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Das sagt Apple-Chef Tim Cook zu Klimaschutz und Greenwashing

Apple investiert in den Bau von zwei der weltweit grössten Onshore-Windenergieanlagen in der Nähe der dänischen Stadt Esbjerg, wie das Unternehmen im Sommer 2020 mitteilte.
Apple hat in den Bau von zwei der weltweit grössten Onshore-Windenergieanlagen in der Nähe der dänischen Stadt Esbjerg investiert, nun streicht der CEO in einem aktuellen Interview die Bemühungen des Konzerns im Kampf gegen die Klimakrise hervor.archivBild: Apple

Das sagt Apple-Chef Tim Cook zu Klimaschutz und Greenwashing

04.10.2023, 09:0304.10.2023, 09:29
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Die negativen Folgen der globalen Erderwärmung stellen nach Einschätzung von Apple-Chef Tim Cook auch die Unternehmen vor grosse Herausforderungen.

«Es gibt wohl keine grössere Krise als den Klimawandel.»
Tim Cook

«Man muss sich dafür nicht nur die Dürren, die Waldbrände und die Hitze in diesem Sommer anschauen», sagte Cook in einem aktuellen Interview in Thisted in der dänischen Region Nordjylland. Der US-Konzern betreibt dort mit einem dänischen Partner einen Solarpark, aus dem Apples europäisches Rechenzentrum in Viborg mit Strom versorgt wird.

«All diese Ereignisse erinnern uns ständig daran, wie wichtig der Klimaschutz ist», sagte Cook. Daher sei es auch im besten Interesse der Aktionärinnen und Aktionäre, dass sich die Unternehmen mit dem Klimawandel befassten.

Der Apple-Chef betonte, bei der Umweltpolitik seines Konzerns handle es sich nicht um eine Marketing-Massnahme oder sogenanntes Greenwashing, also den Versuch, sich in der Öffentlichkeit ein umweltfreundliches und verantwortungsbewusstes Image zu verleihen, ohne dass es dafür eine hinreichende Grundlage gebe.

«Ich halte Greenwashing für verwerflich. Wenn Sie sich ansehen, was wir tun, dann ist das harte Arbeit.»
epa10675114 Apple CEO Tim Cook (R) reacts as developers and members of the media photograph and examine products following the keynote address for the 2023 Apple Worldwide Developers Conference (WWDC) ...
Tim Cook bei der Präsentation der Mixed-Reality-Brille Vision Pro im Juni 2023.Bild: keystone

Was tut Apple konkret?

Kunststoff soll aus Verpackungen verschwinden

Apple ist nach eigenen Angaben mit seinen Büros, Ladengeschäften und Produktionsstätten seit dem Jahr 2020 klimaneutral.

Der iPhone-Hersteller hat sich darüber hinaus selbst verpflichtet, bis zum Jahr 2030 komplett klimaneutral zu arbeiten. Dieses Versprechen umfasst nicht nur den Betrieb bei Apple selbst, sondern die komplette Zulieferkette sowie den ökologischen Fussabdruck der Apple-Produkte. In die Rechnung fliesst auch der Stromverbrauch der Geräte selbst mit ein.

Cook betonte, das von Apple genutzte Feld mit Sonnenkollektoren in Nordjylland stehe beispielhaft für die Klimaschutz-Aktivitäten seines Unternehmens.

«Wir haben auch 30 Prozent der Bauteile der Apple Watch aus recycelten Materialien hergestellt. Wir haben unsere Verpackungen verkleinert und werden bis zum nächsten Jahr alle Kunststoffe aus den Verpackungen entfernen.»
Wie alle Rechenzentren von Apple werde auch das Rechenzentrum des Unternehmens in Viborg, Dänemark, zu 100 Prozent mit erneuerbarer Energie betrieben.
Wie alle Rechenzentren von Apple werde auch das Rechenzentrum in Viborg, im dänischen Jütland, zu 100 Prozent mit erneuerbarer Energie betrieben.Bild: Apple

Das 2020 eröffnete Apple-Rechenzentrum stehe unmittelbar neben einem grossen «Stromnetzknoten», der unter anderem aus dem Solarpark Thisted versorgt wird, heisst es. Da der Knoten auch an Ökostrom aus Norwegen und Schweden angeschlossen sei, komme das Rechenzentrum ohne die übliche Notstromversorgung durch grosse Dieselgeneratoren aus. Wenn in Thisted die Sonne nicht auf die Solarpanels scheine, werde Wasserkraft der skandinavischen Nachbarn und im Notfall Strom aus Deutschland verwendet.

