Serena Williams hat jedes Grand-Slam-Turnier gewonnen. Jedes mehr als ein Mal. Nicht nur im Einzel, auch im Doppel mit ihrer Schwester Venus. Dazu ist sie vierfache Olympiasiegerin, Fed-Cup-Siegerin und sie grüsste während 319 Wochen von Platz 1 der Weltrangliste.
Ihr Leistungsausweis ist also extrem eindrücklich. Und doch würde die 35-jährige Serena Williams keine Chance haben, wenn sie gegen Männer antreten würde, glaubt John McEnroe. Der Amerikaner, der in den Achtzigerjahren selbst sieben Grand-Slam-Turniere gewann und die Nummer 1 der Welt war, äusserte sich in einem Interview zum ewigen «Kampf der Geschlechter».
Für McEnroe ist Serena Williams die beste Tennis-Spielerin aller Zeiten. Das stehe ausser Frage. «Aber wenn sie bei den Männern spielen würde, wäre sie etwa die Nummer 700 der Welt.» Das sei keine Geringschätzung seiner Landsfrau, betonte «Big Mac». An einem besonders guten Tag könne Serena Williams sicher einige Männer schlagen, vor allem auch dank ihrer mentalen Stärke. «Aber wenn sie tagein, tagaus auf der Männer-Tour mitspielen würde, dann wäre das etwas ganz anderes.»
Serena Williams spielte einmal – es ist schon beinahe zwei Jahrzehnte her – gegen einen Mann. Als Teenagerin unterlag sie am Rande der Australian Open dem Deutschen Karsten Braasch mit 1:6, ihre Schwester Venus verlor mit 2:6. Braasch war kein Gigant, sondern ein Spieler, der es an Grand-Slam-Turnieren nie über die dritte Runde hinaus schaffte und der seine Karriere ohne Turniersieg beendete.
Die Williams-Schwestern kündigten an, es mit jedem Mann ausserhalb der Top 200 aufzunehmen. Braasch war die Nummer 203 der Welt und forderte das Duo heraus. Er sagte anschliessend, er habe schon vor dem Vergleich gewusst, wie er ausgehe: «Das kann man nicht verlieren, wenn man noch so spielt wie ich.» Braasch benötigte nach Einschätzung der Berliner Zeitung maximal 70 Prozent seines normalen Aufwands. Sein lässiges Fazit: «Die Runde Golf heute Morgen war anstrengender.»
Heute klingen die Aussagen von Serena Williams etwas anders als in den Anfangstagen der Karriere. Als Andy Murray vor vier Jahren gefragt wurde, ob er eine Partie gegen Serena Williams austragen würde, antwortete der Schotte: «Ich wäre dabei. Wieso auch nicht?» Er schlug Las Vegas als passenden Spielort vor und sagte, die Zuschauer würden dieses Duell bestimmt gerne sehen.
Williams meinte, das würde bestimmt lustig werden. Damals gegen Braasch sei sie noch jung und unerfahren gewesen. Nun, mit 31 Jahren wohl auf dem Zenit, seien die Voraussetzungen sicher besser. Ihre Chancen gegen Murray beurteilte sie trotzdem als kaum vorhanden: «Wahrscheinlich würde ich keinen einzigen Punkt machen.» Etwa später mutmasste sie: «Ich bin mir nicht sicher, aber ich denke, ein Game könnte ich gewinnen.» Zu einem Vergleich mit Andy Murray kam es aber bis heute nicht.
Es gab auch schon häufiger Pläne, wonach John McEnroe gegen Serena Williams antreten solle. Donald Trump habe, als er noch nicht US-Präsident war, ein Duell zu arrangieren versucht, verriet McEnroe einst.
Das war einige Jahre nach dem verlorenen Satz gegen Braasch und als McEnroe seine Karriere schon beendet hatte. Aber Trump habe eine zu geringe Gage offeriert, so dass es nicht zu einem «Kampf der Geschlechter» kam.
Es ist fraglich, ob Serena Williams für einen solchen in Zukunft noch zur Verfügung steht. Für den Moment hat sie alle Tennis-Pläne zur Seite geschoben, denn im Herbst wird die 35-Jährige zum ersten Mal Mutter.