses on court with American sisters Venus Williams, left, and Serena Williams after playing the gi ...
Melbourne 1998: Venus Williams (17), Karsten Braasch (30) und Serena Williams (16).Bild: AP

Die Williams-Schwestern kündigten an, es mit jedem Mann ausserhalb der Top 200 aufzunehmen. Braasch war die Nummer 203 der Welt und forderte das Duo heraus. Er sagte anschliessend, er habe schon vor dem Vergleich gewusst, wie er ausgehe: «Das kann man nicht verlieren, wenn man noch so spielt wie ich.» Braasch benötigte nach Einschätzung der Berliner Zeitung maximal 70 Prozent seines normalen Aufwands. Sein lässiges Fazit: «Die Runde Golf heute Morgen war anstrengender.»

Andy Murray wäre bereit

Heute klingen die Aussagen von Serena Williams etwas anders als in den Anfangstagen der Karriere. Als Andy Murray vor vier Jahren gefragt wurde, ob er eine Partie gegen Serena Williams austragen würde, antwortete der Schotte: «Ich wäre dabei. Wieso auch nicht?» Er schlug Las Vegas als passenden Spielort vor und sagte, die Zuschauer würden dieses Duell bestimmt gerne sehen.

Billie Jean King siegte
Berühmt sind zwei Showmatches von Bobby Riggs im Jahr 1973. Der einstige Weltranglisten-Erste mass sich im Alter von 55 Jahren mit der amtierenden Weltnummer 1 Margaret Court, die er am Muttertag klar 6:2, 6:1 schlug. Ein halbes Jahr später duellierte sich Riggs mit der 12-fachen Grand-Slam-Siegerin Billie Jean King – und verlor in Houston 4:6, 3:6, 3:6. Allerdings gab es danach Hinweise, wonach Riggs absichtlich unterlag, um Spielschulden zu begleichen.

Williams meinte, das würde bestimmt lustig werden. Damals gegen Braasch sei sie noch jung und unerfahren gewesen. Nun, mit 31 Jahren wohl auf dem Zenit, seien die Voraussetzungen sicher besser. Ihre Chancen gegen Murray beurteilte sie trotzdem als kaum vorhanden: «Wahrscheinlich würde ich keinen einzigen Punkt machen.» Etwa später mutmasste sie: «Ich bin mir nicht sicher, aber ich denke, ein Game könnte ich gewinnen.» Zu einem Vergleich mit Andy Murray kam es aber bis heute nicht.

Kein Duell mit McEnroe

Es gab auch schon häufiger Pläne, wonach John McEnroe gegen Serena Williams antreten solle. Donald Trump habe, als er noch nicht US-Präsident war, ein Duell zu arrangieren versucht, verriet McEnroe einst.

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Handshake: McEnroe und Trump beim US Open 2015.Bild: EPA

Das war einige Jahre nach dem verlorenen Satz gegen Braasch und als McEnroe seine Karriere schon beendet hatte. Aber Trump habe eine zu geringe Gage offeriert, so dass es nicht zu einem «Kampf der Geschlechter» kam.

Es ist fraglich, ob Serena Williams für einen solchen in Zukunft noch zur Verfügung steht. Für den Moment hat sie alle Tennis-Pläne zur Seite geschoben, denn im Herbst wird die 35-Jährige zum ersten Mal Mutter.

Video: srf

Die Tennisspielerinnen mit den meisten Grand-Slam-Siegen seit Beginn der Open Era

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Die Tennisspielerinnen mit den meisten Grand-Slam-Siegen – seit Beginn der Open Era
Serena Williams: 23 Grand-Slam-Titel – 7 x Australian Open, 3 x French Open, 7 x Wimbledon, 6 x US Open.
quelle: epa/aap / lukas coch
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40 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Wagh_Rules
26.06.2017 13:18registriert März 2015
Ganz ehrlich: Logisch hätte sie keine Chance. Alleine von der Physiologie her sind Männer 10-15% leistungsfähiger (Grösse, Gewicht, Muskelanteil, Hormonelle Unterschiede etc). Wenn man bedenkt, dass die Unterschiede an der Weltspitze im Kommastellenbereich sind, sind ganze 15% eine andere Welt!
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tooempty
26.06.2017 11:32registriert Februar 2014
Und trotz allem gibt es immer noch Proteste, wenn die Frauen im Tennis weniger Preisgeld erhalten. Gleicher Lohn für gleiches Niveau und Attraktivität, alles andere wäre keine Gleichberechtigung..
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kupus@kombajn
26.06.2017 14:24registriert Dezember 2016
Ach, jetzt fällt mir gerade ein, dass wir einmal als Eishockey-Junioren gegen den amtierenden Damenmeister ein Freundschaftsspiel ausgetragen haben. Das Resultat weiss ich nicht mehr, aber wir gewannen deutlich. Und wir waren damals Junioren B. Das war Ende 1980er oder Anfang 1990er.

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