Was sagen unabhängige Fachleute?

Bei der jüngsten Untersuchung der Klimaversprechen grosser Konzerne durch den Thinktank New Climate Institute und die Umweltorganisation Carbon Market Watch erzielte Apple hinter der dänischen Reederei Maersk die besten Noten, deutlich vor Konzernen wie Amazon, Volkswagen, Mercedes-Benz, Deutscher Telekom und Samsung.

Allerdings konnten die Autorinnen und Autoren des «Corporate Climate Responsibility Monitor 2023» (CCRM) nicht sämtliche Berechnungen von Apple im Detail nachvollziehen. Ausserdem schnitt der grosse Apple-Partner Foxconn, der in seinen Fabriken die Geräte zusammenbaut, schlecht ab.

Apple sei eines der wenigen der 24 im CCRM bewerteten Unternehmen, das sich «mittelfristig einigermassen ehrgeizige Emissionsreduktionsziele gesetzt hat und diese auch umsetzt», heisst es auf newclimate.org.

«Wir haben jedoch festgestellt, dass die Behauptungen von Apple zur Klimaneutralität eine unnötig irreführende Übertreibung der Ambitionen des Unternehmens darstellen. Ohne das irreführende Marketing könnte Apple bei mehreren Aspekten seines Klimaplans eine Vorbildfunktion einnehmen, aber es gibt auch noch erhebliche Bereiche mit Verbesserungspotenzial.»

Und die Reparierbarkeit?

In dem Interview ging Cook auch auf den Vorwurf ein, Apple mache es seinen Kundinnen und Kunden zu schwer, die Produkte mit dem Apfel-Logo selbst zu reparieren. Was das «Recht auf Reparatur» angehe, habe Apple «schon viel getan».

«Wir verfügen über so viele Leute, die für Reparaturen zertifiziert sind. Und wenn Sie eine Reparatur selbst durchführen wollen, stellen wir Ihnen Werkzeuge und Verfahren zur Verfügung, damit Sie die Reparatur zu Hause durchführen können.»

Viele Leute wollten das aber nicht tun, so Cook. «Sie wollen zu jemandem gehen, der es gewohnt ist, Dinge zu reparieren. Und so versuchen wir, die Suche nach einem Dienstleister so einfach wie möglich zu gestalten.»

Dann sind da noch die uralten iPhones

Um die Recyclingquoten zu erhöhen, ist Apple darauf angewiesen, dass sich noch mehr Konsumentinnen und Konsumenten von ihren nicht mehr gebrauchten Smartphones trennen, statt diese in einer Schublade zu vergessen. Tim Cook wünscht sich, dass die Kundschaft ihr altes Mobilgerät eintauscht, wenn sie ein neues iPhone kauft. Dafür schreibt das Unternehmen einen kleinen Betrag gut.

«Wenn das alte Gerät noch funktioniert, werden wir es aufbereiten und weiterverkaufen. Wenn es nicht mehr funktioniert, nehmen wir es auseinander und recyceln die Materialien.»
Tim Cook

Quellen

Interview der Nachrichtenagentur DPA

(dsc/sda/dpa)

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3 Kommentare
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    Donnie wird 79 – und wir haben das, äh, perfekte Geburtstags-Geschenk für ihn
    Das aktuelle Geschehen in Trumpistan und im Rest der Welt im Spiegel der Karikaturistinnen und Karikaturisten. Garniert mit frechen Memes.

    Wichtig, geschätzte watson-Userin, geschätzter -User: In diesem «Tweeticle» werden keine Tweets geladen. Darum kannst du (hoffentlich munter) drauflos scrollen und die Bluesky-Inhalte ohne unseren IT-Support geniessen. 😉

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