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Fanzug der SBB verwüstet: Wer jetzt bezahlen muss

ARCHIV - Der erste Fanzug unter der gemeinsamen Verantwortung der Fanarbeit Bern und der Fan-Dachorganisationen des Berner Super League Klubs BSC Young Boys und der SBB erreicht mit jubelnden YB Fans  ...
Blick in den Fanzug erster Stunde: Seit 2011 bringen die SBB Anhänger Schweizer Fussballclubs mit Direktverbindungen in die Stadien. (Archivbild, 2011) Bild: KEYSTONE

Fanzug der SBB verwüstet – wer jetzt bezahlen muss

Am Wochenende verwüsteten Anhänger der Berner Young Boys mehrere Zugwagons der SBB nach dem Auswärtsspiel in Lugano. Die SBB sprechen von einem Sachschaden mit «aussergewöhnlichem Ausmass». Und müssen dafür wohl selbst aufkommen.
09.05.2022, 14:2810.05.2022, 13:41
Corsin Manser
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Mit den SBB-Fanzügen können Fussballfans am Spieltag direkt an ein Auswärtsspiel fahren. Dies hat nicht nur für die Fans Vorteile, sondern auch für alle anderen Zugreisenden. So müssen sie sich ihre Plätze nicht mit den Fussball-Anhängern teilen, da diese mit dem Fanzug unterwegs sind.

Eigentlich eine Win-Win-Situation – und in den meisten Fällen verkehren die Fanzüge auch reibungslos. Doch es gibt immer wieder Probleme, da sich gewisse Chaoten nicht an die Verhaltensregeln halten, welche die gleichen sind wie im Regelverkehr.

Verwüstung im Zug nach Lugano

Am Wochenende kam es zu unschönen Bildern aus dem Fanzug, der die Fans der Berner Young Boys nach Lugano und wieder zurückbrachte. Auf Bildern sind Schmierereien, eingeschlagene Scheiben und herabgerissene Abdichtungen zu sehen.

Ein SBB-Mitarbeiter sprach auf Twitter zudem davon, dass Sitze aufgeschlitzt und versprayt worden seien. Mehrere Wagen hätten sich in diesem Zustand befunden.

Der SBB-Mitarbeiter postete zudem ein Bild eines Wagens, auf dem abmontierte Sitze auf den Gepäckablagen zu sehen sind. Wie hoch der Sachschaden ist, konnte am Sonntag noch nicht beziffert werden. Die Ermittlungen seien der Kantonspolizei Bern übergeben worden, berichtete «blick.ch».

Klub verurteilt Vorfälle

Beim BSC YB ist man nicht nur wegen der 1:3-Niederlage in Lugano schlecht in die Woche gestartet. Auch der verwüstete Fanzug bereitet dem entthronten Schweizer Meister Kopfschmerzen. «Wir sind konsterniert über die Vorfälle vom Samstag, für die wir in keiner Art und Weise Verständnis haben», sagt Albert Staudenmann, Mediensprecher des Klubs, gegenüber watson.

«Wir verurteilen die Zwischenfälle aufs Schärfste und distanzieren uns in aller Form von Gewalt und Zerstörung.»
Albert Staudenmann, BSC YB

Der Klub sei im Austausch mit Fans und Behörden und arbeite die Vorfälle auf. Man hoffe, dass «die fehlbaren Personen zur Rechenschaft gezogen werden». Staudenmann spricht Klartext: «Wir verurteilen die Zwischenfälle aufs Schärfste und distanzieren uns in aller Form von Gewalt und Zerstörung.»

Nach den wüsten Bildern vom Wochenende stellt sich die Frage, wer für den Schaden, der sich gemäss SBB in einem «hohen fünfstelligen Bereich» bewegt, aufkommt. Dazu stehe man im Austausch mit der SBB, sagt Staudenmann. «In der Regel sind es die SBB.»

SBB: «Sitze wurden durch die Fans demontiert»

Dass die Kosten vermutlich auf die SBB abgewälzt werden, legt auch die Antwort der SBB-Mediensprecherin, Jeannine Egi, nahe. Sie sagt zu watson: «Grundsätzlich müssen Verursacher von Sachbeschädigungen den Schaden selber bezahlen. In manchen Fällen – wie auch hier – ist es jedoch schwierig, die Strafhandlungen bestimmten Personen zuzuordnen und diese strafrechtlich zu verfolgen. Die SBB erstatten in solchen Situationen Anzeige gegen Unbekannt. Aus diesem Grund muss die SBB in solchen Fällen in der Regel selber für den Schaden aufkommen.»

Lugano's goalkeeper Amir Saipi, during the Super League soccer match FC Lugano against Young Boys at the Cornaredo stadium in Lugano, Saturday, May 07, 2022. .(KEYSTONE-ATS / Ti-Press / Samuel Go ...
Die Berner Young Boys verloren das Spiel am Samstag gegen den FC Lugano mit 1:3. Bild: keystone

Der Vorfall vom Samstag ist auch für die SBB aussergewöhnlich. «Sachbeschädigungen kommen immer wieder vor, selten jedoch in diesem Ausmass», so Egi. In den sozialen Medien wurde geschrieben, dass zumindest ein Teil der Sitze durch die Reinigung abmontiert wurde. Dem widerspricht Egi. «Die Sitze wurden durch die Fans demontiert. Für die Reinigung werden durch die SBB jeweils keine Sitze abmontiert.»

Trotz des Schadens hebt auch Egi die Vorteile der Fanzüge hervor. «Würde die SBB keine Fanzüge fahren, würden die Fans Regelzüge benutzen, was dazu führen würde, dass bestimmte Regelzüge sehr voll wären. Zudem ist es für die Freizeitreisenden und Pendlerinnen angenehmer, ohne Fussball-Fans reisen zu können.»

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quelle: keystone/martin ruetschi
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132 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Pandabaer2
09.05.2022 14:56registriert Oktober 2021
Wenn die Verursacher der Schäden von Fussballfans nicht zugeordnet werden können, soll der jeweilige Fussballclub vollumfänglich haften.
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Booker
09.05.2022 14:36registriert September 2016
In Zukunft nur noch Viehwaggons einsetzen für Fantransporte, dazu Kameraüberwachung. Wird randaliert dann ab in eine Industriehalle, alle raus, filzen bis auf die Unterwäsche und mal so richtig auseinandernehmen bis sie nur noch wimmern!
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Linus Luchs
09.05.2022 15:32registriert Juli 2014
Nach dem Spiel des FCB gegen FCZ, als die Zürcher Meister wurden, haben FCZ-"Fans" im Stadion Schäden von mehreren 100'000 Franken verursacht. Nun demolieren YB-Fans Zugwagons der SBB. Solche Schlagzeilen lesen wir seit Jahren, resp. seit Jahrzehnten. Ich finde es elend, dass es unser Rechtsstaat einfach nicht schafft, diese Gewalttäter zu stoppen und zur Rechenschaft zu ziehen. Ich sehe es auch so: Wenn die Täter nicht identifiziert werden können, dann sollten die Clubs oder die Liga die Kosten übernehmen. So sähen sie vielleicht eines Tages die Notwendigkeit einer wirksamen(!) "Fanarbeit".
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