Muss ich eine Niere verkaufen, wenn das iPhone kaputt geht?
Die Handy-Tester der Stiftung Warentest haben sich den neuen Star aus dem Hause Apple vorgeknüpft. Und kommen zu einem beunruhigenden Fazit:
Was ist passiert?
Wie alle Testkandidaten musste das iPhone X eine Fallprüfung durchlaufen – und scheiterte laut aktueller Medienmitteilung: «Bei einem von drei Exemplaren war nach dem Test in der Falltrommel die gläserne Rückwand zertrümmert, bei den beiden anderen war das Display defekt und zeigte Streifen.»
Damit sei «das neue Luxusmodell das zerbrechlichste iPhone aller Zeiten», konstatiert die renommierte deutsche Stiftung: Die Vorgänger- und Schwestermodelle des «X» hätten den Falltest bestanden, rufen die Tester in Erinnerung. Und auch bei der Akkuleistung vermochte das «X» nicht zu begeistern.
Abschliessend schreiben die Tester:
So teuer sind iPhone-Reparaturen
Reparieren – oder gleich ein neues Gerät kaufen? Ende Oktober hat Apple eine aktualisierte Preisliste für iPhone-Reparaturen veröffentlicht. Und diese Liste hat es in sich.
Ein Schaden am neuen Premium-Modell iPhone X koste so viel wie ein ordentliches Smartphone bei der Konkurrenz, hält das deutsche Techportal golem.de ernüchtert fest.
Das dürfte damit zu erklären sein, dass havarierte iPhones, die zum Beispiel ein zersplittertes Gehäuse aufweisen, nicht repariert, sondern durch neue Exemplare ersetzt werden.
Beim iPhone 7 und neueren Modellen rücken Wasserschäden in den Hintergrund, weil sie wasserdicht sind (IP67 zertifiziert). Die meisten Reparaturen betreffen zersplitterte Displays.
Mit der neuen Preisliste sind auch einige Reparaturen der älteren Modelle teurer geworden. So kostet nun der Displaytausch der 7er-iPhones rund 30 Franken mehr. Anfang Jahr hatte Apple laut golem.de schon einmal die Reparaturpreise erhöht.
Der Blick zurück zeigt, dass die iPhone-Reparaturen im März dieses Jahres deutlich günstiger waren: So kostete die Bildschirmreparatur beim iPhone 7 Plus 175 Franken. Wenn man das 5,5-Zoll-Display heute ersetzt, sind es 205 Franken.
Apple will Zusatzversicherung verkaufen
Mit den hohen Preisen für den Reparatur-Service wolle Apple wohl seine Zusatzversicherung attraktiv machen, schreibt Golem. «AppleCare+» kostet zurzeit 249 Franken und umfasst maximal zwei Unfallschäden, zuzüglich Selbstbehalt, und zwar:
Sprich: Wenn das iPhone X zu Boden stürzt und der Glasrücken zersplittert, bezahlt man 350 statt gut 600 Franken.
Es ist anzunehmen, dass angesichts des hohen Kaufpreises (1200 oder 1390 Franken) sowie der zerbrechlichen Vorder- und Rückseite vermehrt Käufer eine Versicherung abschliessen.
Das deutsche Techportal Golem hat in einem aktuellen Bericht Smartphone-Versicherungen unter die Lupe genommen. Und kommt zum Schluss, dass sie teuer und meist überflüssig seien. Wobei das iPhone X ein Spezialfall sei ...
Sicher ist, dass die Versicherungen nicht nur für die Anbieter ein gutes Geschäfts sind, sondern auch für Mobilfunk-Provider. «Immer häufiger werden die Versicherungen gerade bei teuren Smartphones im Verkaufsgespräch mitangeboten.» Denn für jeden erfolgreichen Abschluss gebe es eine Provision.
Was ist mit günstigen Reparatur-Diensten?
Unabhängige Handy-Reparatur-Shops bieten eine günstige Alternative zum Hersteller oder einem autorisierten Fachhändler. Grosser Nachteil: Die freien Anbieter haben keine Apple-Zertifizierung, was bedeutet, dass Apple bei einem Folgefehler nicht haftbar gemacht werden kann. Im Gegenteil: Wenn ein Reparateur statt Original-Teilen Billigkomponenten verbaut, kann dies neuen Ärger einbringen, wie Business Insider berichtete.
Apple lege grossen Wert darauf, dass iPhones immer bei offiziellen Partnern oder bei Apple selbst repariert werden, denn dadurch verdiene das Unternehmen zusätzlich Geld.
Warum kosten die Reparaturen bei den neueren iPhones so viel?
Die Reparaturexperten von iFixit haben das iPhone X gleich nach dem Verkaufsstart in seine Einzelteile zerlegt. Gemäss dem Reparierbarkeits-Index erhält es 6 von 10 Punkten.
Was die Spezialisten beeindruckte, war, dass Apple immer mehr Technik auf weniger Platz unterbringt. Die zentralen Erkenntnisse aus dem «Teardown»:
- «Das iPhone 10 hat das erste doppelstöckige Logic Board – seit dem allerersten iPhone. Der Nachteil dieses cleveren Designs ist, dass Reparaturen auf Boardlevel extrem schwer werden – nahezu unmöglich in manchen Fällen.»
- «Glas auf der Vorder- und Rückseite verdoppelt die Wahrscheinlichkeit von Fallschäden – und wenn das Rückglas bricht müssen alle Komponenten entfernt und das gesamte Gehäuse ausgetauscht werden.»
- «Ein gesprungenes Display kann ersetzt werden, ohne die biometrische Face ID-Hardware zu entfernen.»
- «Gute Neuigkeiten für alle, die noch per Kabel laden: Der Lightning Connector wirkt, als ob er extrafest ist (...).»
Ältere Modelle sind einfacher zu reparieren
Folgende, zum Teil viel ältere Smartphones haben von iFixit eine höhere Gesamtnote erhalten, sind also leichter reparierbar:
- Fairphone 2 (10 von max. 10 Punkten)
- MotorolaDroid Bionic (9 Punkte)
- MotorolaAtrix 4G
- Xiaomi Redmi Note 3 (8 Punkte)
- LG G5
- LG G4
- Google Nexus 5
- Samsung Galaxy S4
- Blackberry Z10
- Samsung Galaxy Note 2
- Samsung Galaxy Note
- Samsung Galaxy S2
- Nokia N8
- Dell Streak
- Lenovo Moto Z (7 Punkte)
- Vivo X7+
- Wiko Pulp 4G
- Huawei P9
- Oppo R9m (F1+)
- Google Pixel
- Apple iPhone 7
- Apple iPhone 7 Plus
- Meizu MX6
- Google Nexus 5x
- Apple iPhone 6s Plus
- Apple iPhone 6s
- OnePlus 2
- Google Nexus 6
- Apple iPhone 6
- Apple iPhone 6 Plus
- Fairphone 1.0
- Motorola Moto X
- Google Nexus 4
- Apple iPhone 5
- Google Nexus S
- Apple iPhone 3GS
- Apple iPhone 3G
Tests von über 300 Smartphones gibt's bei test.de (Produktfinder Handys). In Kürze will die Stiftung Warentest in der Test-Datenbank auch die kompletten Prüfergebnisse zum iPhone X veröffentlichen.
