Im Kanton Jura stehen nicht nur die vier eidgenössischen Vorlagen im Mittelpunkt der Debatte. Die Jurassier müssen auch über die kantonale Initiative «Politische Parteien: Mehr Transparenz» und ihren Gegenentwurf abstimmen.
Cet article est également disponible en français. Lisez-le maintenant! 13.02.2022, 07:5713.02.2022, 07:57
Im Kanton Jura steht eine ganz besondere Abstimmung an. Am 13. Februar werden die Jurassier an der Urnen entscheiden, ob sie mehr Transparenz bei der Parteienfinanzierung schaffen wollen – oder nicht. Zur Auswahl stehen eine Initiative und ein Gegenentwurf dazu.
Was will die Initiative? Welche politischen Parteien unterstützen die Initiative und wer lehnt diese ab? Hier findest du alles, was du dazu wissen musst.
Die Resultate
Die Ergebnisse findest du hier am Abstimmungssonntag ab 12 Uhr:
Wie steht es um die Transparenz der politischen Parteien in der Westschweiz?
Nachdem die Schweiz 2011 von der GRECO (Staatengruppe gegen Korruption des Europarats) wegen fehlender Vorschriften zur Finanzierung politischer Organisationen am Pranger stand, verabschiedeten die eidgenössischen Räte am 18. Juni 2021 eine Gesetzesänderung. Sie sollte die Transparenz der Finanzierung von politischen Parteien und Abstimmungskampagnen sowie von Wahlen verbessern.
Das Problem: Die neuen Standards sind föderal. Das bedeutet, dass sie nach ihrer Einführung nur für politische Parteien gelten, die in der Bundesversammlung vertreten sind, sowie für eidgenössische Abstimmungen und Wahlen.
Derzeit gibt es in der Westschweiz nur in Genf, Freiburg, Neuenburg – und ab Januar 2022 in der Waadt – gesetzliche Bestimmungen zu diesem Thema. Alle anderen Westschweizer Kantone erlassen auf kantonaler oder kommunaler Ebene freie Gesetze. Dies gilt auch für den Jura. In der Deutschschweiz kennt nur der Kanton Schwyz ein solches Transparenzgesetz.
Was genau ist gemeint?

Im Kanton Jura sollen Parteien ihre Finanzen offenlegen, das fordert die Initiative. Bild: keystone
«Wollen Sie die kantonale Volksinitiative ‹Politische Parteien: Transparenz schaffen› annehmen?» Mit diesen Worten ruft der Kanton Jura seine Einwohner auf, sich am 13. Februar 2022 für die Transparenz der politischen Parteien in den Kantonen auszusprechen.
Die kantonale Initiative wurde am 18. Mai 2019 von der SP lanciert. Der Abstimmungsgegenstand wirkt sich auf die Finanzierung von politischen Parteien, aber auch auf die Finanzierung von Wahlkampfkomitees aus. Wenn die Initiative von der Mehrheit der Jurassier angenommen wird, müssen die politischen Parteien insbesondere:
- Ihren Jahresabschluss veröffentlichen.
- Die Finanzierungsquellen von Kampagnen publizieren.
- Die Identität von juristischen Personen ab einem Franken, von natürlichen Personen ab 750 Franken pro Kampagne herausgeben.
Wer ist für die Initiative?
Zu den politischen Parteien, die diese Initiative unterstützen, gehören die Grünen und die SP, die den Gesetzestext verfasst hat.
Die Pro-Argumente der Befürworter:
- In der Schweiz sind nur sehr wenige Informationen über die Parteienfinanzierung öffentlich zugänglich, obwohl der Grossteil des Geldes von privaten Stiftungen stammt.
- Die mangelnde Transparenz des derzeitigen Systems schürt das Misstrauen der Bürger gegenüber ihren politischen Vertretern.
Die kantonalen Abstimmungen im Februar 2022:
Was will der Gegenentwurf?
Eine Mehrheit des Parlaments, die insbesondere von der Regierung unterstützt wird, lehnt die Initiative «Politische Parteien: Mehr Transparenz» ab. Sie schränke den Handlungsspielraum des Parlaments bei der Umsetzung der Initiative zu sehr ein, weshalb es einen Gegenvorschlag unterbreitete.
Das sieht der Gegenentwurf vor:
- Politische Parteien und Wahlkampfkomitees müssen ihre Jahresabschlüsse veröffentlichen, ohne die Identität der an der politischen Kampagne beteiligten natürlichen Personen offenzulegen.
- Im Parlament wird eine Debatte darüber geführt, ab welchem Betrag die Identität der Steuerzahler öffentlich gemacht werden sollte.
Wer unterstützt den Gegenentwurf?
Zu den politischen Parteien, die diesen Gegenentwurf unterstützen, gehören die Mehrheit der Justizkommission, die FDP, die CVP und die SVP.
Die Argumente der Gegner der Initiative:
- Das Parlament wird bei der Umsetzung der Initiative weniger eingeschränkt.
- Der verlangte Betrag von 750 Franken ist zu streng. Keiner der anderen Westschweizer Kantone, die diese Gesetzesbestimmung erlassen haben, ist so weit gegangen.
Was passiert, wenn beide Vorschläge angenommen werden?
Da die Initiative nach der Einführung des Gegenvorschlags nicht zurückgezogen wurde, werden die beiden Vorschläge den Jurassiern zur Abstimmung vorgelegt. Bei Stimmengleichheit wird die Abstimmung mit den wenigsten Nein-Stimmen vom Kanton Jura angenommen.
Mehr zu den Abstimmungen:
Alle in der Schweiz angenommenen Initiativen
1 / 28
Alle in der Schweiz angenommenen Initiativen
Volksinitiative «für ein Verbot des Schlachtens ohne vorherige Betäubung»Komitee: Kantonale Tierschutzvereine von Bern und Aargau sowie AntisemitenAbgestimmt am: 20.08.1893Inkrafttreten am: 22.12.1893
quelle: shutterstock
Das könnte dich auch noch interessieren: