Am 19. April 2022 erschüttert ein gewaltiges Erdbeben die Telegram-Kanäle deutschsprachiger Impfgegner und Anhänger rechtsextremer Verschwörungserzählungen: Xavier Naidoo hat soeben in einem dreiminütigen Video seinen Ausstieg erklärt. Bei Instagram, wohlgemerkt.
Die Reaktionen liessen nicht lang auf sich warten.
Der "Rechtsanwalt" Markus Haintz hat bezgl. Naidoo ein paar Fragen und wittert eine Verschwörung...
— Demoticker & Infos HB (@HB_Demoticker) April 20, 2022
Alter...alle komplett durch. pic.twitter.com/pIbAa1GLbz
Wie zu erwarten, hagelte es auch viel Spott und Häme für Naidoo, der in den letzten Wochen vom Corona-Leugner zum Putin-Versteher mutiert war und über seine Kanäle russische Kriegspropaganda gegen die Ukraine verbreitete.
Der Österreicher Florian Aigner erhielt für seinen positiven Kommentar zu Naidoos Ausstieg viele Likes:
Der Kommunikationswissenschaftler Marko Kovic meint zum angeblichen Sinneswandel des Sängers:
Erstes prominentes Impfopfer: Xavier Naidoo mit Chip-Implantat auf Mainstream-Linie gebracht #xaviernaidoo pic.twitter.com/WV6Q8H7lF1
— Der Gazetteur (@dergazetteur) April 20, 2022
Eine fundierte kritische Einordnung von Naidoos Entschuldigung gab es (unter anderem) vom deutschen Journalisten Hanning Voigts. Dieser twitterte am Mittwoch:
Der 39-jährige Voigts arbeitet seit 2012 für die Frankfurter Rundschau und gilt als Experte für die extreme Rechte in Deutschland. Er hat intensiv zu Neonazis recherchiert und sich auch mit der gesellschaftliche Radikalisierung während der Corona-Pandemie auseinandergesetzt.
Zu Naidoos angeblichem Sinneswandel schreibt er:
Ostendorf ist ein bekannter deutscher Rechtsextremist und der Frontmann der rechtsextremen Hooligan-Band Kategorie C. Er wirkte mit Naidoo an Querdenker-Songs mit.
Der deutsche Journalist und Osteuropa-Kenner Krsto Lazarević erinnert bei Twitter daran, dass Naidoo mit seinen öffentlichen Äusserungen den Judenhass geschürt habe.
Eine andere Twitter-Userin meint:
Wir möchten aus aktuellem Anlass noch mal daran erinnern, welche Dinge das so waren, die #XavierNaidoo so verbreitet hatte. https://t.co/59MRIPP7lL
— Volksverpetzer (@Volksverpetzer) April 20, 2022
Einst galt Naidoo als Aushängeschild für Toleranz und Integration, rufen andere Beobachter in Erinnerung. Sein Song «Was wir alleine nicht schaffen (das schaffen wir dann zusammen)» sei zur inoffiziellen Hymne der deutschen Nationalmannschaft bei der Fussballweltmeisterschaft 2006 geworden.
Nun stehe ihm ein schmerzhafter persönlicher Prozess bevor, sofern es der 50-Jährige tatsächlich ernst meine.
Was hältst du von der 180-Grad-Wende Naidoos? Ist seine Entschuldigung ernstgemeint – und was sollte er nun zusätzlich tun, um die Ankündigung glaubhaft zu machen?
(dsc)