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Anonymous kontert Elon Musks absurde Tweets mit KI-Bildern

KI-generiertes Bild zeigt Elon Musk und Donald Trump beim Küssen.
Mit solchen KI-generierten Bildern provoziert Anonymous die Anhängerschaft von Elon Musk und Donald Trump. Was ist mit Kollateralschäden? Screenshot: x.com
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Anonymous schlägt Elon Musk mit seinen eigenen Waffen – und es ist grosses Kino

Das Internet-Kollektiv bekämpft den Techmilliardär auf dessen Social-Media-Plattform X und führt dort eine Art «Cyber-Guerilla-Krieg». Ein spannendes und heikles Unterfangen.
03.09.2024, 19:5904.09.2024, 05:37
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Elon Musk fürchtet offensichtlich nichts mehr als Kamala Harris. Wie sonst ist zu erklären, dass der Techmilliardär die US-Politikerin ständig verunglimpft?

In einer seiner jüngsten Attacken verbreitete Musk am Montag ein KI-generiertes Bild, das die amtierende Vizepräsidentin und demokratische Präsidentschaftskandidatin als Kommunistin in roter Uniform zeigt.

Das Fake-Bild kommentierte er mit einer Lüge:

«Kamala schwört, vom ersten Tag an eine kommunistische Diktatorin zu sein. Unglaublich, dass sie dieses Outfit trägt!?»

Was war der Auslöser?

Das Ganze findet natürlich auf Musks Social-Media-Plattform X (Twitter) statt – einem Tummelplatz für Extremisten und Demokratiefeinde jeglicher Couleur. Und der Techmilliardär spielt im Wahlkampfteam von Donald Trump.

Dieser Tweet des Wahlkampfteams von Kamala Harris war der Auslöser:

Tweet des Wahlkampfteams von Kamala Harris zu Donald Trump.
«Donald Trump gelobt, vom ersten Tag an ein Diktator zu sein.» – «Wir werden ihn nicht lassen.»Screenshot: x.com

Statt etwas gegen die Desinformations-Kampagnen und den ausufernden Hass bei X zu tun, verbreitet der Plattform-Besitzer eigenhändig Lügen. Denn wie die informierte Öffentlichkeit nur zu gut weiss, war es nicht Harris, sondern Trump, der davon sprach, im Falle eines Wahlsieges Diktator «für einen Tag» zu sein.

Musks verunglimpfendes Posting wurde millionenfach gesehen. Kein Wunder: Er hat laut eigener Zählung fast 200 Millionen Follower. (Wobei ein beachtlicher Teil keine echten Menschen sind, sondern Propaganda-Bots.)

Allerdings hat Musk die Rechnung ohne Anonymous gemacht. Ein Account des Kollektivs mit immerhin 7,6 Millionen Followern postete als Antwort ein KI-generiertes Bild, das ihn in Nazi-Uniform mit Hakenkreuz-Binde zeigt.

Anonymous-Tweet zu Elon Musk.
Auch dieses KI-Bild wurde mit Flux generiert. So heisst der KI-Bildgenerator von Musks Firma xAI, der über den KI-Chatbox Grok mit X gekoppelt ist.Screenshot: x.com

Das KI-Bild kombinierte Anonymous mit einem frechen Spruch, der sich auf Musks Jugend im damals von rassistischen Weissen regierten Südafrika bezieht:

«Apartheid-Clyde in seiner ganzen Pracht, der Fehlinformationen verbreitet – hier sind wir also! Danke Grok! Kannst du glauben, dass Elon dieses Outfit trägt?»

Tatsächlich hat Anonymous dem Multimilliardär und Tesla-Gründer schon länger den Krieg erklärt. 2021 wurde eine Warnung an ihn gerichtet – und seither versuchen die Aktivisten mit vereinten Kräften, dem immer stärker polarisierenden Unternehmer Paroli zu bieten.

Warum nutzt Anonymous weiterhin X?

«Es ist ein schmutziger Job, aber irgendjemand muss ihn ja machen.»
So steht's im X-Profilbeschrieb von Anonymous
KI-generiertes Bild, das Elon Musk und Donald Trump in Nazi-Uniformen unter einer Decke zeigt.
Und noch ein KI-generiertes Bild, das Musk und Trump unter einer Decke zeigt.Screenshot: x.com

Als die Betreiber des X-Accounts @YourAnonNews von einem Trump-Fan auf den Widerspruch hingewiesen werden, dass sie mit ihren Postings Elon Musks Plattform quasi unterstützen, fällt die Antwort klar aus: Es handle sich um «Cyber-Guerilla-Kriegsführung». Und:

«Widerstandskämpfer verwenden immer die Ausrüstung des Gegners gegen ihn.»
Anonymous

Weiter argumentieren die unbekannten Betreiber des Anonymous-Profils, dass sie mit ihren Aktivitäten auf der Plattform die Infrastrukturkosten in die Höhe treiben würden. Und die Rechnung bezahle Musk.

Der besagte X-Account hat (wie erwähnt) fast acht Millionen Follower und trägt das blaue Häkchen, das bezahlende User mit Premium-Abo erhalten. Anonymous betont, man bezahle nichts dafür, dies sei vielmehr von Musk für grosse Accounts veranlasst worden.

Allerdings wissen wir auch, dass Musk als Plattformbetreiber den Empfehlungs-Algorithmus kontrolliert. Das heisst, er kann über seine Software-Entwickler steuern, welche Inhalte bei X stark verbreitet werden.

