Die neue iPhone-Generation ist da und bei Preisen zwischen 849 und 1739 Franken fragt sich vermutlich die eine oder der andere, wie gut sich das neue Smartphone reparieren lässt. Die Reparaturprofis von iFixit haben sich das neue iPhone 15 geschnappt, zerlegt und zeigen im Video, dass sich das neue Apple-Phone – wie bereits das iPhone 14 – leichter als frühere Modelle öffnen lässt.
Da sich die Rückseite relativ einfach entfernen lässt, kann beispielsweise ein schwacher Akku vergleichsweise leicht ausgewechselt werden – allerdings gibt es einen grossen Haken, wie wir gleich sehen werden. Bei den teureren Modellen 15 Pro und Pro Max muss nach wie vor das fragile Display entfernt werden, um an den Akku und andere Bauteile zu gelangen. Das mache Reparaturen «etwas riskanter als beim iPhone 14», schreiben die Reparaturprofis von iFixit.
Bauchschmerzen bereitet ihnen aber etwas anderes: In der Praxis werde die eigentlich verbesserte Reparierbarkeit mit Software-Blockaden zunichtegemacht. Das heisst: Trotz der besser reparierbaren Konstruktion des iPhones erschwert es Apple Konsumenten und unabhängigen Reparaturwerkstätten mehr als je zuvor, Teile wie Display, Kamera oder auch nur den Akku auszutauschen.
Von iFixit gibt es daher nur 4 von maximal 10 möglichen Punkten und die Bewertung «nicht empfehlenswert».
Das Motiv dahinter sei Profit, kritisieren die Reparaturexperten. Denn Apples Software-Blockaden für immer mehr Komponenten bedeuten, dass Privatpersonen und unabhängige Reparaturunternehmen für zahlreiche Reparaturen weiterhin nur neue, direkt von Apple gekaufte Teile verwenden können. Die Wiederverwendung von eigentlich noch perfekt funktionierenden Originalteilen aus defekten iPhones wird hingegen softwareseitig unterbunden, was DIY-Reparaturen und die Arbeit von unabhängigen Reparaturwerkstätten stark einschränkt. Sie verwenden oft Ersatzteile aus nicht mehr zu rettenden Geräten. iFixit kritisiert, dass Apples Verhalten das Elektroschrott-Problem vergrössere.
Um ihre Kritik zu verdeutlichen, demonstrieren die Reparaturexperten, was passiert, wenn man beispielsweise die Selfie-Kamera aus einem iPhone 15 Pro Max nimmt und in ein anderes iPhone 15 Pro Max einsetzt. «Leider führt der Austausch der Frontkamera zwischen zwei unserer 15-Pro-Max-Geräte zu einem Totalausfall», schreibt iFixit.
Zu (teilweisem) Funktionsverlust oder Warnmeldungen kommt es auch beim Austausch anderer Originalteile wie Touch ID, Display, Akku, Haupt-Kamera oder USB-C-Port, wie die folgende Grafik von iFixit zeigt.
Die Tabelle spricht Bände: Apple verlangt für immer mehr Bauteile eine sogenannte Teile-Kopplung (Parts Pairing). Dabei können nur die bei Apple bezogenen Ersatzteile mit dem iPhone gekoppelt und über Apples Server freigeschaltet werden.
Grundsätzlich ist es verständlich, dass Apple Reparaturen mit minderwertigen Ersatzteilen verhindern will. iFixit stört sich aber daran, dass Apple selbst bei Originalteilen ein softwareseitiges Pairing der Ersatzteile verlangt, um sein eigenes Reparatur- und Ersatzteile-Geschäft zu schützen.
Diese Software-Barrieren sollen Privatpersonen und unabhängige Reparaturanbieter einschränken; beispielsweise indem mit Warnmeldungen verhindert wird, dass Konsumenten einen noch guten Original-Akku aus einem defekten iPhone in ein anderes iPhone einsetzen. Wird dieselbe Reparatur von Apple durchgeführt, «löst sich das Problem in nichts auf», schreibt iFixit.
In der Konsequenz bedeute dies, dass Reparaturwerkstätten teure «Ersatzteile von Apple kaufen und die Reparatur dann über ein Chat-System verifizieren lassen müssen, das persönliche Informationen vom Kunden verlangt». Günstigere Reparaturen mit Original-Ersatzteilen werden erschwert, was wiederum falsche Anreize schaffe, ein neues iPhone zu kaufen.
Apples Ansatz unterscheidet sich somit diametral von Fairphone, das mit günstigen Ersatzteilen Anreize schafft, das Smartphone selbst zu reparieren.
iFixit meint daher: «Die grösste Bedrohung für die Reparatur sind nicht mehr störrischer Klebstoff oder proprietäre Schrauben», sondern Apples «restriktive Teile-Kopplung». Aus diesem Grund haben die Reparaturprofis vor einigen Tagen die Reparatur-Bewertung des iPhone 14 von 7 auf 4 Punkte gesenkt.
Bei iPads und MacBooks sei die Situation ähnlich. Auch dort nehme Apples Würgegriff zu, um unabhängige Reparaturen einzuschränken.
Von den Reparaturprofis gibt es aber auch Lob für Apple: Der US-Konzern habe seit dem iPhone 14 begonnen, seine Geräte von Grund auf reparierbarer zu bauen – allerdings nicht freiwillig. Die EU und die USA pochen immer vehementer auf reparierbare Geräte und der iPhone-Konzern passt sich dieser Zukunft an. So haben Apple und andere Handy-Hersteller damit begonnen, Ersatzteile auch an Private zu verkaufen und Reparatur-Anleitungen zur Verfügung zu stellen. Dies ist der Grund, warum das iPhone 15 immerhin 4 von 10 Punkten erreicht.
Parallel erschwert Apple nach wie vor den Austausch von defekten Bauteilen, um die volle Kontrolle über das Reparatur-Geschäft zu behalten – offiziell zum Wohle und zur Sicherheit der Kunden.
Apple betrieb im Einklang mit anderen Giganten der Tech-Branche jahrelang intensive Lobbyarbeit, um ein «Recht auf Reparatur» zu verhindern. Wenn Apple also neuerdings sagt, man unterstütze das Recht auf Reparatur, ist dies nicht zuletzt eine Image- und PR-Offensive, da sich neue Reparatur-Gesetze kaum mehr verhindern lassen. Man inszeniert sich als konsumentenfreundlicher Konzern, um weitergehenden Forderungen den Wind aus den Segeln zu nehmen. Die EU will etwa, dass Produkte wie Smartphones oder Fernseher fünf bis zehn Jahre lang nach dem Kauf repariert werden müssen.
wydy
Schlaf
Als ich Ende letzter Woche gesehen habe, dass es noch mal ein Sicherheitsupdate für das alte, aber standhafte Gerät gibt, wurde dieser bestellt.
Es ist jetzt der 3. Akku für mein 6s, etwas anderes hat es nie gebraucht.
Da ich es nur zum telefonieren, watsonieren und mal was im Duckduck zu suchen brauche, geht das völlig in Ordnung für mich und meine Ansprüche.
chris-swiss