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E-Autos: Wir haben den neuen Nissan Micra getestet – unser Urteil

Nissan Micra
Nach zwei Jahren Abwesenheit kehrt der Nissan Micra als vollelektrisches Auto zurück.Bild: Nissan
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Wir haben den neuen Micra getestet – hier ist unser Urteil

Zwei Jahre nach seinem Verschwinden kehrt der Nissan Micra in einer völlig neuen Form zurück. Das japanische Stadtauto ist erneut im Rampenlicht – schärfer, mutiger und, sagen wir es ruhig, verführerischer als je zuvor.
04.11.2025, 09:0804.11.2025, 09:08
Jerome Marchon
Jerome Marchon

Der Micra, der 2023 vom Markt genommen wurde, kehrt zurück wie nach einer langen Reise: verändert. Dass seine Proportionen an den Renault 5 E-Tech erinnern, ist dabei kein Zufall. Beide Modelle haben die gleiche technische Basis, die Plattform AmpR Small, die aus der Renault-Nissan-Mitsubishi-Allianz hervorgegangen ist. Die Entschlossenheit ist gross, die beim ersten Anlauf etwas langweilige Karriere neu zu starten.

Nissan Micra
Der Micra profitiert von den Vorteilen der Renault-Nissan-Mitsubishi-Allianz, die nun zum Verschwinden verurteilt ist ...Bild: Nissan

Wir erinnern uns: Der Vorgänger-Micra, der 2017 auf den Markt kam und vom Clio abstammte, hatte alle Voraussetzungen, um zu gefallen. Dennoch hat er nie wirklich sein Publikum gefunden. Zu unauffällig, nicht markant genug, verliess er schliesslich im Sommer 2023 die Bühne. Zwei Jahre später bringt Nissan sein legendäres Stadtauto (die sechste Generation) wieder auf den Markt – nach wie vor in Frankreich produziert, diesmal jedoch im Elektrotempel des Renault-Konzerns: dem Werk in Douai, wo auch der berühmte R5 entstand.

«Same same, but different»

Doch der neue Micra schlägt einen anderen Ton an: Er begnügt sich nicht mehr damit, nachzuahmen. Der japanische Autohersteller hat sein europäisches Designstudio mit Sitz in London mit der Gestaltung des neuen Micra beauftragt.

Nissan Micra
Originelle Vorderseite, passend zum ...Bild: Nissan

Das Ergebnis ist ein Stadtauto, das aussieht, als wäre es einem Manga entsprungen, der mit Worcestershire-Sauce aufgepeppt wurde – bin ich der Einzige, der zudem an den Mini erinnert wird? Eine ausdrucksstarke Frontpartie, weit geöffnete Scheinwerfer, muskulöse Volumen ... und ein unklassifizierbarer Charme, der zwischen Popkultur und japanischer Kultiviertheit angesiedelt ist.

Nissan Micra
... Heck.Bild: Nissan

Nur wenige Elemente verraten die gemeinsame DNA mit dem R5: Dach, Fenster, Rückspiegel und Türgriffe. Ansonsten ist es ein komplettes Makeover, das Spass macht und gleichzeitig konsequent ist, wodurch er gute fünf Zentimeter an Länge und eine schöne Portion Persönlichkeit gewinnt.

Nissan Micra
Gedrungene Silhouette und dynamische Proportionen für den Micra.Bild: Nissan

Copy and Paste

Der Micra übernimmt das Interieur seines französischen Cousins. Armaturenbrett, Doppelbildschirm, integrierte Google-Schnittstelle einschliesslich GPS mit Reichweitenplaner, wohlgeformte Sitze, gepolsterter Dachhimmel – es ist alles da.

Nissan Micra
Der Micra übernimmt die Inneneinrichtung und die Ergonomie des R5 E-Tech. Und das ist auch gut so!Bild: Nissan

Nur die Auskleidung, die Polsterung und die Grafiken, die den japanischen Touch signalisieren, ändern sich. Die schmeichelhafte Verarbeitung, die natürliche Sitzposition und die logische Anordnung der Bedienelemente machen den Innenraum zu einem Ort, an dem man sich sofort wohlfühlt. Der Platz im Fond ist wie beim Franzosen knapp bemessen: nicht ideal für lange Beine, aber ausreichend für den Einsatz in der Stadt. Dasselbe gilt für den Kofferraum, der zwischen 326 und 1106 Liter fasst – Letzteres bei umgeklappter Sitzbank.