Wohin führt das?

Bleiben die grundlegenden, ziemlich unangenehmen Fragen, denen sich auch alle seriös arbeitenden Journalistinnen und Journalisten im Alltag stellen müssen:

  • Soll man X weiter aktiv nutzen, also mit eigenen Aktivitäten zu deren Erfolg beitragen, obwohl die Plattform unter dem Einfluss russischer Geldgeber steht und unter Elon Musks Führung dafür verantwortlich ist, Demokratien weltweit zu destabilisieren?
  • Ist ein kompletter Boykott sinnvoll?
  • Wie bringen wir Politikerinnen und Politiker und andere wichtige Akteure dazu, X den Rücken zu kehren und über andere Dienste zu kommunizieren?

Kritisch anzumerken ist hier zudem, dass Anonymous, wie watson, mit der Verbreitung solcher KI-Bilder mehr oder weniger ungewollt den Hype ankurbelt. Und wenn solche Bilder nicht gut erkennbar als Fake gekennzeichnet sind, könnte sich das in Zukunft rächen ...

Musks Firma xAI, die den Chatbot Grok entwickelt, steckt mitten in einem KI-Wettrüsten mit anderen grossen Techkonzernen und dem Markführer bei generativer künstlicher Intelligenz, der US-Firma OpenAI. Dies bringt Fortschritt, hat aber auch Schattenseiten.

Anfang Woche liess Musk verlauten, sein Unternehmen verfüge nun dank einer Kooperation mit dem Chiphersteller Nvidia über das leistungsfähigste KI-Trainingssystem der Welt. Ganz unbescheiden wird der entsprechende Rechnerverbund, der angeblich in der Rekordzeit von 122 Tagen realisiert wurde, «Colossus» genannt.

Dies könnte X zu einem noch weitaus gefährlicheren Desinformations-Instrument machen.

Bekanntlich blockieren populäre KI-Bildgeneratoren wie DALL-E (ChatGPT) und Midjourney Begriffe wie «Kamala Harris» und «Donald Trump», um das Erstellen von irreführenden KI-Fakebildern zu verhindern.

Bei X soll es zwar auch entsprechende Regeln geben. Doch werden sie nicht durchgesetzt, wie die alltägliche Flut an KI-Bildern auf der Plattform zeigt.

Tatsächlich sind KI-generierte Bilder so etwas wie eine Obsession für den republikanischen Präsidentschaftskandidaten Donald Trump geworden. Er teilt solche Inhalte auch immer wieder auf seiner Social-Media-Plattform mit dem irreführenden Namen Truth Social.

Seine jüngste Fixierung auf KI-generierte Inhalte kommt laut Beobachtern zu einer Zeit, in der im US-Kongress ernsthafte Bedenken über die Verwendung solcher Inhalte im Wahlkampf geäussert werden. Allerdings gibt es in den USA derzeit nur wenige oder gar keine Bundesgesetze oder andere Einschränkungen dazu.

Wieso attackiert Anonymous nur das Trump-Lager?

Der oben erwähnte Trump-Supporter mit dem User-Namen @AmericanPapaBear hat dazu bei Anonymous nachgehakt. Sein Vorwurf: Das Internet-Kollektiv sei gar nicht «der Widerstand», sondern gehöre selbst zum «Establishment», weil es den US-Präsidenten Joe Biden und dessen Vize Kamala Harris unterstütze.

Daraufhin stellt Anonymous klar:

«Wir sehen Kamala als ein Mittel zum Zweck. Wir würden niemals den rechten Faschismus unterstützen, und wir haben Joe Biden schon oft angeprangert. Im Moment konzentrieren wir uns auf die Dezimierung des rechten politischen Flügels. Sobald das erreicht ist (und das wird es), werden wir auf jeden Fall dafür sorgen, dass Kamala zur Verantwortung gezogen wird.

Warum sollten wir das nicht tun? Wir sind nicht für Milliardäre, wir haben nie eine rechte Politik unterstützt – wir folgen dem Hackermanifest – wir wollen, dass die Menschen das sein können, was sie in diesem Leben sein wollen (...)

Das Establishment muss sich ändern. Das meiste, was mit dem Establishment nicht stimmt, hat mit dem Irrsinn der rechtsextremen Christo-Faschisten zu tun, die die USA auf den Kopf gestellt haben (...)»
quelle: x.com

Und jetzt du!

Was hältst du vom Anonymous-Plan, Elon Musk auf dessen eigener Social-Media-Plattform zu bekämpfen? Wäre ein Boykott sinnvoller? Und wie erreicht man sonst die User, die sich nur in ihrer X-Blase bewegen?

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167 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Palpatine
03.09.2024 19:13registriert August 2018
Dann beantworte ich mal für euch die Frage, ob (seriöse) Journalisten "X" (Twitter) noch benutzen sollten.

Nein. Sollten sie nicht.
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Grife
03.09.2024 19:32registriert Februar 2023
‚Wie bringen wir Politikerinnen und Politiker und andere wichtige Akteure dazu, X den Rücken zu kehren und über andere Dienste zu kommunizieren?‘

Indem Medien wie watson aufhören, in ihren Artikeln Tweets von ebendiesen Politikern und wichtigen Akteuren zu teilen!
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James McNew
03.09.2024 19:33registriert Februar 2014
Aber selbstverständlich gibt es immer noch Leute, die ihn verteidigen. Alles nur free speech. Alles nur Humor (für Erstklässler) haha.
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