Mit den SBB-Fanzügen können Fussballfans am Spieltag direkt an ein Auswärtsspiel fahren. Dies hat nicht nur für die Fans Vorteile, sondern auch für alle anderen Zugreisenden. So müssen sie sich ihre Plätze nicht mit den Fussball-Anhängern teilen, da diese mit dem Fanzug unterwegs sind.
Eigentlich eine Win-Win-Situation – und in den meisten Fällen verkehren die Fanzüge auch reibungslos. Doch es gibt immer wieder Probleme, da sich gewisse Chaoten nicht an die Verhaltensregeln halten, welche die gleichen sind wie im Regelverkehr.
Am Wochenende kam es zu unschönen Bildern aus dem Fanzug, der die Fans der Berner Young Boys nach Lugano und wieder zurückbrachte. Auf Bildern sind Schmierereien, eingeschlagene Scheiben und herabgerissene Abdichtungen zu sehen.
Ein SBB-Mitarbeiter sprach auf Twitter zudem davon, dass Sitze aufgeschlitzt und versprayt worden seien. Mehrere Wagen hätten sich in diesem Zustand befunden.
Fussballfans..... eine Kategorie "Kunden" auf die ich gerne verzichten würde. #fussball #fankultur #sbbcffffs #Schweiz #eisenbahn pic.twitter.com/siWUJhnkT6
— Marco Rüegger (@MarcoRuegger) May 8, 2022
Der SBB-Mitarbeiter postete zudem ein Bild eines Wagens, auf dem abmontierte Sitze auf den Gepäckablagen zu sehen sind. Wie hoch der Sachschaden ist, konnte am Sonntag noch nicht beziffert werden. Die Ermittlungen seien der Kantonspolizei Bern übergeben worden, berichtete «blick.ch».
Beim BSC YB ist man nicht nur wegen der 1:3-Niederlage in Lugano schlecht in die Woche gestartet. Auch der verwüstete Fanzug bereitet dem entthronten Schweizer Meister Kopfschmerzen. «Wir sind konsterniert über die Vorfälle vom Samstag, für die wir in keiner Art und Weise Verständnis haben», sagt Albert Staudenmann, Mediensprecher des Klubs, gegenüber watson.
Der Klub sei im Austausch mit Fans und Behörden und arbeite die Vorfälle auf. Man hoffe, dass «die fehlbaren Personen zur Rechenschaft gezogen werden». Staudenmann spricht Klartext: «Wir verurteilen die Zwischenfälle aufs Schärfste und distanzieren uns in aller Form von Gewalt und Zerstörung.»
Nach den wüsten Bildern vom Wochenende stellt sich die Frage, wer für den Schaden, der sich gemäss SBB in einem «hohen fünfstelligen Bereich» bewegt, aufkommt. Dazu stehe man im Austausch mit der SBB, sagt Staudenmann. «In der Regel sind es die SBB.»
Dass die Kosten vermutlich auf die SBB abgewälzt werden, legt auch die Antwort der SBB-Mediensprecherin, Jeannine Egi, nahe. Sie sagt zu watson: «Grundsätzlich müssen Verursacher von Sachbeschädigungen den Schaden selber bezahlen. In manchen Fällen – wie auch hier – ist es jedoch schwierig, die Strafhandlungen bestimmten Personen zuzuordnen und diese strafrechtlich zu verfolgen. Die SBB erstatten in solchen Situationen Anzeige gegen Unbekannt. Aus diesem Grund muss die SBB in solchen Fällen in der Regel selber für den Schaden aufkommen.»
Der Vorfall vom Samstag ist auch für die SBB aussergewöhnlich. «Sachbeschädigungen kommen immer wieder vor, selten jedoch in diesem Ausmass», so Egi. In den sozialen Medien wurde geschrieben, dass zumindest ein Teil der Sitze durch die Reinigung abmontiert wurde. Dem widerspricht Egi. «Die Sitze wurden durch die Fans demontiert. Für die Reinigung werden durch die SBB jeweils keine Sitze abmontiert.»
Trotz des Schadens hebt auch Egi die Vorteile der Fanzüge hervor. «Würde die SBB keine Fanzüge fahren, würden die Fans Regelzüge benutzen, was dazu führen würde, dass bestimmte Regelzüge sehr voll wären. Zudem ist es für die Freizeitreisenden und Pendlerinnen angenehmer, ohne Fussball-Fans reisen zu können.»
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