Keine Überraschung

Technisch steht der Micra dem R5 in nichts nach: Er verfügt über die gleichen 120- und 150-PS-Elektromotoren, die mit 40- bzw. 52-kWh-Batterien kombiniert sind. Dies ermöglicht eine tatsächliche Reichweite von ca. 340 km (416 km angekündigt), wobei eine Schnellladung mit 100 kW in ca. 30 Minuten oder eine Vollladung an einer 11-kW-Wallbox in weniger als fünf Stunden möglich ist.

Nissan Micra
Der Micra erweist sich als nutzerfreundlich, sowohl in der Stadt als auch auf längeren Strecken.Bild: Nissan

Der Fahrkomfort ist gleich: präzise Lenkung, agiles Fahrverhalten, progressive Bremsen und gut dosierbare Beschleunigung. Der von Nissan geliebte «One Pedal»-Modus – eine Neuheit auf dieser Plattform, die Renault gerade beim R5 eingeführt hat – fügt einen willkommenen Hauch von Fahrkomfort in der Stadt hinzu.

Nissan Micra
Der Kompromiss zwischen Komfort und Dynamik ist auf einem guten Niveau.Bild: Nissan

Der Micra behält also die mechanische Strenge und Lebendigkeit seines französischen Cousins bei, hebt sich von ihm aber durch seine Persönlichkeit ab. Wo der R5 auf Nostalgie setzt, erlaubt sich der Micra mehr Fantasie. Ein bisschen Ironie in den Augen, ein Hauch von Exotik und diese pikante Mischung aus Modernität und Schalk, die ihm so gut steht.

Nissan Micra
Die Reichweite der 52-kWh-Batterie ermöglicht längere Fahrten als das tägliche Pendeln.Bild: Nissan

Die Schweizer Preise werden höchstwahrscheinlich Ende der Woche im Rahmen der Auto Zürich bekannt gegeben und dürften sich in etwa auf dem Niveau des R5 E-Tech bewegen (ab 32 500 Franken in der mittleren Ausstattungsvariante mit 150 PS).

Über den Autor:

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bild: zvg
Jérôme Marchon ist ...
... seit seiner frühesten Kindheit ein leidenschaftlicher Autofan. Seine berufliche Karriere begann er in der Finanzbranche, trug aber schon früh zum Aufbau eines Auto-Blogs bei – bis er schliesslich seinen eigenen Blog gründete. Sein weiterer Weg führte ihn in die Chefredaktion der Revue Automobile. Seit 2018 ist er freiberuflich tätig und schreibt für verschiedene Auto- und allgemeine Print- und Digital-Medien in der Schweiz und im Ausland. Jérôme Marchon arbeitet auch als Übersetzer und Berater für redaktionelle Inhalte für Automobilveranstaltungen und Autohersteller.
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25 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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f303
04.11.2025 10:34registriert Februar 2014
„ Er begnügt sich nicht mehr damit, nachzuahmen.“
Doch doch, innen wie aussen ein R5,nur mit einem asiatischen Mäntelchen um.
Das ist nichts schlechtes, der R5 ist ein tolles Auto. Nur wirkt es etwas gesucht, gerade bei einem reinen FaceSwap von Eigenständigkeit zu sprechen.
Trotzdem, ein wichtiges Auto für die Elektromobilität, was hoffentlich ein Erfolg wird.
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asdfasdf
04.11.2025 10:54registriert Oktober 2024
Im Preisrange für 15'000 bis 19'000CHF wäre das ei tolles Auto. Mein Familienauto für 3 Kinder und Labrador hat 36'000chf gekostet. Warum soll so ein kleiner Winzling so viel kosten. Ist ja Wahnsinn. Müssen wir etwa alle 10'000 im Monet verdienen um zu überleben?
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Jep.
04.11.2025 09:36registriert Januar 2022
Cooles Auto, finde ich, sowas suche ich. Aber über 30'000 für einen Kleinwagen ist schon viel. Würde sich ein Kauf in F/D lohnen mit Überführung und Verzollung in die Schweiz? Hat da jemand Erfahrung?
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