Neulich im Zug schnappte ich im Vorbeigehen Gesprächsfetzen eines Pärchens auf. Die zwei sprachen gerade davon, übers Wochenende einen energetischen Frühlingsputz zu machen. «Was meinsch, Schatz?» Die Antwort hab ich nicht mehr mitbekommen, weil mein Partner wissen wollte, ob wir uns in dieses oder das nächste Abteil setzen sollen.
Auf jeden Fall hatte ich vom energetischen Frühlingsputz noch nie gehört, aber passend zur Jahreszeit, dachte ich, könnten wir so was auch machen. «Was meinsch, Schatz?» Mal wieder entkalken, abtauen und so, wär doch nicht verkehrt. Er fand, man könne mit anderen Massnahmen viel mehr Energie sparen, und dass ich das doch wisse.
Da hat er natürlich recht. Darüber, was beim Energiesparen in den eigenen vier Wänden richtig arg ins Gewicht fällt, hab ich gleich beim ersten Mal geschrieben, aber im Stromsparspiel für Mist, Energie und Geld zeigt sich, dass auch kleine Massnahmen in der Summe durchaus eine Rolle spielen.
Wieder zu Hause setze ich mich also an den Laptop und will wissen, was da alles dazugehört. Doch in den Suchresultaten erscheinen lauter esoterische Tipps, wie man seine Bude ausräuchern kann (wahlweise mit einer Feng-Shui-Anleitung) und Werbung für Auraspray und «LichtWesen Reinigungsspray».
Für mich definitiv die falschen Adressen. Immerhin zwei, drei Suchresultate handeln davon, Dinge zu reinigen, die etwas mit Strom statt mit Aura zu tun haben.
Ausgerüstet mit dem gesammelten Wissen, überzeuge ich erst mal meine bessere Hälfte und wir machen uns zwei Tage später ans Werk. Zuerst bei ihm und ich dann später auch bei mir zu Hause. Wir wohnen ja (noch) nicht zusammen.
Doch bei den Fenstern zweifeln wir. Da heisst es, die Fenster zu putzen sorge dafür, dass man abends später die Lampen einschaltet, weil wieder mehr Licht durch die Fenster fällt. Aber mal ehrlich: Wie schmutzig können Fenster eigentlich sein?
Das Eisfach beziehungsweise den Eisschrank abtauen, macht energietechnisch hingegen tatsächlich Sinn. Denn nur schon bei einer Eisschicht von zwei Millimetern steigt der Energieverbrauch um rund 10 Prozent. Das finde ich doch recht arg. Sein Eisschrank hat eine No-Frost-Funktion. Abtauen ist überflüssig. Aber das Eisfach in meinem Uralt-Kühlschrank hat das Abtauen dringend nötig. Da sind es definitiv Zentimeter und nicht Millimeter.
Die Dichtungen von Kühlschrank und Backofen putzen wir mit einer neutralen Seife und warmem Wasser, weil sie, so heisst es, dadurch wieder richtig abdichten und weniger Wärme bzw. Kälte verloren geht. Doch hier zeigt sich der Effekt nur, falls die Dichtungen zuvor stark verschmutzt waren, und das sind sie weder in seiner noch in meiner Wohnung.
Die Dichtung vom Kühlschrank soll ich mit einem Blatt Papier in der geschlossenen Tür kontrollieren. Wenn man beim Rausziehen des Papiers einen Widerstand spürt, ist der Kühlschrank dicht. Zum Glück hab ich seinen Kühlschrank als Vergleichsgrösse. Da ist der Widerstand tatsächlich grösser als bei meinem.
Bei nächster Gelegenheit werde ich also meinen Vermieter fragen, ob ein neuer Kühlschrank drin liegt. Immerhin ist das Ding über 13 Jahre alt. Aber wenn, dann müsste es ein Klasse-A-Gerät werden. Das verbraucht rund 40 Prozent weniger Strom als eine C-Kiste.
Wenn wir schon bei der Frühlingsputzete sind, wollen wir gleich auch ein paar Sachen erledigen, die so oder so anstehen. Da wär zum Beispiel der Wasserkocher. Jeder Millimeter Kalkschicht erhöht den Stromverbrauch um 8 Prozent. Das ist zwar nicht viel, aber wenn man einen Wasserkocher nutzt, um Strom zu sparen, hat ein verkalkter Wasserkocher etwas Ironisches. Und bei der Gelegenheit kriegt auch meine kleine Kaffeemaschine eine Entkalkungskur.
Auch Waschmaschine und Geschirrspüler erhalten etwas Liebe. Letzterer in Form einer Filterreinigung und Regeneriersalz, damit sich kein Kalk ablagert. Die Waschmaschine bekommt Dichtung, Filter und Waschmittelschublade gereinigt. Damit soll sich die Lebensdauer der Geräte verlängern und das spart schliesslich ebenfalls Energie. «Das sollte man aber öfters als nur im Frühling machen», sagt mein Partner. Und da ich weder eine eigene Waschmaschine noch einen Geschirrspüler habe, kann ich da nicht mitreden.
Für mich viel wichtiger: Wir können die Wäsche bald wieder an der frischen Luft trocknen. Das spart enorm viel Energie, wenn dadurch der Tumbler oder Secomat wegfällt. Eine Runde tumblern zum Beispiel braucht so viel Energie wie eine 60-Grad-Wäsche.
Und wie haltet ihr das mit dem Frühlingsputz, den Dichtungen und der Wäsche?