Zu sagen, dass der Junior einen donnernden Start hingelegt hatte, ist eine Untertreibung – zumindest für Italien. Nur drei Tage nach seiner Lancierung mit grossem Pomp im Herzen von Mailand musste der Name des neuesten Modells der Firma mit dem Biscione geändert werden. Im Dezember letzten Jahres kündigte Alfa Romeo an, dass der nächste Sprössling «Milano» heissen würde – eine Hommage an die Stadt, in der die Marke im Jahr 1910 gegründet wurde.
Das ist ein guter Ansatz, zumal der Name «Milan» in den 80er und 90er Jahren für die in die USA exportierten Modelle Alfa 75 verwendet wurde. Adolfo Urso, der Wirtschaftsminister, sah jedoch rot, als er erfuhr, dass der Milano auf den Fertigungsstrassen der Stellantis-Gruppe in Polen hergestellt werden soll. Er argumentierte, dass «diese ausgelagerte Produktion einen Affront für Italien darstellt und nach dem Gesetz eine Irreführung der Kundschaft darstellt, die glauben könnte, dass das Produkt aus Italien stammt. [...]»
Um den Frieden zu wahren und angesichts der anhaltenden Streitigkeiten zwischen Stellantis und den italienischen Gewerkschaften ruderte Alfa Romeo zurück und kramte den Namen «Junior» aus der Vergangenheit hervor.
Der Junior ist Teil der Strategie, die Produktpaletten der Marken, die zur Stellantis-Gruppe gehören, vollständig zu überarbeiten. Die Strategie besteht darin, Modelle auf Basis gemeinsamer modularer und Multi-Energie-Plattformen zu entwickeln, um sowohl Verbrennungs- als auch Hybrid- und Elektroversionen desselben Modells anbieten zu können. Der Alfa Romeo Junior ist das sechste Modell der Gruppe, das auf der CMP/e-CMP-Plattform basiert.
Er markiert die Rückkehr von Alfa Romeo in das äusserst attraktive und hart umkämpfte B-Segment. Wenn es der Marke gelingt, die ehemalige Kundschaft der früheren Modelle Mito und Giulietta zurückzugewinnen, ist das vorteilhaft. Er ist auch das erste vollelektrische Modell in der 114-jährigen Geschichte der Marke und, wie bereits gesagt, der erste Alfa Romeo, der ausserhalb von Italien hergestellt wird. Dies ist jedoch nötig, um «den Grundpreis bei etwa 30 000 Euro zu halten», erklärt Carlos Tavares, CEO von Stellantis.
Obwohl der Alfa Romeo Junior auf der gleichen Plattform wie die Modelle Peugeot 208/2008, DS 3 Crossback, Opel Corsa/Mokka, Citroën C3/C4, Fiat 600e, Jeep Avenger und Lancia Ypsilon III basiert, behält er doch seinen eigenen Stil. Wenn man ihn näher betrachtet, ist es sogar schwierig, seine technische Abstammung von seinen vielen Cousins zu erkennen, und das ist auch gut so!
Der Junior präsentiert stolz die stilistischen Codes von Alfa Romeo auf kleinstem Raum (4,17 Meter Länge). Angefangen mit dem berühmten Scudetto, dem dreieckigen Kühlergrill, der die Vorderseite ziert. Er ist in zwei Versionen verfügbar: eine mit dem vergrösserten und verkürzten Logo (Progresso) und eine mit dem ausgeschriebenen Schriftzug Alfa Romeo (Leggenda), der an die Kühlergrills der Modelle aus den 30er Jahren erinnert.
Die modellierten Seiten betonen die Sportlichkeit und laufen abrupt in das verkürzte Heck über – im Stil einer Coda Tronca (abgeschnittenes Heck), die von der Giulia TZ aus den 60er Jahren oder der neueren und exklusiven Giulia SWB Zagato übernommen wurde. Von dieser Diva sind auch das Rückleuchtenband und die Betonung der Karosserielinie zwischen der Farbe der Karosserie und der Farbe des Daches inspiriert.
Im Inneren kombiniert der Junior Tradition und Modernität mit einer eingebetteten volldigitalen Instrumentierung, die sich unter der doppelläufigen Cannocchiale-Instrumentenkappe befindet. Im Zentrum befindet sich ein 10,25-Zoll-Display für die sekundären Bedienelemente, die auch eine Emulation künstlicher Intelligenz mittels ChatGPT umfassen. Die Topversion Veloce verfügt über Sabelt-Sitze im Schalenstil. Die positive Überraschung liegt im Kofferraum: mit 400 l Nutzvolumen ist er einer der geräumigsten in der Klasse.
Alfa Romeo lässt dir die Wahl zwischen zwei verschiedenen Motorisierungen. Der Junior Elettrica ist – wie sein Name schon sagt – vollelektrisch. Die 54-kWh-Batterie treibt einen Motor mit 156 oder 240 PS (Elettrica Veloce) an. Die Reichweite (156 PS) beträgt bis zu 410 km (WLTP) oder bis zu 590 km (WLTP City). Die Batterie kann mit einer Schnellladestation mit bis zu 100 kW innerhalb von 30 Minuten von 20 % auf 80 % aufgeladen werden.
Als Hybrid-Modell hat Alfa Romeo den Junior Ibrida im Angebot. Der 1,2-Liter-Turbo mit drei Zylindern leistet 136 PS und verfügt über eine 48-V-Batterie, die einen 21 kW starken Elektromotor speist, der in das 6-Gang-Doppelkupplungsgetriebe integriert ist. Die Marke gibt an, dass mehr als 50 % der Fahrten in der Stadt mit der Kraft von Elektronen durchgeführt werden können. Dieser Motor ist auch mit dem Q4-Allradantrieb erhältlich.
Obwohl das Datenblatt des Junior «nicht wie bei einem Dragster» aussieht, wie der Chef der Marke, Jean-Philippe Imparato, zugibt, verkündet Alfa Romeo, dass das Ingenieurteam – übrigens das gleiche, das auch die legendäre Giulia GTA entwickelt hat – speziell am Fahrwerk gefeilt hat, um ein sportliches und agiles Fahrverhalten zu erreichen, das zur DNA der Marke gehört, ohne jedoch Leistungszahlen zu nennen. Die 240 PS starke elektrische Version des Veloce bringt ein Leergewicht von maximal 1545 kg auf die Waage.
Die ersten Fahrten werden im Juni kommenden Jahres stattfinden. Dann kannst du dich auch davon überzeugen, ob Alfa Romeo dieses Mal mit der Optik punkten kann, nachdem das Modell Tonale in dieser Hinsicht nur ein halber Erfolg war. Ab Mai können in der Schweiz Vorbestellungen zu einem bislang unbekannten Preis aufgegeben werden. Die Grundpreise auf dem italienischen Markt beginnen bei ca. 30 000 Euro für den Junior Ibrida und bei ca. 40 000 Euro für den Junior Elettrica.